Das Festmahl des John Saturnall
vermeldete.
Eine Woche verging, bis John sich seinem Rivalen von Angesicht zu Angesicht gegenüberfand. Es war eines der seltenen Male, die er sich in den Hof wagte. Als er um die Ecke der Stallungen bog, sah er Piers, dem zwei seiner Kumpane gerade auf den Rücken klopften.
»Kapital, Piers!«
»Trefflicher Reitersmann!«, rief der zweite.
»Trefflicher Fechter!«, brüllte der erste, und alle drei lachten. Aber bei Johns Anblick schwand Piers’ Lächeln.
Seine Nase hatte eine purpurne Färbung angenommen, wie John auffiel. Geplatzte Äderchen bedeckten seine Wangen. Er trug einen Waffenrock, der mit dem Wappen der Fremantles bestickt war: brennende Fackel und Axt. Einen Augenblick war sein Blick unstet, doch dann befleißigte er sich eines anderen Auftretens.
»Ha, John Saturnall!«, sagte er leutselig. »Gewiss habt Ihr den Haushalt während meiner Abwesenheit vortrefflich versorgt.« Piers wendete sich den Männern hinter ihm zu. »Dieser Bursche sieht aus, als wäre er nichts weiter als ein Koch. Doch er ist ein Haudegen, so kühn wie ich. Hat sich wacker geschlagen, das muss ich sagen. Hat mir sogar einen Dienst erwiesen. Auf dem Schlachtfeld von Naseby, nicht wahr, Master Saturnall?«
»Einen Dienst, Euer Lordschaft?«, erwiderte John giftig. In Piers’ Atem roch er den Wein der letzten Nacht. »Ihr werdet kaum einen Dienst von mir benötigt haben. War Naseby nicht der Schauplatz des Sprungs unseres großen Callock?«
Ein kurzes Schweigen trat ein.
»Zum Henker, Piers. Macht er sich über dich lustig?«, fragte einer der Kumpane.
»Zieh ihm mit der flachen Klinge eins über«, riet der andere.
»So redet er immer«, sagte Piers hastig. »Lasst uns allein, damit wir ... Erinnerungen an alte Kämpfe tauschen können.«
Die beiden entfernten sich. Piers zog John beiseite.
»Wir haben beide unsere Erinnerungen«, sagte er.
»Wir wissen beide, wie es wirklich war«, sagte John. »Genau wie Pandar und Philip und Adam ...«
»Das war in einem anderen Leben«, sagte Piers. »Seitdem haben wir alle es mit neuen Herren zu tun.« Ein gerissenes Lächeln stahl sich über sein Gesicht. »Auch Ihr, Meisterkoch.«
John sah ihn verständnislos an. Doch diesmal war Piers’ Blick nicht unstet.
»Buckland hat keinen Herrn«, sagte John. »Nur eine Herrin.«
»Eine Herrin?« Als Piers auf das Haus deutete, war John, als umklammerte eine kalte Hand seine Eingeweide. Das konnte sie nicht tun, dachte er. Er hatte den Gedanken aus seinem Kopf verbannt seit dem Tag, als die Dörfler von Callock Marwood die Zufahrt entlanggetorkelt waren und ihre ledernen Feldflaschen geschwenkt hatten. Das würde sie nicht tun. Doch obwohl er es für undenkbar gehalten hatte, war dieser Augenblick herangereift. Seit ihrer ersten Umarmung.
»Habt Ihr denn unten in Eurer Küche die glückliche Nachricht nicht vernommen?«, fragte Piers scheinheilig.
Eine schreckliche Ahnung überkam John. Er erinnerte sich an die Glückwünsche von Piers’ Kumpanen. Das Gerede von Reitern und Fechtern. Piers lächelte über das ganze Gesicht.
»Sie hat ja gesagt.«
Fässer voller in Seetang gepackter Austern wurden von Stollport aus angeliefert. Fette Brassen und Forellen wurden in tropfenden, mit Stroh gepolsterten Holzkisten gebracht. Ein großer Meeraal kam in einer Kiste, die eine Kanone hätte aufnehmen können, und er sah so furchterregend aus, dass Mister Bunce die theatralischen Angstschreie der Küchenjungen nur zum Verstummen bringen konnte, indem er Mister Stone holte und ihn aufforderte, sich unter den Kreischenden zu bedienen. Säcke voller Rosinen, Korinthen, getrockneter Pflaumen und Feigen türmten sich in der Vorratskammer. In der Kühlkammer bedeckten Pökelfleisch, eingesalzener Lengfisch und mit Sardellen gefüllte Glasgefäße Regalbretter und Boden. In der Zerwirkkammer befehligten Colin und Luke vier Hilfsköche, sechs mit Sägen bewaffnete Männer von den Ländereien und einen brummigen Barney Curle mit seinem Schubkarren beim Häuten, Ausnehmen und Zerlegen der Schweine. Simeon, Tam Yallop und die anderen Bäckerburschen schleppten Mehlsäcke von der Mühle in Callock Marwood herein, und ein Wagen der Bierschenke
ratterte wiederholt über den Hügel, am Torhaus vorbei und in den Hof, bis Speisekammer und Keller mit kleinen und großen Fässern gefüllt waren. Rheinweine kamen in einem Planwagen, die dunklen Eichenfässer auf einem Bett aus Farnkraut gelagert. Aus der Gewürzkammer wehte der Duft von Zimt und
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