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Das Fest der Zwerge

Das Fest der Zwerge

Titel: Das Fest der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Polzin
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im Duftenden Bauch wurden mindestens hundertmal geküsst; sogar Houstarr erhielt von der Großen Blonden Benita einen ermutigenden Klaps auf den Po.
    Dann schrie jemand »Los!«, und die Schlägerei wurde mit fröhlichem Gebrüll wieder aufgenommen – diesmal ohne jeden Vorwand, dass es etwa Seiten gäbe, auf denen man stünde, oder dass man um etwas stritte. Dieses Handgemenge brauchte keinen Grund. Die Neujahrsschlägerei dauerte ungefähr noch einmal zwei Stunden, nach denen die Zauberer von Enki, die im fast völlig schlägerfreien Magierabschnitt ungestört getrunken hatten, pfeifende Warnfeuerbälle durch den Raum schickten und Yarnis Paschaner systematisch jeden niederschlugen, der noch auf den Beinen war und den Eindruck erweckte, weitermachen zu wollen. Um drei Uhr war der Duftende Bauch, wenn man von einigen Putzpaschanern sowie Triog, Stachel und Kirin absah, leer.
    Kirin knuffte Triog liebevoll in die Rippen. »Es war eine großartige Feier, wie immer«, sagte er. »Wenn ich noch was für dich tun kann, sag's mir, sonst geh ich jetzt schlafen.«
    »Gute Nacht«, sagte Mittelog.
    »Hinaus mit dir«, fauchte Linksog.
    »Warte«, sagte Rechtsog. »Die richtige Feier hat doch noch gar nicht angefangen.«
    Seine beiden anderen Köpfe wandten sich um. Sie wirkten finster, doch Rechtsog ließ sich nicht einschüchtern. »Du bist schon eine ganze Weile hier, Kirin«, sagte er. »Es ist jetzt an der Zeit, dass du die Geheimnisse des Duftenden Bauchs kennenlernst. In diesem Jahr wird sich die Welt für immer verändern. Falls mir etwas zustoßen sollte, muss jemand dafür sorgen, dass ein paar Feuer weiterbrennen.«
    Kirin nickte. Auf Triogs Zeichen hin schleppten einige Paschaner einen großen kreisförmigen Tisch aus dem Keller heran. Andere Paschaner, in makellose weiße Schürzen gekleidet, kamen mit Tabletts aus dem obigen Restaurant zu ihnen hinunter.
    Am Tisch wurde für fünf Personen gedeckt. Kirin nahm Platz. Er war recht verblüfft, als drei andere Menschen den Duftenden Bauch betraten und an dem Tisch Platz nahmen. Einen kannte er vage: Amloki der Khudran war der Page der Obersten Zivilistin. Er verbrachte seine Abende meist so, dass er sich auf einem Hocker am Tresen mit vollbusigen Frauen unterhielt. Die anderen (ein uralter bärtiger Mann mit gewaltigen buschigen weißen Brauen, der aussah, als käme er aus Xi'en oder einem Land, das noch weiter im Osten lag, und eine verblüffend attraktive, piratenhaft gekleidete junge Frau) waren ihm fremd. Er hatte sie zuvor noch nie im Bauch gesehen, doch er spürte, dass beide sehr gefährlich waren, besonders der Alte.
    »Willkommen zur echten Neujahrsfeier dieses Hauses«, verkündete Rechtsog lächelnd. »Kirin ist mein Lehrling. Das gut aussehende Geschöpf dort drüben ist Stachel, meine letzte Verteidigungslinie. Meine Herren, ich möchte Ihnen Amloki vorstellen, den Pagen der Obersten Zivilistin – sowie Kapitän Fujen von der Glückspilzin und Goldsplitter, den Jahreshüter.«
    »Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte Fujen. »Unterhalten können wir uns aber später. Wo bleibt das Essen, Triog?«
    Es gab jede Menge zu essen. Sie bekamen die beste Mahlzeit, die sie je verzehrt hatten: eine betörende Folge von Gerichten, von denen keines sensationeller war als eins, das Triog »Verstecktes Schweinefleisch« nannte, eine würzige, auf der Zunge zergehende Gaumenfreude, die jeden, der sie verzehrte, in ekstatisches Schweigen verfallen ließ. Als alles verschlungen war und die fünf Tafelnden sich zurücklehnten und einander anschauten – überrascht, weil niemand explodiert war –, hob Triog sein Weinglas, und Rechtsog erklärte: »Auf die Zeitgärtner, die Schattenbrigade des Silbernen Dolchs, die Wächter der Meere und alle, die im Geheimen für uns arbeiten und sich abrackern, ohne eine Belohnung oder Ablösung zu erwarten – damit wir unbekümmert und unbehindert weiterleben können!« Er trank einen großen Schluck.
    Leicht überrascht, da Triog bisher nie als Freund langer Reden aufgefallen war, leerte auch Kirin sein Glas.
    »Diese Feier bedeutet mehr als nur, dass der Hausherr das Beste auftischt, nachdem die Gäste gegangen sind, Kirin«, sagte Mittelog. »Dies ist der einzig wirklich bedeutungsvolle Teil der Neujahrsfeier. Weil wir uns hier versammelt haben, um jenen zu danken, die das neue Jahr wirklich einschalten. Ohne sie würde es vielleicht gar kein neues Jahr geben.«
    Die drei anderen Gäste wirkten geziemend

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