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Das Fest

Titel: Das Fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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blinkende Nase. Das Dach selbst wurde von zwei Reihen rotgrüner Lichter gesäumt, die abwechselnd aufleuchteten. Auch der Schornstein war beleuchtet — Hunderte blauer Birnen blinkten gleichzeitig und tauchten den alten Schneemann in ein unheimliches Licht. Entlang der Stechpalme neben dem Haus stand ein Trupp Zinnsoldaten Wache. Sie waren natürlich aus Plastik, dafür jedoch menschengroß und mit bunten Lichterketten behängt. In der Mitte des Rasens war eine schöne Krippe aufgebaut, komplett mit echtem Stroh und einer Ziege, deren Schwanz auf und nieder wippte.
    Was für ein Anblick.
    Plötzlich drang ein Geräusch aus der Garage neben dem Haus der Trogdons. Eine Leiter klapperte. Das Garagentor stand offen, und Luther konnte im Schatten Walt Scheel erkennen, der mit einer Lichterkette kämpfte. Er ging hinüber und erwischte seinen Nachbarn unvorbereitet, »'n Abend, Walt«, sagte Luther freundlich. »Na, wenn das mal nicht der alte Scrooge höchstpersönlich ist«, entgegnete Walt mit einem gezwungenen Lächeln. Während sie sich die Hand gaben, suchten beide nach einer möglichst spitzen, geistreichen Bemerkung. Luther trat einen Schritt zurück, richtete den Blick nach oben und fragte: »Wie ist dieser Fotograf eigentlich da raufgekommen?«
    »Welcher Fotograf?«
    »Der von der Gazette .«
    »Ach, der.«
    »Ja, der.«
    »Er ist geklettert.«
    »Was du nicht sagst. Und wieso hast du das zugelassen?«
    »Weiß nicht. Er sagte, er wolle die ganze Straße im Bild haben.«
    Luther schnaubte und winkte ab. »Ich muss mich ein wenig über dich wundern, Walt«, bemerkte er, obwohl das Gegenteil der Fall war. Seit elf Jahren begegneten sie sich mit oberflächlicher Höflichkeit, denn keiner von beiden wünschte eine offene Fehde. Doch Luther konnte Walt nicht leiden, weil dieser ein Snob war und allen anderen immer um eine Nasenlänge voraus sein musste. Und Walt konnte Luther nicht ausstehen, weil er seit Jahren den Verdacht hatte, dass ihr Einkommen ungefähr gleich hoch war.
    »Und ich wundere mich ein wenig über dich«, erwiderte Walt. Keiner von beiden war im Geringsten überrascht.
    »Ich glaube, da drüben ist gerade eine Birne kaputtgegangen«, stellte Luther fest und wies auf einen Strauch, der mit Hunderten von Lichtern verziert war. »Ich mache mich gleich an die Arbeit.«
    »Bis dann«, sagte Luther und schlenderte davon. »Fröhliche Weihnachten!«, rief Walt ihm nach. »Ja, ja.«
11
    D ie Büroparty der Firma Wiley & Beck würde wie in jedem Jahr mit einem Mittagsbüfett beginnen, geliefert von zwei griechischen Brüdern, die miteinander im Dauerclinch lagen, aber das beste Baklava der Stadt herstellten. Um exakt elf Uhr fünfundvierzig öffnete dann die Bar — oder vielmehr drei Bars, und schon bald danach ging es feuchtfröhlich zu. Stanley Wiley würde als Erster sternhagel-voll sein und behaupten, das liege ganz allein an dem vielen Alkohol im Eierflip. Dann würde er sich im Konferenzraum auf eine Kiste stellen und dieselbe Rede halten wie bei der offiziellen Weihnachtsfeier eine Woche zuvor. Danach überreichten die Partner und Angestellten ihm traditionsgemäß sein Geschenk — ein Gewehr, einen neuen Golfschläger oder irgendeine andere Nutzlosigkeit, angesichts der Stanley vor Rührung beinahe in Tränen ausbrechen und die er einige Monate später in aller Stille an einen Kunden weiterverschenken würde. Es folgten weitere Präsente, ein paar Reden und Witze und mit steigendem Alkoholkonsum ein oder zwei Liedchen. Vor einigen Jahren waren einmal zwei männliche Stripper aufgetreten und hatten sich zur Musik aus einem dröhnenden Ghettoblaster bis auf ihre Tangas mit Leopardenmuster entblättert, während die Herren in Deckung gingen und die Sekretärinnen vor Entzücken kreischten. Luthers Sekretärin Dox hatte am lautesten gequietscht und besaß immer noch Fotos von den Burschen. Im neuen Jahr hatte Stanley dann ein Memo verfasst, das Auftritte von Strippern in alle Zukunft untersagte.
    Um fünf Uhr nachmittags würde die Party so weit vorangeschritten sein, dass einige der korrektesten, gesetztesten Buchhalter einige der hausbackensten Sekretärinnen befummelten oder dies zumindest versuchten. Es gehörte schon fast zum guten Ton, sich voll laufen zu lassen. Bevor Stanley nach Hause gehen konnte, mussten ihn ein paar Freiwillige in sein Büro schleifen und ihm literweise Kaffee einflößen. Die Firma stellte Wagen mit Chauffeuren bereit, damit niemand auf die Idee kam, selbst zu

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