Das Fest der Köpfe
eigenen Beruhigung.
Drei Stufen später konnte er die Lichtquelle genauer erkennen. Sie stand genau dort, wo das Geländer sein Ende gefunden hatte. Ein dicker, viereckiger Pfosten stützte es ab.
Genau auf dem Pfosten stand der Kopf!
Ein sehr dicker Kürbis, hellrot angestrichen mit geschnitzten Augen, einer hineingeschnittenen Nase und kleinen Zacken an seiner Unterseite, die aussahen wie Zähne. Sie waren mit einem Messer hineingeschnitten worden, damit es so aussah, als würde sich der Samhain-Kopf am oberen Viereck des Pfostens festklammern. Es war ein Bild wie von einem Regisseur inszeniert. Die Kerze war nicht zu sehen. Man hatte den Kopf über sie gestülpt.
Aber wer?
Suko schaute sich den Schädel an. Er kam ihm vor wie eine Warnung. Zudem konnte er sich nicht vorstellen, daß ein Zombie ihm diesen Schädel in den Weg gestellt hatte.
Da mußten andere Helfer am Werk gewesen sein.
Menschen aus Kimberly?
Das war nicht von der Hand zu weisen. Wenn die lebenden Leichen hier regierten, hatten die Menschen nichts zu lachen.
»Hast du eine Ahnung, Suko?«
»Nein, Neill. Aber ich werde mir den Kopf mal näher anschauen. Bleib du zurück.«
»Okay, ich möchte auch nicht weiter. So mutig bin ich nämlich nicht, verflucht.«
Suko ging den ersten Schritt, berührte die nächste Stufe, als sich die Dunkelheit hinter dem Schädel bewegte. Sie bekam Lücken, die wiederum von zwei Männern ausgefüllt wurden.
Sie gingen so weit vor, bis der Schein sie erreichte. Suko mußte zugeben, daß er die beiden noch nie zuvor gesehen hatte. Sie waren ungewöhnlich gekleidet. Beide trugen blaue, lange Hosen und Jacketts, die mehr Kittel ähnelten, weil sie bis zu den Hüften reichten. Das sah nach einer Einheitskleidung aus. Von den Gesichtern war nicht viel zu erkennen. Beide hatten die Haare aber sehr kurz geschnitten, so daß der Begriff Bürste paßte.
Es war keine klebrige Furcht, die Suko überfiel, dazu war er zu abgebrüht.
Er wußte jedoch, daß er diese beiden nicht gerade zu seinen Freunden zählen konnte.
Das sagten sie ihm auch.
»Du warst oben, nicht?«
»Sicher.«
»Und du hast sie gesehen?«
»Stimmt auch.«
»Wie gefällt sie dir denn?«
»Überhaupt nicht!« erwiderte Suko. »Sie ist tot. Sie ist endgültig tot, versteht ihr?«
Die Kerle schauten sich an. Sie bewegten dabei nur ihre Köpfe. Das Zeichen genügte Suko, um zu wissen, daß er an einem Kampf nicht vorbeikommen würde. Er war schon froh, daß er es mit normalen Menschen zu tun hatte.
Er ging vor.
Da handelten die Kerle. Synchron griffen sie hinter sich. Sie standen im Hellen, Suko noch im Schatten, auch er legte seine Hand auf die Beretta, was sie wahrscheinlich so genau nicht sehen konnten, denn die Kerle verließen sich lieber auf ihre Schlagstöcke, die sie klatschend gegen die offenen Handflächen tanzen ließen.
»Jetzt komm her, Meister!«
»Aber klar doch!« Suko nickte. Hinter seinem Rücken hörte er einen erstickt klingenden Laut, dem ein tiefes Stöhnen folgte. Wahrscheinlich hielt Neill ihn für einen Selbstmörder.
Sie ließen Suko bis zur zweitletzten Stufe kommen. Dann sprang der rechte von ihnen vor.
Er holte aus — und erstarrte!
Suko hatte seinen rechten Arm angewinkelt und die Hand vorgeschoben. Aus ihr ragte die Beretta hervor, und die wiederum hatte eine Mündung, die eine tiefe Delle in das dünne Fleisch unter dem Adamsapfel des Kerls drückte…
Der Mann regte sich nicht. Die Spielregeln waren ihm bekannt. Er zuckte nicht einmal mit den Lippen. Eine von innen kommende Kälte hatte ihn starr werden lassen.
Suko schaute in ein verzerrtes Gesicht, in dem sich trotzdem nichts rührte.
»Laß deinen Knüppel fallen, Freund!« Der Mann gehorchte. »Und du ebenfalls.«
Auch der zweite Schlagstock polterte zu Boden. Suko behielt die Pistole trotzdem am Hals des Mannes. Er sprach nicht zu ihm, sondern zu dem Küster.
»Wie wäre es, wenn du etwas näher kommst und dir die beiden netten Menschen mal ansiehst, Neill? Vielleicht kennst du sie sogar. Kimberly ist wirklich nur ein Dorf.«
»Ja, mach ich.« Er kam, er ging unsicher, das war zu hören, und er blieb noch hinter Suko stehen.
»Nun, Neill?«
»Ich weiß, wer sie sind.«
»Wie schön. Wer denn?«
»Die arbeiten bei Dr. Stepanic. Sie sind - na ja, sie sind seine Helfer. Pfleger oder so.«
»Und was haben diese beiden mit Zombies zu tun?«
»Das weiß ich auch nicht.«
»Kennst du die Namen?«
»Klar. Den du da bedrohst, das ist Hutch. Der
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