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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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fuhr dieses kurze Gespräch in Bonaldos Kopf Karussell. Brewster ging in Flammen auf, und Woody besuchte seine Mom?
    Er hatte mit weiteren Leuten gesprochen, und weitere Leute hatten sich beschwert, weil Fred »nichts tat«. Eine andere alte Freundin, Ricki Donovan, die er schon seit dem Kindergarten kannte, hatte ihn angeschrien: »Freddie, du ruinierst die verdammte Stadt! Du musst deinen Arsch hochkriegen und etwas tun !«
    Danke, Ricki .
    Harry Morelli setzte Bonaldo um fünf vor seinem Haus ab. »Schlafen Sie ein bisschen, Freddie. Sie haben morgen wieder einen langen Tag.«
    Bonaldo sagte Gute Nacht. Er hatte es eigentlich nicht gern, wenn seine Leute ihn Freddie nannten; es klang respektlos. Aber heute Nacht war es ihm egal. Wie sollte er Respekt erwarten, wenn er sich selbst nicht respektierte? Er ging den Weg zur Tür hinauf. Das Haus war dunkel. Sogar das Verandalicht brannte nicht. Vielleicht war Laura aus irgendeinem Grund wütend auf ihn. War sie vielleicht sauer, weil die drei Kinder hier untergebracht worden waren? Aber dazu hatte sie ein zu gutes Herz. Die Kinder hatten etwas Furchtbares erlebt, und als er den armen Hercel gesehen hatte, war ihm fast das Herz gebrochen. Der Junge hatte versucht, tapfer zu sein, obwohl er alles Recht der Welt hatte, zu heulen wie ein Baby.
    Bonaldo legte die Hand auf das Geländer und tastete sich die Verandastufen hinauf. Dann öffnete er die Windfangtür und wühlte in der Tasche nach seinem Schlüssel. Es war eine goldene Regel: Wenn er in die rechte Tasche griff, war der Schlüsselbund in der linken, griff er in die linke, war er in der rechten. Die Tür war weiß, und als Bonaldo die Schlüssel endlich gefunden hatte, sah er, dass etwas im Holz steckte, vielleicht ein Messer oder ein Dolch. Das Licht von der Straße blinkte auf der Klinge. Um das Messer herum war etwas Dunkles. Er streckte die Hand aus, berührte es und riss sofort die Hand wieder weg. Es fühlte sich pelzig an. Und dann merkte er, dass es wie etwas Totes roch.
    Er wollte die Tür aufschließen und das Licht anknipsen, aber entweder traf er das Schlüsselloch nicht, oder er hielt den Schlüssel verkehrt herum. Das dunkle, pelzige Ding wurde immer größer, je länger er es anschaute.
    Endlich hatte er die Tür geöffnet und knipste das Licht an. Das dunkle Ding war ein Bündel glänzendes braunes Haar. Bonaldo wusste sofort, was er da sah: Hartmanns Skalp.
    Der kommissarische Polizeichef Fred Bonaldo presste die Hände an den Mund, um nicht laut zu schreien. Er durfte die Kinder nicht wecken. Aber Bonaldo konnte nicht anders. Er schrie wie am Spieß.

18
    Jill Franklin gab die Aufsicht über Woodys Handy am Freitagmorgen um sechs wieder ab. Dabei war ihr Luke behilflich, ihr Sohn, der ins Schlafzimmer gestürmt kam, auf das Bett sprang und ein paarmal auf und ab hüpfte, bevor ihm klar wurde, dass seine Mutter einen Gast hatte.
    »Wer ’s ’n das? Ist das der Mann, bei dem Ajax wohnt?«
    »Er heißt Woody«, sagte Jill. »Weißt du noch?«
    »Ach ja, Woody.« Luke hüpfte noch ein bisschen. Wenn Ajax ihn mochte, war Woody vermutlich okay.
    Woodys Handy klingelte, und Jill reichte es ihm. Er hatte das linke Auge bereits geöffnet und überlegte, ob er das rechte auch aufmachen sollte. In den letzten vier Tagen hatte er insgesamt vielleicht zehn Stunden Schlaf bekommen. Bobby war dran.
    »Ich habe Neuigkeiten für dich.«
    Woody setzte an zu erwidern, er wolle sie nicht hören, aber Bobby redete hastig weiter. »Jemand hat Ernest Hartmanns Skalp an Fred Bonaldos Haustür genagelt, und zwar mit einem Athame. Fred hat ihn vor einer Stunde entdeckt. Er ist total neben sich.«
    Woody fuhr so schnell hoch, dass Luke beinahe auf den Boden gefallen wäre. Er bekam das Bein des Jungen gerade noch rechtzeitig zu fassen. Jill hatte gehört, was Bobby sagte, und schlug die Hand vor den Mund. »Mit einem was?«, fragte Woody.
    »Mit einem Athame. Das ist ein Zeremoniendolch, den moderne Hexen verwenden. Dieser hier hat einen Dreifachmond auf dem Griff und drei Runen auf der Klinge. Weißt du, was sie bedeuten?« Bobbys Stimme klang wie eine straff gespannte Saite – eine Roboterstimme.
    Woody war so wirr im Kopf, dass es wehtat, auch nur zwei Gedanken zusammenzufügen. Jill kniete vor ihm auf dem Bett und sah ihn sorgenvoll an. Ihr Bademantel stand halb offen, und Woody konnte ihren Nabel sehen. Er hatte das Gefühl, seine Prioritäten waren völlig im Eimer. Er hatte das Gefühl, er sollte Bobby sagen, dass

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