Das Festmahl des John Saturnall
wie das Gras auf der Wiese draußen, warum er und seine Mutter nach Buckland gehören sollten. John spürte, wie sein Trotz sich verflüchtigte und Verwunderung wich.
»Ich kann es nicht verstehen«, räumte er schließlich ein.
Seine Mutter lächelte.
»Ich werde es dich lehren.«
Es war fast dunkel, als der Treiber die gescheckte Stute von der Straße hinunterlenkte. Josh und Ben stapften über eine Wiese zu einer baufälligen Scheune. Eine Rampe aus Lehm führte hinein. Joshua band die Pferde an. Dann war das Maultier an der Reihe. Auf dessen Rücken hing der Junge halb nach einer Seite.
»Ich hab dir gesagt, du sollst auf ihn aufpassen«, sagte der Treiber verärgert zu Ben. »Sieh dir das an!«
Der Junge zitterte wie unter Fieberschauern. Joshua band seine Handgelenke und Knöchel los und hob ihn vom Rücken des Reittiers. Der Junge brach zusammen, als seine Füße den Boden berührten.
»Ich dachte, er sollte nicht weglaufen«, sagte Ben Martin hilflos.
»Und wie sollte er das können?«, fuhr Josh ihn an, während er die Hände des Jungen rieb, um sie zu wärmen. »Wohin soll er denn laufen? Komm schon, nimm seine Füße.«
Der Junge wehrte sich schwach, als Josh ihm den durchnässten Überrock abstreifte. Sie bearbeiteten seine zitternden Glieder und holten dann eine wollene Decke aus einem der Säcke. Der Junge ließ alles teilnahmslos über sich ergehen, half nicht und widersetzte sich nicht. Er war noch dünner, als er auf dem Maultier gewirkt hatte, Rippen und Backenknochen stachen hervor. Seine Miene verriet keine Reaktion, als Josh ihn in die Decke wickelte.
Während der Treiber die Pferde abrieb, suchte Ben Martin Brennholz zusammen. Als er nach seinem Behältnis mit Zunder kramte, stieg ihm der sonderbare Geruch aus dem Bündel in die Nase. Aus dem Augenwinkel sah er, dass der Junge den Kopf herdrehte.
»Kennst du diesen Geruch?«, fragte Ben.
Der sonderbare Geruch hatte ihn seit dem Abend im Hinterzimmer des Dog in der vergangenen Woche begleitet. Wie Pech, aber süßlicher, sogar durch das Öltuch und die Wachsversiegelung hindurch. Almery hatte das Bündel auf den Tisch geworfen.
Zum Gutshaus von Buckland, hatte der dunkelhäutige Mann ihm mit seinem fremdartigen Akzent gesagt. Auszuhändigen an Richard Scovell. Meisterkoch bei Sir William Fremantle höchstselbst, hatte der Mann grinsend hinzugefügt. Neun Shilling. Damals hatte Ben das für eine gute Entlohnung gehalten.
Vor jenem Abend hatte er nie Schwereres zu tragen gehabt als die Rechnungsbücher Master Samuel Fesslers, Wollhändler, der Bens Brotherr gewesen war. Noch nie hatte er einen Fuß in das Tal von Buckland gesetzt. Er war nie zuvor im Tiefland gewesen. Doch Ben hatte dem dunkelkhäutigen Mann in dem warmen Hinterzimmer zugenickt. Am nächsten Morgen hatte er das sonderbar riechende Bündel geschultert und sich auf den Weg ins Tal gemacht.
Der Junge wendete den Blick ab. Das Feuer knisterte, und Josh teilte einen Brotlaib in drei Stücke. Die Männer sahen zu, wie der Junge von seinem Anteil Brocken abriss und sie sich in den Mund stopfte, mit finsterer Entschlossenheit kaute und schluckte.
»Wo ist seine Sippschaft?«, fragte Ben Martin.
»Er hat keine.«
Josh erinnerte sich an den Weg durch das stille Dorf, an Pater Holes sechs bauchige Flaschen, die im Stroh ihrer Körbe dumpf geklirrt hatten.
»Sie wagen nicht, sich zu zeigen«, hatte der Priester gebrummt, als er über den Dorfanger vor der rauchgeschwärzten Kirche gehinkt kam. Ein langer Riss in seinem Chorhemd war mit Wolle gestopft. Eine Narbe über seinem Auge funkelte zornigrot. Sie gingen den Weg hinter der Kirche entlang bis zu einem weißgekalkten Häuschen, wo der Priester einen grimmig blickenden Mann herausrief. Jake Starling führte den Priester, den Treiber und das Maultier zu einer Hütte ohne Dach. Dort kauerte der Junge in einer Lache aus Schlamm und Unrat.
Jake watete hinein und band danach den Jungen auf dem Maultier fest. Der blaue Überrock bedeckte seinen Rücken. Pater Hole hatte seine Anweisungen erteilt, dann ein dünnes Päckchen aus seinem zerfetzten Gewand gezogen und es Josh gereicht.
»Der Priester hat einen Brief geschrieben«, sagte der Treiber zu Ben Martin. »Hat ihn auch nicht versiegelt. Nicht dass das einem wie mir was nützen würde.«
Ben Martin betrachtete den Brief. Er dachte an das dunkle Dorf mit dem verlassenen Dorfanger, an die Stille, die in dem Gasthaus in Flitwick eingetreten war, nachdem er Buckland
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