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Das Fest des Ziegenbocks

Das Fest des Ziegenbocks

Titel: Das Fest des Ziegenbocks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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schüchtern, als wollte er sich dafür entschuldigen, daß er sich gezwungen sah, seine Meinung zu äußern. Bescheiden erinnerte er daran, daß er die Präsidentschaft durch Entscheidung des Generalissimus innehabe. Er werde natürlich sofort zurücktreten, wenn dies der Nation nützen sollte. Aber er erlaube sich vorzuschlagen, daß man die Ankunft von General Ramfis abwarte, bevor man gegen die verfassungsmäßige Ordnung verstoße. Konnte man den Erstgeborenen des Chefs bei einer so ernsten Angelegenheit übergehen? Die Vortreffliche Dame stimmte ihm sofort zu: keine Entscheidung ohne die Anwesenheit ihres ältesten Sohnes. Oberst Luis José Leon Estévez zufolge trafen Ramfis und Ra-dhamés bereits Vorkehrungen in Paris, um ein Flugzeug der Air France zu chartern. Die Frage wurde vertagt.
    Während er in sein Amtszimmer zurückkehrte, sagte er sich,
    daß er die eigentliche Schlacht nicht gegen die Brüder Trujillos, diese Bande schwachsinniger Killer, schlagen sollte, sondern gegen Abbes García. Der war zwar ein wahnsinniger Sadist, besaß jedoch eine teuflische Intelligenz. Gerade eben aber hatte er einen Fehler begangen, als er Ramfis vergaß. Maria Martínez war zu seiner Verbündeten geworden. Er wußte, wie er dieses Bündnis besiegeln konnte: Der Geiz der Vortrefflichen Dame wäre unter den gegenwärtigen Umständen von Nutzen. Aber zunächst ging es darum, eine Erhebung zu verhindern. Eine Stunde nachdem er an seinem Schreibtisch Platz genommen hatte, kam der Anruf von General Mélido Märte. Er habe mit sämtlichen Militärgarnisonen gesprochen und die Kommandeure hätten ihn ihrer Loyalität für die konsumtive Regierung versichert. General César A. Oliva in Santiago de los Caballeros, General García Urbáez in Dajabón und General Guarionex Estrella in La Vega seien jedoch beunruhigt wegen der widersprüchlichen Mitteilungen des Ministers der Streitkräfte. Wußte der Herr Präsident da etwas?
    »Nichts Genaues, aber ich stelle mir das gleiche vor wie Sie, mein Freund«, sagte Balaguer zu General Mélido Märte. »Ich werde mich telefonisch mit diesen Kommandeuren in Verbindung setzen, um sie zu beruhigen. Ramfis Trujillo befindet sich bereits auf dem Rückflug, um die militärische Führung des Landes zu gewährleisten.«
    Ohne Zeit zu verlieren, rief er die drei Generäle an und bestätigte ihnen, daß sie sein Vertrauen genössen. Er bat sie, unter Wahrnehmung sämtlicher administrativer und politischer Vollmachten die Ordnung in ihren Regionen sicherzustellen und sich bis zum Eintreffen von General Ramfis nur mit ihm zu besprechen. Als er sich von General Guarionex Estrella Sadhalá verabschiedete, kündigten die Adjutanten ihm an, daß General Virgilio García Trujillo sich mit Bischof Reilly im Vorzimmer befinde. Er ließ den Neffen Trujillos allein eintreten.
    »Sie haben die Republik gerettet«, sagte er und umarmte ihn, was er sonst niemals tat. »Wenn man die Befehle von Abbes García ausgeführt hätte und etwas Nichtwiedergutzumachen
    des geschehen wäre, würden jetzt die marines in Ciudad Trujillo landen.«
    »Es waren nicht nur Befehle von Abbes García«, erwiderte der Befehlshaber des Stützpunktes San Isidro. Er machte einen verwirrten Eindruck. »Es war Pechito Leon Estévez, der Ro-dríguez Méndez, dem Kommandanten der Haftanstalt der Luftwaffe, den Befehl gegeben hat, den Bischof zu erschießen. Er behauptete, es sei eine Entscheidung meines Schwagers. Ja, von Pupo persönlich. Ich verstehe es nicht. Niemand hat mich auch nur konsultiert. Ein Wunder, daß Rodríguez Méndez sich geweigert hat, bevor er mit mir gesprochen hat.« General García Trujillo pflegte seine äußere Erscheinung und seine Kleidung – schmaler Lippenbart nach mexikanischer Art, pomadisiertes Haar, die Uniform geschniegelt und gebügelt wie für eine Parade und die unfehlbare Ray-Ban-Brille in der Brusttasche – genauso gefallsüchtig wie sein Cousin Ramfis, dessen enger Freund er war. Aber jetzt war sein Hemd halb herausgerutscht und sein Haar zerzaust; in seinen Augen lagen Argwohn und Zweifel.
    »Ich begreife nicht, warum Pupo und Pechito eine derartige Entscheidung getroffen haben, ohne vorher mit mir zu sprechen. Sie wollten die Luftwaffe kompromittieren, Doktor.« »General Roman wird durch die Sache mit dem Generalissimus so mitgenommen sein, daß er seine Nerven nicht unter Kontrolle hat«, nahm der Präsident ihn in Schutz. »Zum Glück ist Ramfis schon unterwegs. Seine Anwesenheit ist

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