Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
Vom Netzwerk:
und immer in den Nächten, in denen Dr. Balfour und ich uns sahen. Als Donnerstagnacht drei Bewohner starben, dachte ich endgültig, da stimmt was nicht, und ich fragte mich, ob es was mit Dr. Balfour zu tun haben könnte. Ich meine, zuerst kam das mit dem Baby, dann der arme Kerl, der skalpiert wurde, dann Ronnie McBride und die Sache mit den Satanisten und die Kojoten. Und Dr. Balfour, der tauchte nachts einfach auf und rief vorher nicht mal an. Als ob er mich benutzte. Also habe ich zu ihm gesagt, ich glaubte, es sei seine Schuld, dass so viele Bewohner verstarben, und er sei es, der sie sterben ließ. Ich war nicht sicher, ich war nur wütend auf ihn, aber ich fand, es war ein allzu großer Zufall, er und diese alten Leute, die da starben. Er hat nur gelacht, hat mich dabei jedoch komisch angesehen. Er sah nicht aus, als ob er mich sehen wollte. Ich meine, er wollte mich nicht. Er hat mich sozusagen irgendwie taxiert. Dann habe ich ihn gefragt, was eigentlich mit all den Toten passiere, und da hat er wieder gelacht und gesagt, ich würde zu viele Illustrierte lesen. Er hat gelacht, aber es war nicht echt. Wissen Sie, diese medizinischen Unternehmen, die kaufen Gelenke und Skalpe und Sehnen, die kaufen alles, sogar Fingernägel. Und Körperbanken und Gewebebanken, die sind auch so – sie haben Verwendung für jedes kleinste Teilchen. Und ich glaube, da sind unsere Bewohner gelandet. Sie sind nicht einfach hingeschieden. Sie wurden zerstückelt und überallhin verschickt. Ich finde, darüber sollten Sie was schreiben, darüber und über Dr. Balfour.«
    Jill dachte ans College und an den Streit unter den Studenten über die Frage nach dem Urheber des Zitats: »Es rast die Hölle nicht wie ein verschmähtes Weib.« Die meisten glaubten, es sei von Shakespeare, aber Jills Freund Charlie Larkin sagte, es sei William Congreve, und vollständig heiße es: »Es zürnt der Himmel nicht wie Liebe, die zu Hass ward, es rast die Hölle nicht wie ein verschmähtes Weib.« Sie fand, damit war Margaret Hanna gut zusammengefasst.
    »Ich wette, er hat mich nie gemocht. Ihm haben nur die Blowjobs gefallen«, fuhr Margaret fort. »Das hat er mir heute Nachmittag gesagt. Er hat gesagt, Sex mit mir sei wie kaltes Hammelfleisch. Nur, dass er › ficken ‹ gesagt hat. Mich zu ficken sei wie kaltes Hammelfleisch. Und dann hat er gelacht und gesagt, wenn ich jemandem erzählen würde, was ich mir da ausgedacht hätte, dann würde ich meinen Job verlieren und vielleicht sogar ins Gefängnis kommen. Na, von mir aus komme ich eben ins Gefängnis. Ich will, dass Sie darüber schreiben. Ich will, dass die Leute über ihn Bescheid wissen.«
    Das Bild, das Margaret von Dr. Balfour zeichnete, war das eines Mannes mit Anspruchsdenken. Was er sich wünschte, glaubte er auch zu verdienen. In seinen Augen waren Alice Alessio und Margaret Hanna zwei dumme Frauen. Warum sollte er sie nicht benutzen? Die alten Leute, die er umgebracht hatte, wären sowieso demnächst gestorben. Er hatte die Sache nur beschleunigt. Margaret hatte es so nicht gesagt, doch Jill zählte eins und eins zusammen, und zum Teil schloss sie es auch aus dem, was Woody ihr schon erzählt hatte.
    »Er wollte, dass ich zu dieser Sache im Wald ging, zu dieser Party. Ich hatte in jener Nacht Dienst, aber ich wollte sowieso nicht hingehen. Es war kalt, und es klang so sonderbar. Das war diese Satanistenparty. Ich weiß es genau. Bei anderen Gelegenheiten beschrieb er gern die schrecklichen Dinge, die er in der Zeitung gelesen hatte, von Leuten, die getötet und in die Luft gesprengt worden waren, wie im Irak oder solchen Gegenden. Das Geschäft des Teufels, nannte er das. Nach einiger Zeit wurde mir klar, dass er das gar nicht schlecht fand, sondern gut. Gestern habe ich es noch zu ihm gesagt, ich habe gesagt, er finde das alles gut. Da hat er wieder gelacht und gefragt: › Wer ist der Stärkste? ‹ Ich habe ihn gefragt, was er damit meinte, aber er hat nicht geantwortet. Und da wusste ich, dass er Satanist ist.«
    Es kam noch mehr. Margaret erzählte, wie sie in Brewster aufgewachsen war, sie erzählte von Männern und Beziehungen, die schlecht gelaufen waren. Sie erzählte von Alice Alessio und Peggy Summers und Nina Lefebvre, die sie alle kannte. Nicht gut, aber sie kannte sie. Bei Nina Lefebvre hatte sie sogar als Babysitter gearbeitet, als sie auf der Highschool gewesen war. Doch ganz gleich, worüber sie redete, sie kehrte immer wieder zu Dr. Balfour und zu der Tatsache

Weitere Kostenlose Bücher