Das Festmahl des John Saturnall
Küchenpersonal gehört, hat man hier unten nichts verloren. Und die Befugten sind Master Scovell und seine Oberköche oder ein richtiger Koch. Nicht irgendein Küchenjunge, der kaum ein Jahr hier ist.« Der Leiter der Spülküche wendete sich zu John. »Oder einer, der kaum einen Tag hier ist. Verstanden? Hier hinein jetzt.«
In der Spülküche roch es nach muffigem Essen. Eine Reihe kleiner Fenster oben in der Wand ließ Licht herein. Ein langer Tisch, ein hölzerner Kübel und eine Reihe von Bottichen nahmen eine Wand ein. Am anderen Ende des Raums tropfte es aus einem Bleirohr in einen uralten Steintrog. Ein langer hölzerner Zulauf war an Seilen aufgehängt. Aus der Vorbereitungsbrigade erklang Messergeklapper, als Mister Bunce und die anderen sich an die Arbeit machten.
»Das hier ist die Aschentonne«, sagte Stone in seinem ausdruckslosen Ton. »Asche zersetzt das Fett. Der Tisch ist für die Stapel. In den Bottichen wird gesäubert. Streusand ist zum Polieren da. Das da ist die Wasserleitung. Für das Spülwasser.« Stone wendete seinen rundlichen Kopf zu den Fenstern, hinter denen ebenerdig ein Garten lag. »Da gibt es welche, die denken, sie könnten unser Wasser nehmen. So ein Gärtner dort oben. Nennt sich Motte.« Eine Spur von Ausdruck hatte sich in seine Stimme geschlichen. »Da täuscht er sich.« Der Leiter der Spülküche klatschte mit der Hand auf den nächsten Bottich und reichte jedem der Jungen einen Spachtel. »Die nehmt ihr zum Schaben.«
»Wie lange müssen wir das machen, Mister Stone?«, fragte Philip.
»Das hängt von Master Scovell ab.«
Der Bottich aus Ulmenbrettern war so tief, dass John und Philip mit Mühe und Not bis zum Boden langen konnten, und von dicken gelben Fettschichten bedeckt. Rippen erstarrten Fetts zogen sich an den Innenwänden hinunter. Essensreste bildeten Wülste am Boden, eingebettet in die gelbbraune Fettkruste.
Sie hatten einen halben Eimer Fett aus dem Bottich gekratzt, als die Spülköche herbeitrotteten, Männer mit düsterer Miene und in schmutziger Livree, jeder so schweigsam wie Mister Stone. Aus Bunces Küche ertönte Geschrei und Getöse, das Klirren und Klappern von Töpfen und Pfannen. In der Spülküche wurde der hölzerne Zulauf bewegt und spie Wasser aus. Die Spülmänner füllten die leeren Bottiche zur Hälfte und gaben in jeden eine Schaufel Asche. Dann nahmen sie Aufstellung, als sammelten sie ihre Kräfte. John spähte zur Vorbereitungsbrigade hinüber und sah Alf einen Kessel voll Wasser auf das Feuer heben. Hinter Alf zerteilte Mister Bunce Rüben, wobei sein Messer über das Schneidebrett wirbelte. Ein Servierdiener mit einem großen hölzernen Servierbrett trat durch den Durchgang ein. Drei wackelige Türme mattgrauer Näpfe näherten sich.
»Gut«, murmelte Philip hinter John. »Los geht es.«
Sie ergriffen ihre Spachtel.
»Beeilt euch!«, rief einer der Spülköche an den Bottichen. »Legt los, oder wir geraten ins Hintertreffen!«
Quillers Diener erschienen wie am Schnürchen gezogen, jeder mit seinem Servierbrett, jedes Brett mit seinen Näpfen, jeder Napf mit angetrocknetem Porridge verschmiert. Die Männer stellten ihre Servierbretter auf den Tisch, und Philip und John machten sich mit ihren Spachteln über die Näpfe her, kratzten und schaufelten die klebrigen Spuren weg, bis sie die halbwegs gesäuberten Näpfe zu den Spülköchen am ersten Bottich weiterreichen konnten. Alf schwankte unter dem Gewicht von Kesseln heißen Wassers herbei, doch nach der ersten Begrüßung hatten Philip und John weder Zeit, sich umzuwenden, noch genug Atem, mehr als ein Grunzen zu äußern. Die Spülmänner tauchten die Arme in die Bottiche, schrubbten und platschten und hielten nur inne, um zu rufen: »Wasser raus!«, bevor sie die Stöpsel entfernten. Dann flossen Asche und fetthaltiges Wasser auf den Fußboden und um die Füße der Jungen, bevor sie durch den Abfluss in der Ecke gurgelten. Der Zulauf wurde bewegt, und ein Schwall klaren Wassers füllte den Trog. Dann schüttelten Philip und John das säuerlich
riechende graue Schmutzwasser von ihren Füßen und machten sich abermals über die verschmierten Näpfe her, bearbeiteten die Berge schmutzigen Geschirrs mit ihren Spachteln und schoben sie zu den Bottichen weiter.
Doch je schneller sie arbeiteten, desto schneller wurden neue haferschleimverklebte Näpfe angeliefert. Trotz all ihres Schabens, Schwitzens und Weiterschiebens wuchs der Berg immer höher. Schon bald überragte er sie,
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