Das Fest der Köpfe
zu seinem Partner einige Worte, der nickte und sich dann in Bewegung setzte.
Sie wollten über die Brücke gehen.
Suko wußte noch nicht, was das zu bedeuten hatte, aber er setzte sich von der anderen Seite her in Bewegung, um sie auf dem Übergang zu treffen.
So weit ließen sie ihn nicht kommen, denn sie blieben bei den von Suko aus gesehen hinteren beiden Köpfen stehen und wühlten in ihren Taschen herum. Helle, lange Gegenstände zogen sie hervor. Frische Kerzen, mit denen sie die abgebrannten ersetzen wollten. An Suko verschwendeten sie keinen Blick. Er hatte längst den Brückenbogen betreten und schlenderte auf die beiden zu. Er versuchte bereits jetzt herauszufinden, ob die Chemie zwischen ihnen stimmte. Sie kümmerten sich nicht um ihn, räumten die Kerzenstummel aus den Köpfen und schleuderten sie in den Fluß.
In Sprechweite blieb Suko stehen. Der mit der Pudelmütze schaute ihn kurz an. Er hatte ein breites Gesicht und stechende Augen. Sein Freund war kleiner. Sein Haar wuchs so lang, daß er es im Nacken zu einem Pferdeschwanz hatte binden können, der bei jeder Bewegung auf und nieder wippte.
Sie kümmerten sich nicht um Suko, tauschten die Kerzen aus und holten Zündhölzer hervor. Ihre Bewegungen wirkten wie einstudiert, sie taten es nicht zum erstenmal.
Die Dochte bekamen ihre Nahrung, Flammen flakkerten in die Höhe. Ihr Licht leuchtete das Innere der ausgehöhlten Kürbisse aus und gab den Gesichtern ein schauriges Leben.
Das Licht füllte die Einschnitte aus. Schon zu Beginn hatte Suko erkannt, daß diese Gesichter einen bösen Touch hatten. Der wurde durch das Licht noch unterstrichen.
Durch die tänzelnden Bewegungen der Flammen bekamen die Kürbisse ein Eigenleben. In den Schlitzen der Augen verteilten sich Licht und Schatten ebenso wie in den breiten Mäulern, die aussahen wie waagerecht gelegte Kerben. Die beiden Männer gingen weiter, zufrieden mit ihrer Arbeit. Aber da stand Suko, und er stand ihnen im Weg, obwohl sie um ihn herum hätten gehen können. Platz genug war vorhanden.
Sie blieben vor ihm stehen. Der mit dem Pferdeschwanz schaute den Inspektor böse an.
»Hau ab!« sagte er. »Hau schnell ab! Dreh dich um und verschwinde wieder. Sofort!«
Suko lächelte. »Und wenn es mir hier gefällt?«
»Es kann dir nicht gefallen. Nicht hier! Nicht dir, einem verdammten Fremden.«
»Und Chink«, sagte der Pudelmützenmann.
Suko überhörte das. »Kommt ihr aus Kimberly?«
»Warum?«
»Dort will ich hin.«
Die beiden schauten sich an. Zuerst sahen sie aus, als wollten sie lachen, dann schüttelten sie den Kopf. Pferdeschwanz meinte: »Kimberly ist nichts für dich.«
»Was habe ich getan?«
»Verschwinde!«
»Das ist hier kein Privatbesitz. Ich bin Tourist. Ich kann mich hier frei bewegen.«
»Kannst du auch, Chinese, kannst du alles. Nur solltest du Kimberly auslassen. Das ist kein Ort für dich. Da wollen wir in den nächsten Tagen unter uns bleiben.«
Suko schob sein Kinn vor und nickte. »Ah — verstehe. Ihr meint das Halloween-Fest.«
»So ähnlich.«
»Ist die Zeit nicht falsch?«
Der stechende Blick des Pudelmützcnträgers nahm einen hinterlistigen Ausdruck an. »Ob die Zeit falsch oder richtig ist, mußt du uns überlassen, Chinese.«
»War nur eine Frage.«
»Und jetzt hau ab — endgültig!«
Suko nickte, schaute zurück, dann nach vorn. Die Typen standen dicht vor ihm. Sie rochen nach Gewalt. Etwas verlegen strich Suko über seine Stirn. »Sagen Sie mal, muß ich drehen, oder zweigt vor Kimberly noch eine Straße ab?«
»Nein, du mußt zurück.«
»Aber das kenne ich schon. Da komme ich doch her. Ich wollte etwas Neues sehen. Kimberly gehört dazu.«
Die Kerle begriffen nicht sofort. Suko nickte ihnen zu, drehte sich um und ging zu seinem Leih-Golf. Die beiden Kerzenanstecker flüsterten miteinander. Sie schienen noch nicht richtig begriffen zu haben, was der Fremde wollte.
Der aber fuhr an.
Er wendete nicht, sondern rollte auf die Brücke zu. Gesichter mit großen Augen und Unglauben in den Zügen glotzten ihm entgegen. Die Männer konnten es nicht fassen. Sie drohten wütend, sprangen aber zur Seite, um Suko nicht im Wege zu stehen.
Der gab Gas und rollte vorbei an den Masken, die hier eine Grenze markierten. Suko hatte noch einen Blick auf die mit Kerzenlicht erfüllten Augenschlitze werfen können, die aussahen wie ein böses, grausames Versprechen. Auf Kimberly war Suko gespannt.
Das zweite Erwachen?
Eigentlich nicht, denn das erste
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