Das Fest der Zwerge

Titel: Das Fest der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Polzin

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völlig vergeblich war. Eingeschüchtert wichen die Menschen zurück, während die Flammen immer noch höher schlugen. Im Widerschein des Feuers war die Bestürzung in den blassen Gesichtern zu sehen.
    Rammar weidete sich daran wie am Anblick eines abgestochenen Gnomen. Anderen Kreaturen Unrecht und Leid zuzufügen, erfüllte das Innerste eines Orks mit tiefer Zufriedenheit – die in diesem Fall allerdings nur Augenblicke währte.
    Denn plötzlich vernahmen die Orks eine Stimme inmitten des Gewirrs auf dem Dorfplatz, die weder weinerlich oder verzweifelt klang noch sich über irgendetwas beklagte – sondern ein Lied zum Besten gab!
    Und es war kein Trauergesang, sondern eine fröhliche Melodie, in die ein Mensch nach dem anderen einstimmte. »Frohes Fest! Frohes Fest«, hieß es immerzu. Und als würde das alles noch nicht genügen, nahmen die Milchnasen – einerlei, ob es sich um Männer, Frauen oder um Kinder handelte – sich auch noch bei den Händen und begannen, im Reigen um die lodernde Feuersbrunst zu tanzen.
    »Bei Torgas vereiterten Eingeweiden«, ächzte Rammar fassungslos, »nun sieh dir das an! Statt wütend oder verzweifelt oder irgendetwas sonst zu sein, hüpfen diese umbal'hai in lächerlichem Ringelreigen um das Feuer!«
    » Korr «, stimmte Balbok verwundert zu. »Scheint sie nicht zu interessieren, dass es zu früh abgebrannt ist.«
    »Aber warum nicht? Wenn mir einer mein Feuer vor der Nase anzünden würde, würde ich augenblicklich in saobh verfallen und ihm den Schädel einschlagen.«
    »Wer weiß?« Balbok zuckte mit den Schultern. »Vielleicht war ihnen das Feuer gar nicht so wichtig.«
    »Nicht so wichtig«, äffte Rammar Tonfall und Stimme seines Bruders nach. »Warum sollten sie es wohl aufgeschichtet haben, wenn es ihnen nicht wichtig wäre, hä?«
    »Naja …« Balbok kratzte sich am Hinterkopf, wie er es häufig tat, wenn er angestrengt überlegte. »Vielleicht geht es bei diesem Lichtfest ja nicht um das Feuer selbst.«
    »Sondern?«
    »Sondern um etwas, für das das Feuer steht«, brachte Balbok seine Theorie zu Ende, allerdings leise und auch ziemlich unsicher. »Könnte doch sein, oder?«
    Einen Augenblick lang starrte Rammar ihn nur an, unfähig, angesichts von so viel geballter Dummheit überhaupt etwas zu erwidern. »Dich sollte man glatt erschlagen«, platzte er schließlich heraus. »Von einem Blödhirn wie dir bin ich ja allerhand gewohnt, aber das ist der größte Unsinn, der jemals aus deinem Maul gedrungen ist, und das will schon etwas heißen. Daran sieht man mal wieder, was du über die Milchgesichter weißt – nämlich überhaupt nichts.«
    »Aber Rammar …«
    »Maul halten! Kein einziges Wort mehr, verstanden?«
    » Korr«, kam es kleinlaut zurück.
    »Wir werden jetzt aufbrechen und uns eine Höhle suchen, in der wir den Rest der Nacht verbringen können, ohne zu erfrieren. Bei Tagesanbruch werden wir zu Girgas zurückkehren – und wenn du ihm auch nur ein Sterbenswort von dem verrätst, was hier geschehen ist, wirst du es bitter bereuen, verstanden?«
    »Korr«, sagte Balbok noch einmal – dem war nichts hinzuzufügen.
    Mit hängenden Schultern und eingezogenem Kopf folgte der hagere Ork seinem Bruder durch die verschneite Wildnis, in der es nur deshalb nicht stockdunkel war, weil der Schnee den flackernden Feuerschein zurückwarf.
    Tatsächlich fanden die Orks eine Höhle, die ihnen bis zum Morgengrauen Unterschlupf bieten würde. Zumindest Balbok jedoch fand noch keine Ruhe – zu viel ging ihm im Schädel herum …
    »Rammar?«, fragte er vorsichtig.
    »Was denn?«, drang es unwirsch zurück – nach der Schlappe und den Strapazen des Tages hatte der dicke Ork nur noch das Bedürfnis, die Augen zu schließen und zu schnarchen.
    »Warum feiern wir Orks nicht auch so ein Lichtfest?«
    »Ist das dein Ernst?« Rammar richtete sich halb auf.
    » Korr. «Balbok nickte. »Wir könnten auch Lieder singen. Und wir könnten uns gegenseitig Geschenke machen. Du könntest mir einen großen Kessel bru-mill kochen und ich dir den Schädelkrug schnitzen, den du dir schon so lange wünschst.«
    » Umbal ! Ein Ork braucht nichts geschenkt. Er nimmt sich, was er haben will. Geht das in deinen Schädel?«
    »Denke schon.« Balbok nickte, und Rammar, der die Unterhaltung damit als beendet ansah, bettete sein massiges Haupt wieder zur Ruhe.
    »Rammar?«
    »Was ist denn noch?«
    »Ich würde dir trotzdem gern was schenken.«
    »Dann halt das Maul. Das wär schon was.«
    »Korr«,