Das Festmahl des John Saturnall
Linie auf dem gegenüberliegenden Hügelkamm. John, Adam und Philip sahen, wie die Reihen ihrer Feinde wuchsen. Am Ende ihrer eigenen Reihe hielt Henry Palewick eine Pike umklammert und blickte finster. Neben ihm standen Phelps und Ben Martin.
Die Köche bildeten die hinterste Linie. Reihen von Fußsoldaten staffelten sich vor ihnen, und die Spitzen der Piken glitzerten. Hinter ihnen kam der Tross.
»John«, sagte Philip. »Ich ...«
Doch im selben Augenblick stieß Adam John von der anderen Seite in die Rippen.
»Schau mal, John. Alter Freund von dir.«
Die Männer vor ihnen brachen in leise Freudenrufe aus. Ein Trupp Kürassiere in voller Rüstung ritt im Schritt an der Front des Heeres entlang, angeführt von einer Gestalt in schwarzer Rüstung auf einem mächtigen weißen Hengst. Als der Reiter anhielt und seinen Helm abnahm, wurden Hochrufe laut. Langsam ritt der König an seinem Heer entlang, gefolgt von seinen Leibgardisten. John sah noch hin, als Philip wieder sprach.
»John, ich war es.«
»Was?«
»Ich war es.«
»Was warst du?«
»Ich war es, ich hab es Pouncey gesagt. Dass du ihr Essen gebracht hast. Ich hab gesagt, du hättest mich geschickt ...«
John entsann sich des vertraulichen Blicks des Haushofmeisters auf der Treppe. Er starrte Philip ungläubig an. »Warum?«
»Das weißt du. Wenn sie dich erwischt hätten ...«
»Sie hätten uns fast erwischt!«, gab er patzig zurück. Er erinnerte sich an Pounceys Erscheinen am Tag darauf. Noch eine Minute, und seine Lippen hätten Lucretias Lippen berührt. Und wer weiß, welche Freuden sie in den Minuten danach genossen hätten? Und stattdessen beschränkte sein Liebesleben sich auf ein atemloses Stündchen in einer Scheune ... »Du hast gesagt, du wärst nicht wie ich«, sagte er zu Philip. »Da hast du weiß Gott die Wahrheit gesagt.«
»Du solltest mir dankbar sein«, sagte Philip.
»Dir dankbar sein? Ich hätte gute Lust, dir eins auf den Kopf zu geben!«
»Was habt ihr zwei zu bereden?«, fragte Luke Hobhouse, der ein paar Schritt entfernt stand.
»Schaut«, sagte Colin Church. »Da vorne.«
John löste seinen zornigen Blick von Philip. Vor ihnen reckten sich Piken zu einer stacheligen Palisade. Am anderen Ende des Tals erklang schwach eine Fanfare. Jenseits der flachen Senke löste sich die erste Reihe der Reiter von den feindlichen Linien und rückte vor. Bei diesem Anblick verflog Johns Zorn.
»Nachtmahl in Buckland«, murmelte Philip.
»Nachtmahl in Buckland«, erwiderte John.
Die Berittenen kamen zuerst langsam heran, als stellten sie ihre Reitkünste zur Schau. John wollte es scheinen, als brauchten sie eine halbe Ewigkeit, um die Senke zu erreichen. Doch unten am Talboden wurden sie schneller, und dann trabten sie rasch die Anhöhe hinauf. Und dann fielen sie in Galopp. Die Hufe donnerten über den Grasboden. Als
sie die Schlachtlinie erreichten, bildeten die gepanzerten Pferde einen wogenden Wall aus Köpfen und Waffen.
»Für Gott und Königin Mary!«, brüllten die Pikeniere.
»Für Gott allein!«, erklang der Schlachtruf der Rundköpfe. Im nächsten Augenblick sprengten die Männer auf ihren Pferden in die gegnerische Front wie Kanonenfeuer, das eine Mauer zertrümmert.
Die Wucht des Zusammenpralls ebbte bis in die hinterste Reihe. Das Dröhnen der Musketen war ohrenbetäubend. Dichter Rauch hing in der Luft. Von allen Seiten brüllten die Feldwebel den Befehl, die Linie zu halten. John merkte, dass er zu zittern begann, und er umklammerte seine Pike. Eine neue Salve von Musketenschüssen ertönte. John sah, wie Henry Palewick am Ende der Reihe etwas rief und herüberschaute. Im nächsten Augenblick schien Henrys Stirn zu bersten. Blut und Gehirnmasse spritzten auf Ben Martin, der sich den Kopf hielt, als wäre auch er getroffen. Als er die Hände senkte, war sein Gesicht blutüberströmt und weiß gesprenkelt. John sah, wie Ben den Mund öffnete, als wollte er schreien, doch schon erfolgte die nächste Attacke.
Der Rauch verdichtete sich zu einem alles erstickenden Leichentuch. John hörte Schreien und Jammern, als um ihn herum Männer fielen. Die Standarte von Buckland ragte aus dem Rauch, und neben ihr war Sir William zu sehen, der einen Trupp von Dragonern um sich sammelte. Sir Hector Callock hatte das Pferd neben ihm am Zaum ergriffen und schien mit dessen Reiter zu ringen. Mit einem Ruck konnte sich der Reiter losreißen. Mit gezücktem Dolch setzte Sir Hector dem Flüchtenden nach, doch im nächsten
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