Das Festmahl des John Saturnall
hielten.
»Macht euch keine Sorgen«, sagte Pandar beruhigend und ließ seine Pike sinken. »Sie würden eher die Huren bewaffnen, als uns ins Gefecht schicken.«
Statt Kanonendonner klang den Köchen von Buckland das Scheppern von Töpfen und Pfannen in den Ohren. Statt Musketenstützgabeln zu errichten, bauten John und seine Leute den Bratspieß zusammen. Ihre »zwölf Apostel« waren nicht an den Bandelieren der Arkebusiere befestigt, sondern es waren die Esslöffel Sir Williams, die sie in einem Kasten verschlossen aufbewahrten. Wo immer die Armee ihr Lager aufschlug, wurde die Küche von Buckland lebendig. Nach der Durchquerung von Harborough kam die träge Masse aus Tieren und Menschen zwischen zwei Dörfern langsam zum Halt.
»Das Dorf da drüben heißt Sulby«, sagte Henry Palewick.
»Und das andere?«, fragte Philip.
»Naseby.«
John und Philip schwitzten in der frühsommerlichen Hitze und schliefen unter freiem Himmel. Sie sollten den König in Oxford unterstützen, hatten sie erfahren. Oder sie sollten nach London marschieren. Oder sie sollten hier abwarten, bis die Gegner des Königs aufgaben und sich trollten. John lag im Gras und blickte zu den stecknadelkopfgroßen Sternen hinauf.
Scovell sah dieselben Sterne, dachte er, wo er sich auch befinden mochte. Und Almery. Der Freund, der sich als Lügner und als Dieb entpuppt hatte. Nun wünschte John, er hätte Scovell am Ärmel gepackt und ihm mehr Antworten abverlangt. Aber er hatte nur an das Fest gedacht, erinnerte er sich, und an Lucretia.
Er war nicht bei Sinnen gewesen, dachte er sich. Zu glauben, Sir Williams Tochter könnte einen Koch zum Bräutigam nehmen ... Doch
während er sich für seine Torheit schalt, stieg ihr Bild vor ihm auf, das silbrigblaue Kleid, um ihren Körper drapiert, oder das grüne mit dem leuchtendroten Saum. Er erinnerte sich an den Riss, als das Kleid sich in den Dornen im Rosengarten verfangen hatte. An ihren zornigen Fluch und an den Blick auf ihren nackten weißen Knöchel, den er erhascht hatte. Oder er war in ihrem Gemach, beugte sich über sie, ihre Hand berührte seine Hand ...
»Alle aufstehen! Raustreten!«
Befehle wurden geschnauzt und verscheuchten seine Träumerei. Henry Palewicks Stimme dröhnte über die Wiese. John stöhnte, rollte sich auf die Seite und öffnete die Augen. Neben ihm tat Philip das Gleiche.
»Was ist los?«
»Kommt schon, ihr zwei!«, rief Henry. »Fairfax’ Vorhut ist keine zehn Meilen entfernt! Die Späher haben sie hinter Harborough ausgemacht. Auf und raus!«
»Schon wieder Alarm«, brummte Jim Gingell. Adam Lockyer und Phineas Campin gähnten und streckten sich. Colin und Luke schimpften leise. Um John herum standen die Köche von Buckland auf und zogen ihre Waffenmäntel an.
Auf der flachen Hügelkuppe liefen Männer im Mondlicht hin und her auf der Suche nach ihren Standarten. Als die Feldwebel ihre Haufen antreten ließen, erspähte Philip die zerfetzte Fahne mit der Fackel und der Axt. Sir William ritt neben seinem Fahnenträger Master Jocelyn. Vor ihnen ließ Piers Callock sein Pferd vor und zurück tänzeln – seine Steinschlosspistolen ruckelten in ihren Halftern, der Säbel rasselte, und der Brustharnisch schimmerte. Er hielt eine brennende Fackel in der Hand.
»Die Parole heißt Gott und Königin Mary!«, rief Piers den schlaftrunkenen Männern zu. Piken und Musketen wogten in der Nachtluft. »Jeder wehrtüchtige Mann ist zu den Waffen gerufen! Für Gott und für Königin Mary!«
Ein schwacher Chor antwortete seinem Ruf. Piers rief abermals, und diesmal war die Antwort lauter. Er ließ nicht ab und rief weiter, bis das
Echo immer lauter und deutlicher wurde. John hörte die Küchenleute die Parole aufnehmen und dann die Männer hinter ihnen. Und dann erschollen die Worte über den Hügel: »Für Gott und für Königin Mary! Für Gott und für Königin Mary!«
Im Vollgefühl seines Erfolgs schwenkte Piers seine Fackel. Um John herum ertönte der Schlachtruf lauter. Die Feldwebel stießen ins Horn und riefen Befehle. Langsam ordneten sich die Truppen. Unter Waffengetöse begann das Heer des Königs sich zu formieren.
Die Sonne stieg über einem Wäldchen auf und schickte ihre Strahlen auf das Feld von Naseby. Die Armee des Königs wartete in geordneter Formation. Helme und Lanzenspitzen funkelten. Musketen und Brustpanzer schimmerten. Doch am anderen Ende der Talsenke breitete sich ein Schatten aus. Als der Morgen voranschritt, verdichtete sich eine dunkle
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