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Das Fest des Ziegenbocks

Das Fest des Ziegenbocks

Titel: Das Fest des Ziegenbocks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Land kam. Der Aufpreis war hoch, aber der Verbraucher zahlte ihn nicht, die Regierung übernahm den Zuschuß. Der Staat würde diesen Aderlaß freilich nicht lange aushalten können. Das Wirtschaftsleben stagnierte infolge der Devisenbeschränkung und des Stillstands von Export und Import.
    »Es gibt praktisch in keinem einzigen Unternehmen Einnahmen, Chef. Nur Ausgaben. Da sie vorher florierten, überleben sie. Aber nicht unbegrenzt.« Er seufzte theatralisch, wie bei einer seiner elegischen Grabreden, ebenfalls eine seiner großen Spezialitäten. »Ich erinnere Sie daran, daß man nicht einen einzigen Fabrikarbeiter, Landarbeiter oder Angestellten entlassen hat, obwohl der Wirtschaftskrieg schon seit mehr als einem Jahr dauert. Diese Unternehmen stellen sechzig Prozent der Arbeitsplätze im Land. Begreifen Sie den Ernst der Lage. Trujillo kann nicht weiterhin zwei Drittel der dominikanischen Familien unterhalten, wenn die Geschäfte aufgrund der Sanktionen halb lahmgelegt sind. Das heißt, daß…« »Das heißt, daß…«
    »… Sie mir entweder die Erlaubnis geben, das Personal zu reduzieren, um Kosten einzusparen, in Erwartung besserer Zeiten…«
    »Willst du, daß Tausende von Arbeitslosen den Aufstand proben?« unterbrach ihn Trujillo schneidend. »Den Problemen, die ich schon habe, noch ein soziales hinzufügen?«
    »Es gibt eine Alternative, auf die man in außergewöhnlichen Situationen zurückgegriffen hat«, erwiderte der Senator Chirinos mit einem mephistophelischen Lächeln. »Befinden wir uns nicht in einer solchen? Und zwar daß der Staat die Leitung der strategischen Unternehmen übernimmt, um die Vollbeschäftigung und die Wirtschaftstätigkeit zu garantieren. Der Staat verstaatlicht, sagen wir mal, ein Drittel der Industrieunternehmen und die Hälfte der Agrar- und Viehzuchtunternehmen. Es gibt noch Mittel dafür, in der Zentralbank.«
    »Was zum Teufel gewinne ich damit«, unterbrach Trujillo ihn wütend. »Was gewinne ich damit, daß die Dollars von der Zentralbank auf ein Konto mit meinem Namen fließen.« »Daß von nun an der Schaden, der daraus entsteht, daß dreihundert Unternehmen mit Verlust arbeiten, nicht zu Ihren Lasten geht, Chef. Ich sage es noch einmal, wenn das so weitergeht, werden alle bankrott machen. Mein Rat ist technischer Art. Daß sich Ihr Vermögen infolge der wirtschaftlichen Blokkade in Luft auflöst, läßt sich einzig dadurch vermeiden, daß man die Verluste auf den Staat überträgt. Für niemanden ist es gut, wenn Sie sich ruinieren, Chef.«
    Trujillo spürte ein Gefühl von Erschöpfung. Die Sonne brannte immer heißer, und der Senator Chirinos schwitzte bereits, wie alle Besucher seines Amtszimmers. Von Zeit zu Zeit trocknete er sich das Gesicht mit einem bläulichen Taschentuch. Auch ihm wäre es lieb gewesen, wenn der Generalissimus über eine Klimaanlage verfügt hätte. Aber Trujillo haßte diese künstliche, kühlende Luft, dieses falsche Ambiente. Er duldete nur den Ventilator, an extrem heißen Tagen. Außerdem war er stolz darauf, Der-Mannder niemals schwitzt zu sein.
    Er verharrte einen Augenblick stumm, nachdenklich, und sein Gesicht wurde mürrisch.
    »Auch du glaubst in der Tiefe deines Schweinegehirns, daß ich Landbesitz und Geschäfte aus reiner Gewinnsucht anhäufe«, sagte er in müdem Ton wie zu sich selbst. »Unterbrich mich nicht. Wenn du mich nach so langen Jahren an meiner Seite noch immer nicht kennst, was kann ich dann vom Rest erwarten. Daß sie glauben, die Macht interessiert mich, um mich zu bereichern.« »Ich weiß sehr gut, daß es nicht so ist, Chef.« »Muß ich es dir zum x-ten Mal erklären? Wenn diese Unternehmen nicht der Familie Trujillo gehören würden, gäbe es diese Arbeitsplätze nicht. Und die Dominikanische Republik wäre noch immer das afrikanische Ländchen, das ich mir damals auf die Schultern geladen habe. Du hast es immer noch nicht kapiert.«
    »Ich habe es vollkommen kapiert, Chef.« »Bestiehlst du mich?«
    Chirinos fuhr wieder auf seinem Stuhl zusammen, die Aschfarbe seines Gesichts verdunkelte sich. Er blinzelte bestürzt.
    »Was sagen Sie da, Chef? Gott ist Zeuge…« »Ich weiß, daß du es nicht tust«, beschwichtigte Trujillo ihn. »Und warum stiehlst du nicht, wo du doch alle Vollmachten hast? Aus Loyalität? Vielleicht. Vor allem aber aus Angst. Du weißt, wenn du mich bestiehlst und ich es entdecke, dann würde ich dich Johnny Abbes übergeben, der dich in die Cuarenta bringen und auf den Thron setzen und

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