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Das Festmahl des John Saturnall

Das Festmahl des John Saturnall

Titel: Das Festmahl des John Saturnall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Norfolk
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hätte ihn die Stelle aufwischen lassen, wo der Vogel gelandet wäre. Mister Bunces Abschiedsworte hatte er nicht vergessen: »Halt die Augen offen, Simeon. Und halt den Mund. Tu nichts übereilt. Hör auf zu seufzen und halt keine Maulaffen feil. Wenn du irgendwas halb so gut verrichten kannst wie deine Arbeit hier, dann wird niemand sagen können, ich hätte dich zu früh aus der Vorbereitungsbrigade weitergeschickt ...«
    Und Simeon hatte an diesem Morgen gut aufgepasst. Er hatte Philip Elsterstreet beobachtet, bis dieser ihn aufgefordert hatte, ihn nicht so anzustarren. Danach hatte er den Hilfskoch beobachtet, der seinen Platz am Herd eingenommen hatte und für nichts Augen zu haben schien als für die Wärmepfanne vor ihm, als er die Holzkohle zurechtschob und dann den Tiegel auf die Pfanne setzte.
    Keiner der Köche könne ihm mehr beibringen als John Saturnall, hatte Mister Bunce ihm anvertraut. Weder Adam Lockyer noch Peter Pears, weder Philip Elsterstreet noch Phineas Campin. Von Coake ganz zu schweigen. Und deshalb hatte Simeon aufmerksam zugesehen, als John vormittags in dem Tiegel rührte, die Stirn vor Konzentration gerunzelt unter seinem lockigen schwarzen Haarschopf. Dann war Simeons großer Moment gekommen. Der Koch hatte aufgeblickt und gefragt, ob der Küchenjunge ihm zur Hand gehen könne.
    »Du musst nur aufpassen«, hatte John erklärt. »Wenn die Mischung dunkel wird, nimm den Topf vom Feuer. Pass für mich darauf auf, Simeon.«

    Der Junge war errötet, als der Koch ihn beim Namen genannt hatte. John Saturnall sei kundiger als alle anderen Köche zusammen, hatte Mister Bunce gesagt. Alle bis auf Master Scovell, wie sich von selbst verstehe. Der junge Koch hob fast nie den Blick von dem, was er kochte, langte nach Salz oder einem Spachtel oder dem Wasserkrug, ohne hinzusehen. Und dabei schien er nie zu zögern oder innezuhalten, sondern bewegte sich in den Küchenräumen, als wäre er dort geboren.
    Simeon dagegen schien immer im Weg zu sein. Die älteren Küchenjungen rempelten ihn an. Die Hilfsköche wichen ihm aus. Die höheren Ränge ignorierten ihn. Man hatte ihn weggedrängt, bis Master Elsterstreet ihm einen Platz in der Ecke zugewiesen hatte, wo er Vögel rupfte.
    In der Küche arbeiteten die anderen Köche und Küchenjungen an Tischen und Bänken. Vier Vögel lagen noch in dem Korb zu Simeons Füßen. Wie viele Federn das sein mochten, fragte er sich, als er die klamme Haut des nächsten Vogels festhielt und an den Federn zerrte.
    Er arbeitete gleichmäßig, wie Mister Bunce ihn angewiesen hatte, nicht zu hastig und ohne zu seufzen. Der Sack füllte sich mit Federn. Simeons Gedanken schweiften ab ... Auch er würde eines Tages ein Koch sein, dachte er. Er stellte sich vor, wie er zwischen dem Arbeitstisch und dem Feuer mit Töpfen und Pfannen hantierte, wie er es bei John Saturnall sah. Er rupfte die letzten Schwanzfedern und griff nach dem nächsten Vogel. Vielleicht würde sogar Master Scovell ihn um Rat fragen ...
    Simeon träumte von dem ersten dieser Gespräche, als er den Brandgeruch wahrnahm.
    Er drehte sich hastig um, ein mulmiges Gefühl in der Magengrube. Schwarzer Rauch stieg aus dem Tiegel auf der Wärmepfanne. Während Simeon noch hinsah, eilte Master Elsterstreet an ihm vorbei, um den Tiegel vom Feuer zu nehmen. Die finstere Miene des Kochs und der beißende Rauch verrieten Simeon alles über den Zustand des Topfinhalts. Wenn die Mischung dunkel wird, nimm den Topf vom Feuer ... Keine sonderlich schwierige Aufgabe, schalt er sich. Und nun kam der Mann, der sie ihm anvertraut hatte, eilte mit großen Schritten durch die Küche, als hätte der Tiegel nach ihm gerufen.

    John blickte hin und her, als er zwischen Tischen und Arbeitsflächen herbeikam, wischte einen Löffel an seiner Leinenschürze ab, die von versengten Stellen und verblassten Flecken übersät war. Er duckte sich unter einem Topf, der von einem Haken hing. In diesem Jahr war er gewachsen, und inzwischen reichte er bis zum Türsturz der Küchentür; er war einen halben Kopf größer als Mister Bunce und anderthalb Kopf größer als Simeon. Der neue Küchenjunge beäugte ihn furchtsam.
    »Wieder angebrannt?«, fragte John.
    »Zum dritten Mal«, bestätigte Philip, der den Rauch wegwedelte.
    Verdruss regte sich in John und verging. Er schob sich die dichten schwarzen Locken aus der Stirn und unter seine Kochhaube und blickte in den Topf.
    Der Topfboden war pechschwarz. Die Flüssigkeit hatte sich zu einer

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