Das Fest
nicht von Spike Frohmeyer und seiner Bande Gesetzloser verwüstet worden war. Dann sah er hinüber zum Haus der Scheels. Trotz all der Lichterketten und Dekorationen wirkte es düster. Dort drinnen tranken Walt und Bev vielleicht auch gerade Kaffee, erledigten völlig mechanisch die üblichen Handreichungen und wussten doch beide, dass dies möglicherweise ihr letztes gemeinsames Weihnachtsfest war. Einen Moment lang verspürte Luther leichtes Bedauern darüber, Weihnachten ganz gestrichen zu haben, aber das Gefühl ging schnell vorüber.
Nebenan bei den Trogdons sahen die Dinge schon wieder ganz anders aus. Sie pflegten den seltsamen Brauch, die Bescherung am Morgen des vierundzwanzigsten vorzunehmen, einen Tag vor allen anderen. Anschließend luden sie ihren Kleintransporter voll und fuhren für eine Woche in den Skiurlaub, den sie jedes Jahr in derselben Hütte verbrachten. Trogdon hatte einmal erzählt, dass ihr Weihnachtsessen in einem großen Raum aus groben Steinquadern vor einem prasselnden Kaminfeuer stattfand — mit dreißig anderen Trogdons. Sehr gemütlich, fantastische Pisten, die Kinder seien jedes Mal begeistert, und alle Familienmitglieder kämen gut miteinander aus.
Nun, jedem das Seine.
Die Trogdons waren also schon dabei, stapelweise Geschenke auszupacken. Luther machte rund um ihren Baum Bewegung aus und wusste, dass es nun nicht mehr lange dauern konnte, bis sie Kisten und Taschen zu ihrem Wagen schleppen und sich währenddessen anbrüllen würden. Die Kinder hätten eigentlich gar nicht so viele Geschenke verdient etc. etc.
Davon abgesehen war auf der Straße alles ruhig. Hemlock wappnete sich für die Feierlichkeiten.
Luther trank noch einen Schluck und grinste selbstzufrieden in die Welt. Am vierundzwanzigsten sprang Nora normalerweise vor Tag und Tau aus dem Bett und begann, eine lange Liste abzuarbeiten. Ihm gab sie eine noch längere. Um sieben Uhr morgens hatte sie schon den Truthahn im Ofen, das Haus tadellos sauber, die Tische für die Party gedeckt und ihren vollkommen erledigten Ehemann hinaus in den Dschungel geschickt, wo er sich mit seiner Liste durch den Verkehrsstau und das Gedränge in den Geschäften kämpfen musste. Den ganzen Tag lang schnauzten sie einander an, entweder von Angesicht zu Angesicht oder am Handy. Er vergaß etwas und wurde wieder auf die Straße beordert. Er machte etwas kaputt, und die Welt ging unter.
Das totale Chaos. Und um sechs Uhr abends, wenn sie beide erschöpft waren und die anstehenden Feiertage eigentlich schon satt hatten, trafen ihre Gäste ein, ebenfalls hundemüde von all der Weihnachtshektik. Aber wie jedes Jahr hielten sie eisern durch und machten das Beste daraus.
Die Weihnachtsparty der Kranks hatte einmal mit einem Dutzend Freunde begonnen, die auf Appetithäppchen und Drinks vorbeigekommen waren. Doch im vergangenen Jahr hatten sie sage und schreibe fünfzig Leute beköstigt.
Luthers selbstzufriedenes Grinsen wurde noch breiter. Er genoss die Stille in seinem Haus und die Aussicht auf einen Tag, an dem er nichts anderes zu tun hatte als ein paar Kleidungsstücke in einen Koffer zu werfen und sich im Geiste auf endlose Sandstrände vorzubereiten.
Er und Nora frühstückten spät — fade schmeckendes Kleiemüsli und Joghurt. Sie unterhielten sich leise und freundlich über die Gazette hinweg. Nora versuchte tapfer, die Erinnerung an vergangene Weihnachtsfeste zu verdrängen und stattdessen Begeisterung für die bevorstehende Reise aufzubringen.
»Glaubst du, dass es ihr gut geht?«, fragte sie schließlich.
»Es geht ihr ausgezeichnet«, sagte Luther ohne aufzusehen.
Sie stellten sich an das vordere Wohnzimmerfenster, beobachteten die Trogdons und unterhielten sich über die Scheels. Langsam wurde die Straße belebter, viele wagten sich ein letztes Mal hinaus in den Wahnsinn. Ein Lieferwagen hielt vor dem Haus. Butch vom Paketdienst sprang mit einem Päckchen vom Fahrersitz und kam auf die Tür zugelaufen. Luther öffnete, ehe Butch klingeln konnte.
»Fröhliche Weihnachten«, sagte Butch kurz angebunden und warf Luther die Schachtel praktisch an den Kopf. Eine Woche zuvor, während einer Liefertour mit weniger Stress, war Butch noch für eine Weile im Türrahmen stehen geblieben und hatte auf sein alljährliches Trinkgeld gewartet. Luther hatte ihm erklärt, dass im Hause Krank in diesem Jahr kein Weihnachten gefeiert wurde. Sehen Sie, Butch — wir haben keinen Baum. Keine Dekorationen. Keine Geschenke. Keine Lichterketten
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