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Das Fest des Ziegenbocks

Das Fest des Ziegenbocks

Titel: Das Fest des Ziegenbocks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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euch bereit.«
    »Wir werden unser Bestes tun, Miguel Angel. Ich hoffe, ihr auch.«
    Sie unterhielten sich eine Weile, die Gesichter dicht beieinander, der Dicke noch immer mit den Händen am Lenkrad, während de la Maza Blicke auf die Straße warf, die von Ciudad Trujillo kam, in der Furcht, das Fahrzeug könnte plötzlich erscheinen und er hätte keine Zeit, zu seinem Auto zurückzu kehren.
    »Adiós, und Hals- und Beinbruch«, verabschiedete sich Miguel Angel Báez Díaz.
    Er fuhr nach Ciudad Trujillo zurück, auch jetzt mit abgeschalteten Scheinwerfern. Antonio blieb stehen, und während er die frische Luft spürte und die Wellen hörte, die sich ganz in der Nähe brachen – er fühlte Spritzer im Gesicht und auf dem Kopf, wo sein Haar spärlich zu werden begann – , sah er zu, wie das Fahrzeug sich entfernte und in der Ferne in der Dunkelheit verschwand, wo die Lichter der Stadt und ihrer Restaurants blinkten, die sicher voller Menschen waren. Miguel Angel wirkte sicher. Kein Zweifel also: Er würde kommen, und an diesem Dienstag, dem 30. Mai 1961, würde er endlich den Schwur erfüllen, den er auf dem Familienbesitz in Moca vor seinem Vater und seinen Brüdern, seinen Schwägerinnen und Schwägern vor vier Jahren und vier Monaten abgelegt hatte, am 7. Januar 1957, dem Tag, an dem Tavito begraben wurde.
    Er dachte, wie nah das Pony war und wie gut es ihm täte, auf einem dieser hohen, strohbespannten Stühle vor der kleinen Bar ein Glas Rum mit viel Eis zu trinken, wie er es oft in der letzten Zeit getan hatte, und zu spüren, wie der Alkohol ihm in den Kopf stieg, ihn von Tavito ablenkte und die Bitterkeit, die Verzweiflung und die Unruhe vertrieb, die sein Leben seit dem feigen Mord an seinem jüngeren Bruder beherrschten, der ihm von allen der nächste gewesen war, den er am meisten geliebt hatte. ›Vor allem seit der infamen Verleumdung, die sie erfunden hatten, um ihn noch einmal umzubringen‹, dachte er. Er kehrte langsam zum Chevrolet zurück. Es war ein funkelnagelneues Auto, das Antonio aus den Vereinigten Staaten importiert hatte und nachbessern ließ, wobei er in der Werkstatt erklärte, er brauche einen schnelleren und robusteren Wagen, weil er wegen seiner Arbeit als Haziendabesitzer und Verwalter eines Sägewerks in Restauración, an der Grenze zu Haiti, einen Großteil des Jahres auf Reisen sei. Der Augenblick war gekommen, dieses neueste Chevrolet-Modell auf die Probe zu stellen, das dank der Nachbesserungen an den Zylindern und am Motor imstande war, in wenigen Minuten 200 Stundenkilometer zu erreichen, ein Tempo, mit dem das Auto des Generalissimus nicht mithalten konnte. Er setzte sich wieder neben Tony Imbert.
    »Wer war der Besuch?« fragte Amadito vom Rücksitz her. »So etwas fragt man nicht«, murmelte Tony Imbert, ohne sich zu ihm umzudrehen.
    »Das ist kein Geheimnis, jetzt nicht mehr«, sagte Antonio de la Maza. »Es war Miguel Angel Báez. Du hattest recht, Amadito. Er fährt heute abend in jedem Fall nach San Cristóbal. Er hat sich verspätet, aber er wird uns nicht versetzen.«
    »Miguel Angel Báez Díaz?« Salvador Estrella Sadhalá ließ einen Pfiff vernehmen. »Der steckt auch in der Sache? Mehr kann man nicht verlangen. Das ist ein TrujilloAnhänger der ersten Stunde. War er nicht Vizepräsident der Dominikanischen Partei? Er gehört zu denen, die jeden Tag mit dem Ziegenbock über die Uferpromenade laufen und ihm in den Hintern kriechen, und er begleitet ihn jeden Sonntag zur Pferderennbahn.«
    »Auch heute war er beim Spaziergang dabei«, nickte de la Maza. »Deshalb weiß er, daß er kommen wird.« Sie schwiegen eine ganze Weile.
    »Ich weiß, daß man pragmatisch sein muß, daß wir sie brauchen«, seufzte der Türke. »Aber ehrlich gesagt, mich widert es an, daß jemand wie Miguel Angel jetzt unser Verbündeter ist.«
    »Und wieder meldet sich der kleine Betbruder, der Puritaner, das Engelchen mit den sauberen Händen.« Imbert bemühte sich, scherzhaft zu klingen. »Verstehst du jetzt, Amadito, warum es besser ist, nicht zu fragen, nicht zu wissen, wer dabei ist?«
    »Du redest, als wären wir nicht alle Trujillo-Anhänger gewesen, Salvador«, brummte Antonio de la Maza. »War Tony nicht Gouverneur von Puerto Plata? Ist Amadito nicht Militäradjutant? Verwalte ich nicht seit zwanzig Jahren die Sägewerke des Ziegenbocks in Restauración? Und das Bauunternehmen, in dem du arbeitest, gehört das etwa nicht Trujillo?«
    »Ich nehme alles zurück.« Salvador klopfte de

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