Das Fest der Schlangen
Parkplatz.
Der kommissarische Polizeichef Fred Bonaldo kochte vor Wut. Er begriff nicht, wie Baldo, sein eigen Fleisch und Blut, so dämlich sein konnte. Es war eine Sache, nach nebenan und vielleicht noch ein Haus weiter zu gehen, um ein paar Süßigkeiten zu sammeln, aber Baldo war spurlos verschwunden. Heute Abend war es gefährlich draußen. Er hätte längst nach Hause kommen müssen.
Während Bonaldo mit seinem Chevy TrailBlazer durch Brewster fuhr, sah er mehrere Kojoten, jedoch keine Menschen, nur Polizisten in ihren Streifenwagen. Baldo war dick und würde ein schönes Abendessen für die Kojoten abgeben. Der kommissarische Polizeichef schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn: Woran dachte er nur? Alles, was ihn kümmerte, war die Sicherheit seines Sohnes. Er war wütend, sonst gar nichts, und alles war vermasselt.
Und als Bonaldo durch die Water Street zurückfuhr, rief Laura an. Baldo sei zu Hause. Ihm sei nichts passiert. Mrs. Klimek, die um die Ecke wohnte, habe angerufen. Baldo und Hercel hätten vor ihrer Haustür gestanden, und auf der Straße seien Kojoten gewesen. Sie habe bei Laura angerufen, mehr als einmal, doch die Leitung sei besetzt gewesen. Also habe Mrs. Klimek sie selbst nach Hause gefahren. Jetzt säßen Baldo und die drei anderen Kinder in der Küche und äßen Süßigkeiten, als wäre nichts passiert. Fred solle nach Hause kommen und ihnen eine Standpauke halten.
»Darauf kannst du wetten, dass ich nach Hause komme!«, schrie Fred Bonaldo. »Und die kriegen mehr als nur eine Standpauke …«
»Sei nicht zu hart, Fred.«
Fred hörte nicht zu. Er trat das Gaspedal seines TrailBlazer herunter und schleuderte im Zickzack durch die Water Street. Er riss das Lenkrad herum und schoss seitwärts durch den Schnee. Während er noch versuchte, wieder auf Geradeauskurs zu kommen, sah er, wie ein SUV vom Parkplatz neben Tony’s Bar kam, »rausgerast, ohne nach rechts und links zu schauen«, wie Bonaldo später den Reportern erzählte.
Bonaldo trat auf die Bremse, aber der TrailBlazer rutschte weiter seitwärts, ohne auch nur ein bisschen langsamer zu werden. Im letzten Moment riss Bonaldo die Hände vors Gesicht. Er prallte seitwärts gegen das Vorderende des SUV und stieß ihn über den Randstein zurück, sodass er gegen die Wand von Phelps’ Installationsfirma krachte und dort stehen blieb. So kam es, dass es dem kommissarischen Polizeichef Fred Bonaldo gelang, Seymour Hodges zu fassen und eine Art Held zu werden.
Beth Lajoie brachte Jimmy Mooney mit Jimmys eigenem Wagen zum Revier, mit einem 1990 er Honda Civic, der seinen Eltern gehört hatte. Jimmy redete die ganze Zeit, und wegen des Schnees konnte Lajoie nur dreißig fahren. Sie fühlte sich wie in Sibirien.
»Digger Brantley hat gesagt, ich könnte mir einen BMW kaufen, meinen eigenen BMW , vielleicht einen Roadster. Er hat gesagt, ich könnte mir einen BMW Roadster und einen BMW SUV leisten. Haben Sie eine Ahnung, wie viele Mädels Sie mit einem BMW kriegen können? Die krabbeln einem zu den Fenstern rein. Nicht bei dem Roadster, sondern bei dem SUV . Ich würde sie wegjagen müssen. Nicht alle, aber doch ein paar.«
Abgesehen von Jimmys speedbefeuertem Geschnatter war Beths Lajoies Zähneknirschen das einzige Geräusch.
»Digger sagte, ich hätte ein Händchen dafür, die Toten zurechtzumachen. Er meinte, die kommen zur Himmelspforte, und Petrus sagt: › Mannomann! ‹ , einfach nur so: › Mannomann! ‹ Er sagte, ich mache sie schön, wissen Sie – also, schön für die Verhältnisse von Toten. Schöne Tote eben, nicht schöne Leute. Digger meinte, ich könnte mich ganz sicher zum Digger-Assistenten hocharbeiten, dann zum Digger-Partner und schließlich zum Voll-Digger. Er würde mir den Laden für einen Pappenstiel überlassen. Für ’n Apfel und ’n Ei, hat er gesagt. Er wollte sich zur Ruhe setzen, einfach aussteigen aus dem Geschäft, mit seiner Alten in die Karibik oder sonstwohin ziehen und da Preisgänse züchten, die großen mit den goldenen Eiern. Er und seine Alte sind verrückt nach dem Strand. Digger sagt, er wälzt sich einfach gern im Sand. Selbst wenn er nur mit der Zehenspitze ins Wasser geht, ist er schon mordshappy. Er hat so ein kleines Ferienhaus in Hannaquit, wo er …«
»Was?« Beth Lajoie war plötzlich hellwach.
»Ich habe gesagt, selbst wenn er bloß mit der Zehenspitze …«
»Nicht das. Das Ferienhaus – du hast gesagt, er hat ein Ferienhaus in Hannaquit.«
»Ja, nichts Tolles, nur
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