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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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Aufsetzen sah er, dass der Kojote aufgehört hatte, an dem Schaf zu zerren, und sich zweifelnd umschaute. Barton zielte hoch und schoss noch einmal. Der Kojote flüchtete über die Mauer.
    Er drehte sich um und erstarrte. »Tig!«
    Seine Enkelin rannte auf die Hunde zu. Rags, der eine, hinkte. Einer der Kojoten lag tot auf dem Boden. Drei andere umkreisten jetzt Gray. »Tig!«, schrie er.
    Er zog sich an seinem Gehgestell hoch und humpelte ihr nach. Er hatte noch eine Patrone in der Flinte. Der Kojote, der das Schaf gerissen hatte, war wieder da und zerrte an dem Tier, doch darum konnte Barton sich jetzt nicht kümmern.
    »Tig, bleib stehen!«
    Wenn sie zu nah heranginge, würde einer der Kojoten sie vielleicht angreifen. Barton humpelte weiter, wütend auf das Gehgestell, wütend auf sein Knie. Gray stürzte sich auf die restlichen Kojoten und bekam einen im Nacken zu fassen. Die andern flüchteten in Richtung Sumpf. Der Kojote mit dem Schaf hatte es bis zur Mauer geschafft, aber Barton wollte seine letzte Patrone nicht verfeuern.
    Tig war bei Rags angekommen und umarmte ihn. Er hatte Blut am Hinterbein, dunkel glänzend im dichten Fell. Tigs gelbes Sweatshirt bekam rote Flecken davon. Gray stand in der Nähe und bellte. Eine Salve von Kojotengekläff kam von der anderen Seite der Weide. Barton sah, dass der mit dem Schaf verschwunden war. Kojoten waren nicht dumm. Sie wussten, dass sie mit dem, was sie getan hatten, ungeschoren davongekommen waren. Das bedeutete, sie würden wiederkommen. Nächstes Mal , dachte Barton, habe ich das Gewehr, und einen Revolver werde ich auch tragen. Er hatte einen Colt Python in der Tischschublade in der Diele eingeschlossen, einen . 357 er Magnum mit einem Acht-Zoll-Lauf. Im Waffenschrank in seinem Arbeitszimmer standen seine Jagdbüchse und ein Zwilling.
    Aber wäre es nicht besser, fragte er sich, einfach zu verkaufen und in die Stadt zu ziehen? Ich werde zu alt für diesen Blödsinn.
    Tig führte Rags zurück zum Haus. Barton erwartete sie mitten auf der Weide. »Mach das nie. Diese Kojoten fressen dich genauso schnell wie ein verdammtes Schaf.«
    »Rags ist verletzt«, sagte sie, als wäre damit alles beantwortet.
    »Du bist wichtiger als der Hund.«
    Tig hatte da anscheinend ihre Zweifel. Die Kojoten kläfften immer noch. Barton wollte den Tierarzt und einen Nachbarn anrufen, der weiter unten an der Straße wohnte und manchmal für ihn arbeitete, aber er hatte sein Handy im Haus gelassen. Er kam sich vor wie ein alter Trottel, als er im Bademantel mit seinem Gehgestell über die Weide taperte. Tig redete in besänftigendem Ton auf den Hund ein, fast so wie mit einem Baby. Gray blieb an ihrer Seite, sah sich jedoch immer wieder um.
    Ich schaffe noch mehr Hunde an , dachte Barton. Eine ganze Armee von Hunden .
    Als er fast am Haus war, zielte er dahin, wo der Kojote das Schaf über die Mauer geschleift hatte, zielte auf das Kläffen. Dann feuerte er seinen letzten Schuss ab. Diesmal gelang es ihm, das Gleichgewicht zu behalten. Die Kojoten verstummten für einen Moment, dann ging das Kläffen und Knurren weiter, als sie das tote Schaf zerrissen.
    Am Mittwochmorgen kam Woody wieder zu spät zur Besprechung, die um elf begonnen hatte, aber das war anscheinend nicht so wichtig. Ohnehin fand er, dass er seine Zeit mit Jill besser verwandt hatte. Trotzdem war ihm Brewster nicht aus dem Kopf gegangen. Er hatte ein unruhiges Gefühl, als wäre eine Erkältung im Anzug, doch dann erkannte er, dass es Angst war. Das war eine ganz neue Regung für Woody. Bei dem Raketeneinschlag im Irak hatte er Entsetzen verspürt, Angst jedoch niemals. Es gefiel ihm nicht, wie sie ihn umklammerte und sein Denken verkorkste.
    Die Befragungen der Männer und Frauen, die mit dem You-You zu tun hatten, gingen weiter, ebenso wie die mit den Neopaganisten und -heiden. Mehrmals waren Satanisten erwähnt worden, aber niemand wusste etwas Konkretes. Es waren immer nur Gerüchte. Inzwischen standen fünfzehn Wiccaner unter dem Schutz der Behörden.
    Die Suche im Great Swamp ging weiter, auch wenn sie durch den Regen behindert worden war. Ein Inspector von der Kriminalermittlungsabteilung der Umwelt-und Naturparkbehörde gab an, im Hancock Pond, einem Gewässer, das eine halbe Meile weit vom Great Swamp entfernt lag, liege eine kleine Insel, die man über ungefähr zehn aneinander gebundene Bretter erreichen könne. Der Effekt sei, dass man auf nachgiebig federndem Grund durch das Wasser wate. Captain Brotman

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