Das Festmahl des John Saturnall
selbst hatte man erkannt, als er in Stollport an Bord eines Schiffs zu gehen versuchte. »Sie haben ihn erstickt«, hatte Calybute John erzählt, als die Neuigkeiten sich im Hof des Gutshauses herumsprachen. »Haben ihm seine edelsten Teile abgeschnitten, ins Maul gestopft und mit einem Besenstiel nachgeholfen.« Von der Zoyland-Miliz war nur Clough übrig.
Das Seil spannte sich straff. Clough zuckte und wehrte sich gegen die Fesseln, und seine Füße versuchten den Boden des Schafotts zu berühren. Aber die Henker zogen weiter, und die Schlinge verengte sich. Mit jedem Rucken, das ihn höher zog, wand Ephraim sich frenetischer und schlug und trat verzweifelter um sich. Sein Gesicht verfärbte sich dunkelviolett. Sein Mund öffnete sich, und seine dicke Zunge trat heraus.
»So ist es richtig!«, schrie eine Frau in der Menge. »Jetzt schneidet ihn ab!«
Clough wehrte sich nur noch schwach. Als er sich kaum mehr rührte, ließen die zwei Männer das Seil herunter. Mit lautem Krachen stürzte Clough auf die Bohlen. Einer der Henker kniete nieder und schnitt die Fesseln um Cloughs Hände auf.
»Stutzt ihn«, schrie die Frau. »Gebt ihm die Arznei seines Herrn und Meisters!«
Unversehens kam Clough wieder zu Bewusstsein. Er versuchte sich aufzurappeln, doch einer der beiden Henker verpasste ihm einen Tritt. Der andere packte ihn an einem Arm und schleppte ihn zu dem Richtblock. Für einen Augenblick rangen sie. Dann war seine Hand in der Handschelle gefangen. Kein Laut war aus der Menge zu hören. Das war es, dachte John. Das war, was sie Philip angetan hatten. Mit einem Mal stieg ihm der Mageninhalt hoch. Der Mann mit der Axt holte aus. Und schlug zu.
Ein unmenschlicher Schrei entrang sich Ephraim Clough.
»Großer Gott«, flüsterte Philip.
»Jetzt können wir gehen«, sagte Gemma.
Sie drängten sich an den Rand der Menge. Ein zweiter Schrei ertönte, als sie den Platz verließen. Laute Freudenrufe folgten.
»Reißt ihm die Eingeweide raus!«, brüllten Stimmen aus der Menge. »Knüpft ihn noch mal auf!«
Inzwischen kreischte und winselte Clough in höchsten Tönen. Sein Geschrei verfolgte sie fast bis zum Gasthaus.
»Wie ist er gestorben?«, fragte Adam, der einen Riemen anzog.
»Hat dabei keine gute Figur gemacht«, sagte John.
»Wundert mich nicht.«
Adam überprüfte die Befestigung, erklärte sich zufrieden und deutete auf das Ende des Karrens, wo eine längliche rechteckige Kiste unter Segeltuch lag. John erschnupperte den Geruch von frischem Zedern- und Ulmenholz. Unter diesen Gerüchen war ein anderer, schwächerer Geruch, an den John sich von einem anderen Karren erinnerte. Der Geruch feuchter Leichentücher.
»Wir mussten ihn festbinden«, sagte Adam mit einem Blick auf den Sarg. »Können Sir William doch nicht vom Karren fallen lassen.«
Der Leichnam war am Tag der Landung des Königs in Dover exhumiert worden, doch es hatte drei Wochen gedauert, den Sarg nach Carrboro zu schaffen. John stieg auf eine braune Stute, Philip auf ein graues
Pferd, die Zügel locker um seinen gesunden Arm geschlungen. Er wartete, bis der Karren außer Hörweite gepoltert war. Dann wandte er sich an John.
»Sie werden alle wiederkommen«, sagte er. »Was wirst du tun?«
»Tun?« John richtete den Blick nach oben, als wäre er vom Anblick des bleigrauen Himmels gefesselt. »Wann?«
»Das weißt du ganz genau.«
John wendete seine Aufmerksamkeit vom Himmel zum Wegesrand, dessen Grasbewuchs offenbar eine ähnlich große Faszination auf ihn ausübte. Vor ihnen rumpelten die Räder des Karrens über die Furchen des Weges. Philip sah John in stiller Verzweiflung an.
»Wenn Piers zurückkommt.«
»Danken wir dem Herrn für sein Walten, welches hat gebracht das Verhängnis über Jericho. Lassset uns beten, dass er uns möge spenden die Kraft, zu erbauen ein neues Jerusalem aus den Steinen des zerstörten alten Jerusalem. Wir versammeln uns an diesem heutigen Tag, um die Seele Sir William Fremantles, des verstorbenen Herrn des Tals von Buckland, der Obhut des Herrn anzuempfehlen. In unseren Gebeten wollen wir seiner gedenken, der er unerschrocken für seinen König kämpfte und inmitten der schwersten Anfechtungen seinen Glauben bewahrte. Mag er nun auch von seiner Tochter Lucretia und von seinen treuen Dienern getrennt sein, wollen wir doch nicht verzagen in der Gewissheit, dass er nun mit seiner geliebten Gattin Anne und seinen gefallenen Waffengefährten vereint ist. Für seinen König und für seine Männer
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