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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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sich.
    »Ich glaube schon. Ich weiß aber, dass er bei seinem Arzt in Wakefield war.«
    »Bei Dr. Maddox?« Sie standen vorn auf der Veranda. Bobby sah Lucy durch die Tür. Sie saß auf dem Boden und drohte einer Puppe mit gelben Haaren mit dem Finger.
    »Ja, genau.«
    »Gibt es da Rechnungen oder Unterlagen?«
    »So etwas erledigt Carl immer selbst.«
    »Und wie geht es ihm in letzter Zeit?«
    Harriet öffnete den Mund, um zu antworten, und schüttelte dann den Kopf. »Ehrlich gesagt, nicht so gut. Ich wollte Dr. Maddox diese Woche anrufen.« Ihre Augen wurden feucht, und Bobby hoffte, sie würde nicht anfangen zu weinen.
    »Was heißt › nicht so gut ‹ ?«
    »Er ist launisch. Schreit die Kinder an. Mich übrigens auch. Das steckt sicher nichts weiter dahinter. Und er schläft oben. Ich … ich weiß nicht so recht, was ich tun soll. Er spricht nicht mit mir. Zu Beginn des Sommers war er noch wundervoll. Aber dann … ich weiß nicht …«
    »Hat er je etwas zu der Katze gesagt?«
    »Er hat gesagt, er hätte damit nichts zu tun.«
    »Haben Sie ihm geglaubt?«
    »Ich kann doch nicht alles infrage stellen, was er sagt. Ich meine, er ist mein Mann.«
    Bobby fuhr hinüber zum Bestattungsinstitut. Carls Truck sah er nicht.
    »Nein, ich habe Carl heute Morgen nicht gesehen«, sagte Brantley. Er trug wieder seinen dreiteiligen Anzug. Als ob er drin schläft , dachte Bobby. Sie standen im Eingangsflur des Bestattungsinstituts.
    »Er war Sonntag hier«, fuhr Brantley fort. »Da habe ich ihn zuletzt gesehen. Aber er soll morgen früh wieder herkommen. Kann ich ihm etwas ausrichten?«
    »Ich hoffe, ich sehe ihn vorher noch. Wie hat er sich benommen?«
    »Gut. Wie immer. Stimmt etwas nicht?«
    »Nein. Reine Routine. Könnte er drüben in Ihrem Krematorium sein?«
    »Das bezweifle ich sehr. Da hat er noch nie gearbeitet.«
    Bobby fuhr hinunter nach Hannaquit, um zu sehen, ob Carl in dem Pfahlhaus war, in dem er in der Woche zuvor gestrichen hatte. Doch dort war keine Spur von ihm. Bobby fuhr eine Weile durch die Gegend und hoffte, Carls Truck zu sehen. Aber er sah ihn nirgends. Auf der Rückfahrt nach Brewster überlegte er, ob er Carl in die Fahndung geben sollte. Nur hatte Carl ja nichts getan . Noch nicht, jedenfalls. Vielleicht würde er es Chief Bonaldo gegenüber erwähnen, wenn er auf dem Polizeirevier war. Doch dann erfuhr Bobby von Peggy Summers.
    Früh am Mittwochmorgen hörte Barton Wilcox das Gebell der beiden Bouviers, Gray und Rags – ein hektisches, wütendes Gebell. Barton wusste, da waren Kojoten.
    Bernie war im Krankenhaus, und er war noch im Bademantel. Trotzdem stemmte er sich vom Stuhl hoch und schlurfte mit seinem Gehgestell langsam zur Tür. Draußen sah er zwei Kojoten, die auf die Mauer zuliefen, dicht gefolgt von den beiden Hunden. Die Kojoten waren erst ein einziges Mal bei Tag über die Mauer gekommen, und sie taten es nie, wenn die Hunde Wache hielten, was praktisch immer der Fall war. Aber am meisten überraschte ihn etwas, das er am anderen Ende der Wiese sah. Ein dritter Kojote schleifte ein Schaf zur Mauer. Das bedeutete, dass die beiden anderen ein Ablenkungsmanöver betrieben. Sie hatten einen Plan. Angst durchrieselte ihn.
    »Hey, aufhören!«, schrie Barton und wollte loslaufen. Die anderen Schafe wimmelten auf ihre blöde Art durcheinander, verängstigt, aber ratlos. Die Beine des Gehgestells verhakten sich im Gras, und Barton kippte vornüber und landete so hart auf dem Boden, dass es ihm den Atem verschlug.
    »Granddad!« Tig kam aus dem Haus gerannt.
    Barton winkte sie zurück. »Hol die Flinte und ein paar Patronen! Sei vorsichtig damit.«
    Die beiden Hunde balgten sich jetzt mit den Kojoten. Es waren große Kojoten, sicher zwanzig oder dreißig Kilo schwer, doch den Bouviers wären sie nicht gewachsen. Der dritte Kojote zog und zerrte an dem Schaf. Es war eins von denen, die im April geboren waren. Der Boden war nass und kalt vom Regen. Barton richtete sein Gehgestell auf und fing an, sich hochzuziehen.
    Die Flinte war eine Remington Pumpgun, Kaliber 12 . Als Barton sich aufgerichtet hatte, kam Tig aus dem Haus gerannt. Er nahm die Flinte, lud sie mit zwei Patronen und schob eine dritte in die Kammer. Er zielte auf den Kojoten mit dem Schaf. Dass er ihn treffen würde, glaubte er nicht – er war zu weit weg –, aber hoffentlich würde er ihm Angst einjagen. Er musste das Gehgestell loslassen, um zu schießen, und als er abdrückte, verlor er das Gleichgewicht und fiel hin. Beim

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