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Das Fest der Pferde

Das Fest der Pferde

Titel: Das Fest der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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offensichtlich Zeit ließ.
    Endlich verließ die Frau die Telefonzelle, und der junge Mann machte eine auffordernde Geste zu Bille hin.
    „Nein, nein, ich will nicht telefonieren. Ich warte auf jemanden“, wehrte sie ab, und der Mann verschwand in der Zelle.
    Von einem Zettel las er eine Nummer ab und wählte. Während er auf Antwort wartete, warf er den Zigarettenstummel zu Boden, zertrat ihn und zündete sich sofort eine neue Zigarette an, die er aus einer zerknautschten Packung aus seiner Hemdtasche zog. Mit dem Fuß bewegte er die Tür wie einen Fächer.
    Bille schaute die Straße hinunter. Nun war es gleich halb drei, und von Tom war immer noch keine Spur zu sehen. Der Asphalt schien in der Mittagshitze zu kochen.
    „Hallo? Ja, Firma Barschke und Co. hier, könnte ich mal den Chef sprechen?“
    Mann, hatte der eine Stimme! Als trüge er eine Wäscheklammer auf der Nase. Na, vielleicht gefiel ihm das.
    „Hallo? Herr Wenold ? Ja, Barschke und Co., wir sollten Sie heute anrufen... Ja, selbstverständlich!... Gern, Herr Wenold , wird gemacht! Nach Feierabend, wie das letzte Mal, natürlich, Herr Wenold ... Aber Herr Wenold , Sie haben es mit einem Profi zu tun! Nicht mit irgendeinem... ja, das verspreche ich Ihnen, das geht in Ordnung. Keine Menschenseele, ist doch klar. Heute abend um elf schaffe ich Ihnen das Zeug weg. Wird nur diesmal ein bißchen teurer werden. Schließlich ist das nicht irgendein Abfall, Sie verstehen, die Sicherheitsmaßnahmen...“
    Bille horchte auf. Regungslos stand sie da und tat, als starre sie die Straße hinunter, dabei fühlte sie ihre Ohren buchstäblich der Telefonzelle entgegenwachsen.
    „...am besten, wir besprechen das heute abend , Herr Wenold . Ja, ist gut. Wiederhören.“
    Der junge Mann kam aus der Telefonzelle; er schlenderte über die Straße und schwang sich auf den Fahrersitz eines verschmutzten alten Lastwagens. Bille prägte sich die Autonummer ein. KI-ZC 9857. Der Mann warf seinen Zigarettenstummel aus dem Fenster, zündete sich eine neue Zigarette an und fuhr los. Kaum außer Sichtweite, hielt Tom hupend und mit komisch-verzweifelten Entschuldigungsgesten vor dem Postamt. Bille riß die Tür auf und sprang auf den Beifahrersitz.
    „Danke, daß du so spät gekommen bist, das war ein Geschenk des Himmels, glaube ich, KI-ZC 9857, KI-ZC 9857, hast du was zu schreiben da? KI-ZC 9857, schnell irgendein Stück Papier, KI-ZC 9857!“
    „Hast du was getrunken? Oder einen Sonnenstich? Was sollen diese geheimnisvollen Beschwörungsformeln? Hier, nimm die Rückseite der Tankquittung.“
    „Wenn wir ganz unverschämtes Glück haben, ist mir soeben unser Giftmüll-Gauner in die Arme gelaufen. Hast du den Lastwagen gesehen?“
    „Der mir eben entgegenkam? Machte sich ziemlich breit. Ja, ein rücksichtsloser Typ.“
    „Genau. Der hat soeben ein hochinteressantes Telefongespräch geführt, das ich belauscht habe. Mit einem Mann namens Wenold , bei dem er heute abend um elf Uhr etwas abholt, das nach seinen Worten ,nicht irgendein Abfall ist’ und für das es strenge gesetzliche Auflagen gibt, weshalb er auch diesmal etwas mehr Geld für die Beseitigung haben müsse.“
    „Menschenskind! Das wäre ja ‘n Ding!“
    „Los, fahr zum Sparmarkt rüber, dann können wir von Onkel Pauls Büro aus gleich Bode anrufen. Der Kerl hat sich mit , Barschke und Co.’ gemeldet.“
    „Na, ist alles gutgegangen?“ empfing Onkel Paul Bille fröhlich, als sie in sein Büro stürmten.
    „Gutgegangen? Was denn?“
    „Ich dachte, du wolltest zum Zahnarzt?“
    „Ach der! Das ist doch schon gar nicht mehr aktuell. Gib mir mal das Telefonbuch, schnell!“
    Bille begann fieberhaft zu blättern. Onkel Paul beobachtete sie kopfschüttelnd.
    „ Barschke ... Barschke ... Hier ist keine Firma Barschke und Co. verzeichnet, nicht einmal jemand mit diesem Namen.“
    „Er muß ja nicht hier aus der Gegend sein“, meinte Tom.
    „Das soll Wachtmeister Bode rausfinden. Darf ich mal telefonieren, Onkel Paul?“
    „Klar, mein Deern , aber vielleicht klärt mich hier einer mal auf, worum es geht?“
    „Wir haben eine heiße Spur. Jedenfalls glauben wir, eine zu haben. Erklär ihm das mal , Tom.“
    Während Bille mit Wachtmeister Bode telefonierte, berichtete Tom, was vor dem Postamt geschehen war.
    „Möglich ist es schon, daß es sich um denselben Kerl handelt, der das neulich angerichtet hat“, meinte Onkel Paul nachdenklich. „Ich hoffe nur, ihr haltet euch da raus und überlaßt es der

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