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Das Fest der Zwerge

Das Fest der Zwerge

Titel: Das Fest der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Polzin
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Wangen. »Spaß muss sein! Ich lasse euch doch nicht aufknüpfen. Ich meinte natürlich köpfen.« Wieder wurde es laut.
    »Was für Sauertöpfe!«, beschwerte sich Chlodekrieg endlich. »Dabei ist es doch ein so schöner dunkler, feuchtkalter und windiger Morgen! Lassen wir eben das Köpfen. Stellt euch alle in einer Reihe auf!«
    Die Männer gehorchten widerwillig, doch ohne ihn aus den Augen zu lassen. Wie oftmals zuvor schritt der Ritter gemächlich an ihnen vorbei. Als er beim letzten angekommen war, sprang er hinter ihn und trat ihn so kräftig ins Gesäß, dass er in den Schnee stürzte. Dasselbe wiederholte er mit schrillem Lachen beim nächsten und übernächsten. Einzig Schildwart war nicht gewillt, diese Demütigung zu erdulden.
    »Ihr geht zu weit«, warf er seinem Herrn vor.
    »Plappere nicht, Schildwartchen, sondern dreh dich endlich um, damit ich dich ebenfalls in den Arsch treten kann!«, antwortete jener.
    Schildwart blieb standhaft. »Das werde ich nicht tun. Nie und nimmer!«
    »Mann, bist du ein Langweiler«, beschwerte sich Chlodekrieg. »Nichts darf man hier! Ich lasse euch gleich allein, dann könnte ihr sehen, wo ihr bleibt. Gut, dann brechen wir jetzt eben auf!«
    »Wir warten nicht mehr auf den Roten Sänger?«
    »Wer will denn etwas von dem?«, rief der Ritter ungeduldig. »Der ist doch so langweilig wie ein Krötenfurz. Nein, ich habe einen besseren Plan! Wir besuchen jetzt unseren König. Mein Kopf quillt über vor guten Einfällen. Ich verspreche euch, dass wir mit ihm wirklich viel Spaß haben werden! Ungeheuer viel Spaß!«
    In diesem Augenblick erkannte Schildwart, dass sein Herr auf keinen Fall lebend die Hauptstadt erreichen durfte.
     
    *
     
    Endlich wieder daheim! Nachdem sich die Kobolde von der Tür verabschiedet hatten, trugen sie ihren noch immer unter dem Einfluss des Sanftpuders stehenden Begleiter an Händen und Füßen über die verschlungenen Wege des Koboldlands. Zwar hätte er in seinem Zustand durchaus allein gehen und einfache Anweisungen befolgen können, doch Brams und seine Gefährten hatten sich wegen akuter Garderobe- und damit verbundener latenter Sicherheitsprobleme gegen diese Vorgehensweise entschieden.
    Ihr Ziel war, wie stets am Anfang und Ende einer Mission, Moin, der Rechenkrämer. Moin hatte ausnahmsweise die Zeltplane, die sein Haus sonst das ganze Jahr lang verhüllte, abgenommen und säuberte sie mit einem Schrubbbesen. Seine Gehilfen Erpelgrütz und Mopf warteten wie gewohnt mit betont gelangweilten Mienen hinter ihrer Theke, gleich vor dem Haus. Als die vier Kobolde ihren Begleiter schwungvoll auf den Tresen warfen, hob Mopf zwar kurz eine Augenbraue, griff dann aber nach einem dicken Buch, in dem alle ausstehenden Aufträge aufgelistet waren.
    »Ihr seid spät«, tadelte er. »Moin-Moin ist schon sehr ungeduldig.« Der Anblick des fröhlich pfeifenden Rechenkrämers unterstütze diese Aussage jedoch nicht.
    Mopf schlug das Buch auf und vertiefte sich mit Erpelgrütz darin. Nach einigen Augenblicken ging er zu Moin und tuschelte mit ihm. Brams warf seinen Begleitern einen verstohlenen Blick zu. Ihre Anspannung war fühlbar. Mopf kehrte zusammen mit Moin zurück. Der Rechenkrämer wischte die Hände an seinem blau und grün gestreiften Kapuzenmantel ab und blickte ebenfalls in das Buch.
    »Es ist dringender geworden als ich dachte, Brams«, brummte er und las laut vor. »Dicker Mann in roter Kleidung.« Mit gerunzelter Stirn zupfte Moin an Ritter Chlodekriegs viel zu kurzen Hosen und seinem zu weiten Gewand. »Er ist ziemlich dünn für einen dicken Mann.«
    »Sie haben Winter«, erklärte Hutzel. »Da haben sie nichts zu essen. So wie Igel.«
    »Oder Bären und Weinbergschnecken«, setzte Riette die Aufzählung fort. »Deswegen sind sie im Frühjahr auch ebenso leicht reizbar wie sie.«
    Moin schien zufrieden. Er las weiter – »Langer, weißer Bart« – und beugte sich dann ganz dicht zum Kinn des Ritters vor, in der Hoffnung, wenigstens ein einziges Härchen zu entdecken. Doch Brams hatte vorgesorgt. Stolz hielt er ein dickes Büschel weißer Barthaare hoch. »Er hatte sich frisch rasiert, aber zum Glück haben wir die abgeschnittenen Haare gefunden …«
    »Gleich hinter dem Haus. Da waren sie nämlich aufgehängt«, hörte er Rempel Stilz in seinem Rücken flüstern.
    »Etwas Koboldleim, und alles ist wieder wie neu!«, überbrüllte Brams ihn, um nicht noch weitere Bemerkungen hören zu müssen.
    »Ist ja schon gut!«, besänftigte ihn Moin

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