Das Fest der Köpfe
eigenen…«
»Davon können wir ausgehen. Das Grab ist leer, Neill. Du hast es selbst gesehen.«
»Stimmt, aber…« Er schlug die Hände vor die Augen. »Ich habe es nie so recht glauben wollen.« Er ließ die Arme sinken und ging zur Seite, um sich von der Wahrheit der Worte zu überzeugen. Was er sah, war schrecklich für ihn. Es erwischte ihn wie der Stoß mit einer Lanze mitten in den Magen. Er preßte die Hände auf seinen Bauch, aber nicht der schreckliche Anblick hatte ihn so irritiert, es war etwas anderes gewesen. Und das mußte Suko wissen.
Zitternd streckte erden Arm aus. »Die — die Frau — sie ist nicht tot. Sie bewegt sich, o Gott!« schrie er. »Sie bewegt sich…«
***
Suko fuhr herum!
Der Küster hatte nicht gesponnen, denn die ›Leiche‹ war tatsächlich dabei, sich aufzurichten. Sie tat es rein mechanisch, als wäre sie eine Puppe, in deren Körper ein Motor lief.
Steif fuhr der Oberkörper hoch…
Suko stand für wenige Sekunden unbeweglich. Er mußte es erst begreifen, denn was er befürchtet hatte, war eingetreten. Mary Quint hatte Besuch von einem Zombie gehabt und war durch dessen Biß — oder was immer es gewesen sein mochte — getötet worden. Aber nicht richtig getötet, denn der höllische Keim der Untoten war gelegt worden. Er steckte jetzt in ihr, ebenso wie in ihrem Mann.
Die Wunde war tief, schimmerte dunkel, war verkrustet, aber der Kopf hatte noch immer eine Verbindung zum Rumpf. Er kippte nicht zur Seite, als die lebende Leiche sich mit ihren Krallenfingern an der Bettdecke festhakte, als suchte sie dort einen bestimmten Halt.
Der Küster war völlig von der Rolle. Er mußte erkennen, daß sich dieser Schrecken nicht in einem Film abspielte, sondern grausame Wirklichkeit war. »Mein Gott, was machen wir denn jetzt…?«
»Du nichts.«
»Aber man kann sie…«
»Man kann, Neill.«
Suko machte einen Schritt auf das Bett zu. Der Schädel der lebenden Leiche befand sich mit den Kerzenflammen auf einer Höhe. Sie warfen ein finsteres Schattenfeuer über ihn hinweg, das Stücke seiner düsteren Seele aus dem Innern an die Oberfläche zu holen schien. Das flackernde Licht fand überall seinen Weg und drang auch ein in die tief liegenden Augenhöhlen des weiblichen Zombies, dessen Haare sich gelöst hatten und wie dünne, graue Bänder den Kopf umhingen. Sie drehte ihn langsam nach rechts, denn eine lebende Tote wie sie roch, wo sich der Mensch aufhielt.
Wo sich das Fleisch befand. Das warme, lebende, zuckende Fleisch. Ein verfluchter Irrsinn, und Suko legte seine Hand auf den Griff der Dämonenpeitsche.
Zitternd schaute der Küster von der Tür her zu, als der Inspektor einen Kreis schlug, damit sich die Sperre löste und die drei aus Dämonenhaut bestehenden Riemen hervorrutschen konnten.
Sie klatschten zu Boden. Nur für einen Moment, denn als die lebende Leiche sich drehte, da holte Suko bereits aus und schwenkte seinen Arm um eine Idee nach rechts.
Das Ziel war nicht zu verfehlen.
Er wartete noch für die Dauer eines Wimpernschlags, dann drosch er zu. Der Schlag wischte gegen die Gestalt. Hinter Suko stieß der Küster einen leisen Schrei aus. Drei Riemen trafen.
Drei Riemen erwischten den verfluchten Schädel. Einer von ihnen trennte sich von den anderen und zuckte am Hals des Monstrums entlang, wo er die Wunde noch tiefer riß.
Die Gestalt schrie nicht. Sie riß nur die Arme hoch, breitete sie aus, ohne damit der Trefferwucht etwas nehmen zu können. Für einen Moment blieb sie im Bett sitzen, dann kam das große Aus.
Die Gestalt kippte zur Seite. Sie rollte über den Rand und schlug mit einem dumpfen Geräusch gegen die alten Holzdielen des kleinen Schlafzimmers.
Vor dem Bett blieb sie liegen.
Schleifende Schritte erklangen, als der Küster mit langsamen Bewegungen auf Suko zukam. Sein Gesicht sah aus, als wollte er anfangen zu lachen. Wenn ja, wäre es ein Lachen des Wahnsinns gewesen, das irgendwann in einem dumpfen Brabbeln und Kichern geendet hätte. Suko tätschelte die Wange des Mannes. »Du brauchst keine Furcht zu haben, Neill. Es ist alles okay. Es ist alles okay. Mary Quint ist endgültig tot…«
»Die — die Peitsche?«
»Ja, sie ist etwas Besonderes.« Suko drehte den Küster herum. »Da, schau hin.«
Neill traute sich zunächst nicht. Suko mußte ihn schon anschieben, damit er über das Bett hinwegblicken konnte. Der Körper selbst war nicht zu sehen, dafür die Reaktion auf die Treffer. Denn hinter dem Bett hervor drang ein
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