Das Festmahl des John Saturnall
Taubenschlag und über die Pökelfässer ... Seine neue Welt.
Nach und nach erstarben die Stimmen. Und dann schloss John die Augen.
Er war wieder in dem Wald. Er rüttelte seine Mutter an der Schulter. Diesmal würde sie aufwachen. Wenn er nur lange genug rüttelte, würde sie von ihrem Platz am Feuer aufstehen. Sie würde ihn ausschelten, weil er weggelaufen war. Ihn willkommen heißen. Doch die Kälte schüttelte ihn, bis die Kirchenglocke im Dorf unten läutete, bis ihr Lärm die Toten
aus ihren Gräbern rief. Doch seine Mutter rührte sich nicht. Stattdessen kam Peggy Rawley auf ihn zu, ihr weißes Gesicht mit Kirchhoferde verschmiert, eine Puppe in der Hand. Hinter ihr kamen die Riverett-Mädchen mit blauen Lippen und wächsernen Gesichtern. Dann ein Junge mit einem zerdrückten Hut. Abel nahm den Hut ab.
»Es war der Brunnen«, sagte der tote Junge. »Als er überfloss. Der alte hat unsere Mary vergiftet. Und hat unserer Cassie den Kopf verdreht. Aber das hast du alles gewusst, oder, John?«
»Was willst du, Abe?«, fragte John.
»Meinen Überrock.«
Der tote Junge ergriff John an der Schulter und schüttelte ihn. Die Glocke ertönte lauter und lauter ...
John schrak auf. Philip Elsterstreet schüttelte ihn. Das Dröhnen war der Klang von Scovells Schöpfkelle am Kessel. John wollte nach dem blauen Überrock greifen und fand stattdessen sein rotes Wams und Hemd.
Um John herum erhoben sich gähnende Küchenjungen von ihren Lagern auf dem Fußboden, reckten sich und rieben sich die Augen. Auch John rieb sich die Augen und verzog das Gesicht.
Am anderen Ende des Zimmers stand Coake auf, ein Auge purpurn verfärbt und fast zugeschwollen. John sah Phineas einen Blick auf ihn werfen und grinsen. Dann wurden die Türen aufgerissen, und Hilfsköche, Zerteiler, Zurichter, Pastetenbäcker, Bäcker, Heizer und Dienstmänner eilten herbei. Köche und Hilfsköche scharten sich geschäftig um Scovell, der an seinem Herd stand, die Schöpfkelle in der Hand. Ein letzter dröhnender Schall drang durch das Gewölbe.
»Schürt die Feuer!«
Im Herd wurde die Abdeckung gelüftet. Blasebalge wurden betätigt, und aus der glühenden Asche flackerte neues Feuer.
»Posten!«
Die Männer verteilten sich in einem Wirbel von Livreen und Schürzen. John stand neben Philip und sah verwirrt um sich. Dann spürte er einen groben Stoß unter den Rippen.
»Letzte Nacht hast du es mir eingetränkt«, zischte Coake ihm von hinten ins Ohr. Mit seinem geschwollenen Gesicht starrte er John missmutig an. »Aber warte nur ab. Ich kriege dich schon noch, du Vogelscheuche.«
Philip zuckte die Achseln. »Kümmere dich nicht um ihn«, sagte er, als Coake zu dem Durchgang davonschlurfte. Um John herum machten sich die Männer für ihr Tagewerk bereit.
»Was soll ich tun?«, fragte er mit einem Blick auf die Geschäftigkeit in der Küche.
»Was man dir zuweist«, sagte Philip. »Vielleicht kommst du zu Underley in der Zerwirkkammer. Das wäre nicht übel. Oder in die Keller zu Master Palewick. Oder in die Gewürzkammer mit Roos. Ich arbeite bei Mister Bunce ...«
»Nein, das tust du nicht mehr.«
Philip sah erschrocken auf. Mister Stone stand vor den Jungen. Von der Taille abwärts war der Leiter der Spülküche in eine lederne Schürze gekleidet. Mit steinerner Miene sah er zu den Jungen hinunter.
»Du kommst zu mir.«
»Aber ich gehöre zur Vorbereitungsbrigade«, wehrte sich Philip. Mister Stone schüttelte den Kopf. »Den hättest du nicht reinlassen sollen, stimmt’s?« Der große Mann deutete zu dem rauchgeschwärzten Brett über der Tür, das eine Inschrift in kleinen dunklen Buchstaben trug. »Du kennst die Regeln. Mach schon.«
»Niemand wird Schläge austeilen«, las Philip widerstrebend vor, »niemand wird Flüche äußern. Niemand wird Mist an seinen Stiefeln hereintragen ...«
»Das nicht.«
»Kein Geflügel darf frei herumlaufen ...«
»Das auch nicht.«
»Kein Fremder darf die Küchenräume betreten, es sei denn auf die ausdrückliche Aufforderung eines Befugten«, las Philip zuletzt vor.
»So ist es.« Der Mann bedachte Philip und John mit einem strengen Blick. »Ihr seht Quiller und seine Servierbrigade da drüben Aufstellung
nehmen. Hier unten sind sie Fremde. Was nicht heißt, dass wir sie nicht kennen würden. Es heißt nur, dass sie nicht zum Küchenpersonal gehören. Selbst wenn der König höchstselbst die Treppe herunterkäme, wäre er ein Fremder. Sogar Sir William. Wenn man nicht zum
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