Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
Vom Netzwerk:
nicht sehen können, was für einen.
    Woody beschloss, Peggy und den Malibu vorläufig Chief Bonaldo zu überlassen. Er frühstückte mit Jill drüben in Wakefield – im historischen Wakefield, wie es sich gern selbst bezeichnet. Sie trafen sich in einem Friendly’s in der Main Street. Jill hatte Luke mitgebracht. Er hatte an diesem Tag wegen irgendeiner Lehrerkonferenz keine Schule.
    »Wer sind Sie?«, fragte Luke.
    »Ich heiße Woody Potter. Ich bin ein neuer Freund deiner Mutter.«
    Luke musterte ihn skeptisch, als sähe er nicht ganz ein, weshalb seine Mutter Freunde brauchte. Dann schaute er weg und fing an, mit einem Buntstift auf seinem Tischset zu malen. Er ging in die erste Klasse.
    »Ich hab dir doch schon erzählt, wer er ist, Schatz.« Jill sah Woody und dann ihren Sohn an. Hoffentlich würde dieser Morgen nicht so laufen, wie es manchmal vorkam.
    »Kann ich Pfannkuchen kriegen?«, fragte Luke. »Und heiße Schokolade mit Schlagsahne?«
    Normalerweise erlaubte Jill nicht, dass er Pfannkuchen und heiße Schokolade bekam – zu viel Zucker –, aber sie wusste, er bot ihr ein Geschäft an: Er bekam etwas Ordentliches zu essen und würde sich dafür gut benehmen. »Mal sehen«, sagte Jill.
    » › Mal sehen ‹ bedeutet › nein ‹ «, sagte Luke.
    Jill warf Woody wieder einen Blick zu, und diesmal lag darin aufkommende Verlegenheit.
    »Magst du Hunde?«, fragte Woody. »Ich habe einen in meinem Truck.«
    »Beißt er?«
    »Nur, wenn du ihm die Finger in den Hals schiebst.«
    »Was für ein Hund ist es?«
    »Ein Golden Retriever. Stöckchen werfen findet er fast besser als alles andere.«
    »Ich kann nicht gut werfen.«
    »Dann musst du es irgendwann lernen, oder?«
    Die Kellnerin nahm ihre Bestellung auf. Luke bekam seine Pfannkuchen und die heiße Schokolade. Woody bestellte das Gleiche und fragte Luke, ob er Erdbeeren auf den Pfannkuchen haben wollte. Er wollte. Also orderten sie beide noch Erdbeeren dazu. Jill wollte ein Gemüseomelett, und sie schaute Woody und ihren Sohn leicht genervt an. Tatsächlich fühlte sie sich ziemlich wohl. Luke erzählte Woody gerade, dass seine Großeltern keinen Hund ins Haus ließen. »Sie sagen, die haben Bazillen. Hat Ihr Hund Bazillen?«
    »Hab noch keine gesehen. Vielleicht ab und zu mal ’ne Zecke.«
    »Wie heißt Ihr Hund?«
    »Ajax. Nach einem Helden, der der größte, stärkste und mit der dümmste unter den griechischen Helden war.«
    »Ist Ihr Hund denn auch dumm?«
    »Ich hab den ganzen Sommer über versucht, ihm Lesen beizubringen, aber er rafft’s einfach nicht. Kannst du lesen?«
    »Geht so. Meine Mom hilft mir.«
    Das Frühstück kam. Luke zählte seine Erdbeeren und stellte fest, dass er drei mehr als Woody hatte. Er war hin und her gerissen zwischen der Möglichkeit, Woody eine abzugeben oder sie alle selbst zu essen. Dann gab er die drei überzähligen seiner Mutter. Während sie aßen, warf er kurze Blicke auf Woody, und wenn er fand, dass Woody und seine Mutter zu viel miteinander sprachen, stellte er eine Frage – Glaubt ihr, dass es im Weltraum noch Menschen gibt? –, oder er zeigte ihr was Cooles, zum Beispiel, wie er aus zehn Geleetöpfchen einen Turm bauen konnte. Woody brachte ihm bei, wie man sich einen Löffel an die Nase hängen konnte. Die Löffel fielen laut klappernd auf die Teller, und die Leute warfen gereizte Blicke herüber.
    Nach dem Frühstück lernte Luke draußen auf dem Parkplatz Ajax kennen. Woody musste den Hund zurückhalten, damit er Lukes Gesicht nicht ableckte.
    »Er ist groß«, sagte Luke.
    »Jep. Ich wette, er ist zehn Kilo schwerer als du.«
    »Kann ich auf ihm reiten?«
    »Das mögen sie nicht. Da tut ihnen der Rücken weh. Ist es okay, wenn du bei ihm auf dem Rücksitz sitzt, während wir zum Strand fahren?«
    »Leckt er mir das Gesicht?«
    »Du musst ihn wegschieben und sagen: › Nein. ‹ Er will nur freundlich sein.«
    »Warum hat er so viele Haare?«
    »Er kriegt gerade sein Winterfell.«
    Sie fuhren nach Narragansett Beach. Woody parkte den Wagen und nahm Ajax an die Leine, und sie gingen hinunter bis zum Wasser. Wie die Basslinie eines Liedes klang Woody die Besorgnis wegen der Ereignisse in Brewster ständig in den Ohren.
    »In Brewster gibt es einen tollen Strand«, sagte Woody. »Manchmal hat man das Gefühl, man kann bis Frankreich sehen.«
    Luke wusste nicht, ob er seine Mutter im Augen behalten oder, so schnell er konnte, am Strand entlangrennen sollte. »Was ist Frankreich?«
    »Ein Land. Es gibt ein

Weitere Kostenlose Bücher