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Das Fest der Zwerge

Das Fest der Zwerge

Titel: Das Fest der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Polzin
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bewachte. Uns wurde schlagartig klar, warum sie für einen intelligenten Gorilla das Paradies sein musste.
    Gigantix war mittels eines Zauberspruchs und später per Schiff – wie war ihm dies überhaupt gelungen? – zur Insel Minimi gereist, die zum Xi'en-Territorium gehört. Minimi war die Heimat der Futlonen, eines sehr kleinwüchsigen Volkes. Der größte Futlone war gerade mal einen Fuß groß. Gigantix hatte die Welt studiert, in Erfahrung gebracht, dass er am liebsten als riesiger Gorillakönig auf Minimi leben würde, und sich nach dorthin aufgemacht. Nun weiß ich eigentlich kaum etwas über Gorillas, aber ich habe den Eindruck, dass sie sich immer, wenn sie sich unter Menschen befinden, die kleiner sind als sie, gezwungen sehen, einen solchen – meist eine ausnehmend hübsche Frau – hochzuheben und den höchsten Punkt der näheren Umgebung zu erklettern. Es ist praktisch ein Naturgesetz. Warum es so ist, weiß ich nicht – es macht ihnen aber wohl ebenso viel Freude wie Schokolade oder das Herumfummeln an einem menschlichen Ohr. Also warf er sich, kaum dass er auf Minimi angekommen war, die Prinzessin der Futlonen, ein reizendes kleines Ding namens Xinia, über die Schulter und nahm sie mit auf den höchsten Berg der Insel, der etwa so hoch ist wie dieses Gebäude.
    Die Xi'ener sind zwar arge Bürokraten, doch da Gigantix alle nötigen Freibriefe hatte, ließen sie ihn einwandern. Ihre Regierung hatte es ja gebilligt. Uns hingegen ließ man nicht mal in die Nähe der Insel – offenbar wachsen dort viele geheime Kräuter, die es anderswo nicht gibt und die für die Magier des Herrschers so wichtig sind, dass sich niemand, der einer anderen Nation angehört, in ihre Nähe wagen darf, ohne dass man deswegen einen Krieg erklärt.
    Um es kurz zu machen: Ich nahm den Silbernen Dolch auf meinem Schiff mit. Neben der Glückspilzin hatten wir noch ein anderes, eine Trireme, die verfügbar war. Wir schwammen unter den Schiffen der Xi'en her um Minimi herum und zündeten ein paar Feuerwerkskörper, die für ordentliche Verwirrung sorgten. Dann ließen wir die Trireme auf die Insel zufahren, und die Schiffe der Xi'ener nahmen die Verfolgung auf. Inzwischen fuhren wir mit der Glückspilzin dicht an die Insel heran, sprangen an Land und wurden von den Futlonen gefangen, wobei wir uns bemühten, sie nicht zu zertreten. Nach einigen vergnüglichen Einlagen entkamen wir und scheuchten den Gorilla von seinem Hügel herunter, woraufhin er die erstbeste Erhöhung bestieg, die er erblickte – es war zufällig der Mast der Glückspilzin. Der Rest war einfach: Während Gigantix sich mit einer Hand an den Mast klammerte und Klein-Xinia mit der anderen festhielt, stachen wir einfach in See. Es gab einigen Ärger mit etwa fünfzehn xi'enischen Kriegsschiffen, aber wir entwischten ihnen. Dann reisten wir einen Monat übers Land – Gigantix in einem erhöhten Käfig mit Massen von Rollen und Vamanen-Karren. Unterwegs mussten wir uns Banditen und xi'enische Gardisten vom Halse halten, doch wir brachten Gigantix gerade noch rechtzeitig zum neuen Jahr nach Hause. So endete das Jahr des Affen. Wir waren, wie man so sagt, aus dem Schneider. Es tat mir wirklich leid, dass er sterben musste, denn für einen Affen war er doch recht nett.
     
    »Eine großartige Geschichte«, sagte Kirin. »Ihr werdet mir natürlich vergeben, wenn ich kein Wort davon glaube.«
    Fujen lächelte. Sie hob etwas hoch, das auf ihrem Schoß lag, und legte es auf den Tisch. Kirin schaute es sich genau an und schnappte nach Luft: Es war eine winzige Frau. Die Gestalt lächelte, machte einen Knicks, schnappte sich ein Stückchen Verstecktes Schweinefleisch, schob es sich in den Mund und sprang von der Tischplatte auf Fujens Schoß zurück.
    »Du musst Xinia verzeihen, dass sie sich nicht auf der Stelle für dich erwärmen kann«, sagte Fujen. »Sie ist etwas schüchtern.«
    Kirin rieb sich ungläubig die Augen. Er schaute in die Runde und sah fünf Gesichter, die ihn schmunzelnd betrachteten. Was für ein Abenteuer! Sie hatten ein Rennen gegen die Zeit veranstaltet und die Zeit an sich und die Welt gerettet! Wie schnell und patent sie die Geschichte erzählt hatten. Dabei hatten sie nur die wirklich wichtigen Dinge erwähnt, die ihnen widerfahren waren, und alle richtig spannenden Teile ausgelassen!
    Er sah es nun vor seinem geistigen Auge: Fujen, die mit einem Messer zwischen den perlweißen Zähnen unter Wasser schwamm. Klein-Amloki, der verblüfft sah, wie

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