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Das Festmahl des John Saturnall

Das Festmahl des John Saturnall

Titel: Das Festmahl des John Saturnall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Norfolk
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Generation hatte eine der Sufford-Töchter geheiratet. Deren Sohn hatte in die Rowles eingeheiratet ... Mister Pouncey rieb sich den Nasenrücken. Er dachte an Sir Williams Tochter, die sich wieder in ihrem Zimmer eingeschlossen hatte. Scovells neuer Küchenjunge war bei ihr entdeckt worden. Hatte das etwas zu bedeuten? Er ordnete die Blätter vor sich neu an, legte den Stammbaum der Callocks neben den der Fremantles. Müßig zog er die zufälligen Verbindungen nach, die Verwandtschaftsgrade, wie die Geschlechter sich verzweigt hatten, bevor sie zu zwei getrennten Familien geworden waren, verglich Namen. Zwei Linien trafen aufeinander, so erkannte er, eine aus dem Haus der Callocks, eine andere aus dem der Fremantles.
    Ein unterirdischer Fluss, dachte Mister Pouncey. Doch dann setzte sich eine Idee in seinen Gedanken fest. War es möglich, dass eine Linie der Erbfolge sich unsichtbar durch all die Generationen fortsetzte? Er holte die Stammbäume der Callocks hervor und warf einen neuen Blick auf die alten Seiten.
    Die Kerze brannte herunter. Mister Pouncey ließ sich eine neue bringen. Als diese zu erlöschen begann, strömte das Morgenlicht über die Ebene von Elminster und stahl sich durch Mister Pounceys Fenster. Der Haushofmeister rieb sich die Augen. Die Callocks hatten eine ebenso lange Familiengeschichte in dem Tal wie die Fremantles. Sogar noch ehrwürdiger, hatte Sir Hectors Vater behauptet. Ihnen und nicht den Fremantles komme von Rechts wegen die Herrschaft über das Tal zu ... Der Verwalter beäugte die zwei Stammbäume. Konnte man sie möglicherweise wieder vereinigen? Könnte das die Bedingungen des Eides erfüllen?
    Er würde mit Hector Callock verhandeln müssen. Der geldlose Graf würde angesichts einer solchen Verbindung vor Freude springen. Aber da war Lady Lucretia. Das Mädchen war nicht weniger halsstarrig als sein Vater. Es war mehr als wahrscheinlich, dass sie sich dem Vorhaben widersetzen würde. Doch das größte Hindernis hatte nichts mit
Buckland zu tun. Jede eheliche Verbindung würde den Segen der Krone erfordern ...
    Und zu diesem Zweck, das wusste Mister Pouncey, müssten die Tore des Gutshauses von Buckland wieder geöffnet werden.
    Er lehnte sich zurück und erinnerte sich an die Nacht, als die Tore verriegelt worden waren. Die Nacht des Todes von Lady Anne. Wahnsinn schien Besitz von Sir William ergriffen zu haben, als er zuerst seine Kammerdiener und dann all jene, die seiner Ehefrau aufgewartet hatten, des Hauses verwies. Mister Pouncey entsann sich des wahnwitzigen Hämmerns, als Seine Lordschaft die Nägel in die Tür zur Sonnengalerie getrieben hatte. Am Tag darauf waren die Tore zum Gutshaus verschlossen worden.
    Sie mussten sich wieder öffnen, beschloss Mister Pouncey seine Erwägungen. Seine Messinggewichte auf den Papierstapeln waren fast korrekt aufgereiht. Fast korrekt angeordnet. Ein guter Abend ... Nur die dreiste Herausforderung des Küchenmeisters verursachte noch einen leisen Ärger. Der nichtsnutzige Junge. Sein Name war wie ein Wispern im Ohr des Haushofmeisters, als hätte eine Fliege ihren Weg in seine Gemächer gefunden und summte dort herum, ohne hinauszufinden.
    John Sandall.

    Schwach glühende Feuer malten einen roten Schein an die Zimmerdecke. Die Säulen warfen ihre Schatten auf den Fußboden.
    »Wo bist du her, John Saturnall?«, fragte eine Stimme.
    »Das ist Adam Lockyer«, flüsterte Philip auf dem Strohsack neben John. »Alfies Vetter.«
    »Oben im Tal«, antwortete John. »Hinter Flitwick.«
    »Ich bin von dort«, sagte eine träge Stimme. »Kenne keine Saturnalls.«
    »Du kennst auch sonst nicht viel, was vor gestern war, Peter Pears«, erwiderte eine andere Stimme. John sah ein vogelähnliches Gesicht, von
einem Lockenschopf eingerahmt. »Jed Scantlebury«, stellte der Junge sich vor. »Ist es wahr, dass du unsere Lady Lucy dabei ertappt hast, wie sie in der Sonnengalerie gepennt hat?«
    »Sie hat nicht gepennt«, sagte John. Er entsann sich des hochmütigen Gesichts mit der spitzen Nase. »Pech gehabt.«
    Jed lachte.
    »Ruhe da drüben!«, rief Coake vom anderen Ende des Zimmers.
    »Und du warst mit Josh Palewick unterwegs?«, fragte Adam Lockyer leise. »Da hast du ja hier und dort im Tal einiges zu sehen bekommen.«
    »Einiges«, räumte John vorsichtig ein.
    »Und was ist mit dem Bündel?«, fragte Jed. »Scovell konnte kaum abwarten, es aufzumachen. Und woher konntest du wissen, was alles in der Brühe war?«
    John hörte, wie die Jungen

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