Das Festmahl des John Saturnall
gehauen, zerfetzt oder durchbohrt. Sie waren auf einen Karren geladen worden. Der Karren hielt an, und John begann sich freizukämpfen. Er sah durch einen Spalt zwischen den Körperteilen auf. Ein Gesicht zeigte sich.
»Der da ist am Leben.«
Aus Das Buch des John Saturnall: Ein Festmahl zur Feier der Thronbesteigung unseres verstorbenen Lordprotektors Oliver Cromwell, Gentleman.
ar viele derer, die in den vergangenen Kriegen unter den Waffen standen, wurden zu Naseby vom Diesseits geschieden. Denn so manche fielen dort, von Kanonen in Stücke geschossen oder von Schwertern zweigeteilt, um nie wieder zu erstehen, es sei denn als Gespenster, welche die Lebenden zu leiten suchen, oder als tote Seelen für die Zeit, da die vier Posaunen ertönen werden. Die einen wurden in Dungkarren oder Heuwagen fortgeschafft. Andere humpelten weg oder wurden von ihren Kameraden gestützt. Einzelne ritten von dem blutigen Rasen auf einem gestohlenen Pferd davon. Und andere marschierten siegreich von dannen.
Doch unter all diesen erhob sich einer höher als alle anderen, denn es ergab sich, dass er zu unserem Regierungsoberhaupt wurde, ein Mann mit dem schlichten Namen Oliver Cromwell.
Mit Steinschlossgewehr und Bibel bewaffnet, predigte er der Nation eine befremdliche Lektion: dass es kein Weihnachten gebe, keine Maifeier, keine nachösterlichen Volksbelustigungen und überhaupt keine Festtage oder Fasttage. All diese Festlichkeiten waren ihm zuwider.
Und es wurden Austern mit Brotkrumen versetzt, und Herzöge suchten ihr Essen in den Hecken oder flüchteten sich in die Dachstuben von Paris.
Man finde hier darum ein Festmahl für denjenigen, der dergleichen nicht zulassen wollte und es als papistische Ränke schalt, und man entsinne sich angesichts dieser Gerichte jener Zeiten, als ein eingelegter Fisch und eine Schüssel Haferschleim für einen Edelmann ein Segen waren und als ein vom Baum gefallener Apfel den feistesten Bischof als Nachtmahl ausreichend dünkte ...
EIN WINDSTOSS FUHR DEN ABHANG hinauf und raschelte in den dunklen Baumwipfeln. Simeon Parfitt, der am Torhaus Wache stand, hörte die Torflügel an den verkohlten Stümpfen in den Angeln knarren, als der Wind sie bewegte. Seine Augen waren vor Müdigkeit gerötet, und er gähnte, als er zu dem Türmchen an der anderen Seite des Tors blickte, wo Hesekeys dünne Silhouette sich von dem frühen Morgenlicht abhob.
Noch zwei Stunden bis zum Frühstück, dachte Simeon, der auf den Bohlen von einem Fuß auf den anderen trat und in der morgendlichen Kühle schauderte. Sein Magen knurrte in Erwartung des mit dünnem Haferbrei gefüllten Napfs.
Lady Lucretia hatte verlangt, dass das Torhaus bewacht blieb. »Damit unsere Gegner das Gutshaus nicht mit einer ihrer Kirchen verwechseln und ihre Psalmen auf unserem Rasen singen«, so hatte sie es ausgedrückt. Doch als die Milizen gekommen waren, hatten die Wächter von Buckland keinen nennenswerten Widerstand geleistet.
Simeon erinnerte sich an die schwarzgewandeten Strauchdiebe, die durch die Gänge gelaufen waren, alles Glas zertrümmert, die Kruzifixe beschmiert und alle Papiere aus Mister Pounceys Räumen weggetragen hatten, bevor sie den Haushofmeister in den Hof gezerrt hatten. Die Wandbehänge, die nicht rechtzeitig versteckt werden konnten, hatten ein riesiges Feuer gespeist, dessen schwarze Spuren den Rasen noch immer zeichneten. Und dann hatten ihre Frauen den blutgetränkten Richtblock von dem Karren gekippt, und ihr Anführer hatte Yapp aus der Kapelle geschleppt.
Dieser Anblick glomm noch immer in Simeons Gedanken. Sie hatten eine Handfessel in das blutbespritzte Holz genagelt. Yapp hatte sich beschmutzt, als die Fessel sich um sein Handgelenk schloss, und der dunkle Fleck in seinem Schritt hatte sich ausgebreitet. Ihr Anführer hatte ihn verflucht, seine blauen Augen wie im Delirium aufgerissen. Das Richtbeil schwebte über dem Block. Und dann hatte Lady Lucretia sich vorgedrängt ...
Ein lautes Knacken ertönte aus dem Wald und weckte Simeon aus seinen Gedanken. Tagsüber kamen kaum Leute zu dem Gutshaus von Buckland, von frühmorgens ganz zu schweigen. Ein Fuchs, vermutete Simeon. Oder ein Dachs. Er hüllte sich fester in seinen dünnen Umhang. Doch dann trat eine Gestalt aus den Bäumen am Fuß des Hügels.
Hesekey beugte sich am Osttürmchen vor und starrte.
»Siehst du das?«, rief er leise.
»Ja«, erwiderte Simeon mit mehr Selbstvertrauen, als er empfand.
Ein magerer Mann in einem langen Mantel
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