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Das Fest der Zwerge

Das Fest der Zwerge

Titel: Das Fest der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Polzin
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Stiefel, sodass die rotgewandete Gestalt zu schwingen begann.
    »Wieder nichts«, stieß Hutzel enttäuscht aus. »Sie sind viel zu schnell für uns. Und nun haben wir auch niemanden, der uns erzählt, wo wir noch einen finden können.«
    »Ich wüsste schon jemanden«, behauptete Rempel Stilz bedeutsam.
    Einen Augenblick später hörte man ihn erneut: »Ich habe überhaupt nichts gesagt!«
    »Wohl habe ich etwas gesagt. Ich wüsste nämlich jemanden«, widersprach er sich.
    »Das bin ich nicht!«, behauptete er umgehend. »Das ist Riette. Sie macht mich wieder nach!«
    »Kackpuh! Hört nicht auf mich. Ich rede wirr«, versicherte seine Stimme sofort.
    »Sie hat recht«, sagte Brams.
    »Habe ich?«, antwortete Riette überrascht mit ihrer eigenen Stimme.
    »Sicherlich. Wir hätten gleich den Anführer der Menschen befragen sollen. Doch scheute ich bislang vor diesem Weg zurück. Er ist gefährlich. Wie ihr wisst, bedarf es nur eines winzigen Fehlerchens, und Scharen von Menschen hängen uns wieder an den Hacken.«
    »Meinetwegen machen wir es so, Brams«, stimmte Rempel Stilz zu. »… das habe ich dieses Mal wirklich gesagt. Ich, Rempel Stilz! Das wisst ihr doch, oder?«
    »Ach was!«, widerrief er sogleich laut. »Ach was!«
     
    *
     
    Draußen war es noch dunkel. Ritter Chlodekrieg benötigte einen Augenblick, um sich zurechtzufinden. Wo war er? Nicht zu Hause! Dann erinnerte er sich. Offenbar war er beim Warten auf den Roten Sänger in diesem Sessel eingeschlafen. Was hatte ihn geweckt? War der Tropf vielleicht heimgekehrt?
    Chlodekrieg fröstelte. Er sah, dass die Tür offen stand und Schnee und Kälte hereinließ. Unwillig erhob er sich, um sie zu schließen. Plötzlich traf es ihn wie ein Schlag, und er war hellwach. Die Kammer befand sich im Obergeschoss des Hauses. Hier gab es überhaupt keine Tür ins Freie!
    »Was?«, stieß er verständnislos aus.
    »Wo, muss es heißen«, verbesserte ihn eine Stimme.
    Chlodekrieg war sich zuerst unsicher, woher sie gekommen war, doch dann schaute er nach untern und entdeckte vier winzige Gestalten in fahl schimmernden Kapuzenmänteln.
    »Wo wohnt der Nächste, dem ihr einen bösen Streich spielen wollt, Verdammter?«, fragte eine unheimliche Frauenstimme. »Wen wollt ihr als Nächsten am Halse aufhängen, Verruchter? Heraus damit, sonst gibt es ordentlich einen auf die Hucke!«
    So war es also kein Märchen, dachte Chlodekrieg bang. Die Roten Sänger standen mit Mächten im Bunde, deren Gesellschaft keinem Menschen gestattet war. Noch immer! Sie hatten ihnen nie entsagt, sondern die Priester getäuscht.
    »Weichet, Geschöpfe des Schinderschlundes«, presste er beherzt zwischen den Zähnen hervor, so wie er es in früher Jugend gelernt hatte. »Dreimal gebiete ich's: Weichet! Weichet! Weichet!«
    Chlodekrieg hätte sich vermutlich etwas heimischer in der Welt gefühlt, hätten seine Worte Heulen und Kreischen hervorgerufen oder vielleicht auch hämisches Gelächter. Doch stattdessen erläuterte eine freundliche und geduldige Stimme: »Er meint die, bei deren Nennung sie immer schreiend davonrennen. Das wisst ihr doch bestimmt noch?«
    »Sicher, sicher!«, bestätigte eine andere Stimme. »Putzig anzusehen! So leicht vergisst man den Anblick nicht.«
    »Was für Zeug du dir immer merkst, Brams«, staunte eine dritte Stimme, und »Der läuft hoffentlich nicht weg«, sorgte sich eine vierte.
    Chlodekriegs Gedanken rasten. Was hatten diese absonderlichen Worte zu bedeuten? Zeugten sie vom Wahnsinn der verderbten Mächte des Schinderschlunds, oder waren seine Besucher gewöhnlicher, als er zunächst angenommen hatte? Von der neuen Tür einmal abgesehen.
    Sein Schwert fiel ihm ein. Unauffällig vergewisserte er sich, dass es noch immer an dem Haken hing, wo er es samt Gurt aufgehängt hatte. Nur fünf Schritte würden ausreichen, es in seinen Besitz zu bringen: am Sessel und der langen Kiste vorbei und dann zur Wand und blank gezogen!
    Der Ritter zögerte nicht unnötig. Zwei Schritte – und er stand am Ende der Kiste.
    »Er hat meinen Beutel! Er hat den Wechselta.(lg)!«, schrie jemand aufgeregt.
    Chlodekrieg wusste sogleich, was die Stimme meinte. Der Beutel des Roten Sängers! Achtlos hatte er ihn auf die Kiste geworfen und danach vergessen nachzuschauen, was er enthielt. Also gehörte er den Eindringlingen und war offenbar von Wert für sie!
    Er ließ den ursprünglichen Plan fallen und griff nach dem Beutel. Unverzüglich sprang ihn eines der Geschöpfe an, verkrallte

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