Das Festmahl des John Saturnall
sagte John, zunehmend irritiert durch das selbstsichere Gebaren des königlichen Bediensteten. Das hier war sein Reich. Es gehörte ihm und Scovell und den anderen Köchen. »Koch unter Master Scovell.«
»Scovell, so, so?«, fragte Kenelm.
»Master Scovell«, verbesserte John. »Und der Zutritt zu diesen Küchenräumen ist Fremden untersagt.«
Den Bediensteten schien das nicht weiter zu stören. »Seid Ihr ein guter Koch, Master Saturnall?«
»Gut genug, um für den König zu kochen«, antwortete John ungnädig.
»Und wenn Euch ein Fehler unterliefe? Wenn Eure Erzeugnisse Seiner Majestät missfallen soll-t-ten?«
»Uns unterlaufen keine Fehler«, sagte John. »Sogar Sir William lobt unsere Bemühungen.«
»Lob, ja. S-seid auf der Hut vor Lob. T-taucht Euren Löffel t-tiefer ein«, stotterte der Bedienstete und deutete auf den Löffel, den John in der Hand hielt. »Und Ihr werdet sehen, dass die Säure sich unter der süßen Kruste des Lobs verbirgt.«
»Ha! Sehr gut!«, rief Sir Kenelm. »Das ist wahrer Scharfblick.«
John runzelte die Stirn. Was wollte dieser Mann damit sagen? Taucht Euren Löffel tiefer ein. Er zeigte zur Tür. »Ihr habt hier keinen Zutritt«, sagte er schroff.
Sir Kenelm wollte etwas erwidern. Aber der Bedienstete kam ihm zuvor.
»Wir wollen Euch Euren T-töpfen und Pfannen überlassen, Master Saturnall. Damit Seine Majestät morgen nicht am Ende mit leerem Magen dasitzen muss.«
Das Frühstück am nächsten Morgen war ein Napf Porridge, der im Stehen geleert wurde. Jungen rannten durch die Küche und brachten Zettel, die neben dem Herd gestapelt wurden. Coake schwankte unter einem großen Servierbrett voll Gebäck vorbei. Er war vom Dienst im Innenhof in den Küchendienst zurückversetzt worden und zeigte sich inzwischen ungewohnt umgänglich. Sogar hilfreich, wie John ihm zugestehen musste, als er sah, wie Coake Simeon half, der sich mit einem schweren Korb voll Äpfel abmühte. Jetzt rupfte der Küchenjunge die letzten Stoppelfedern aus den Enten in einem Korb. Hinter ihnen steckten Colin und Luke Fasane auf einen Spieß. John füllte eine Wärmepfanne mit Holzkohle, holte seinen Zuckersirup und begann zu rühren. Bald rötete die Hitze sein Gesicht. Der Sirup verdickte sich. Die Teigformen warteten auf dem Arbeitstisch, mit kandierten Juwelen, Krone und Münzen ausgekleidet. John goss die Flüssigkeit hinein und trug mit Philip die Formen in die Kühlkammer.
»Wird es rechtzeitig fest werden?«, fragte Philip.
»Das muss es.«
Das Arbeitstempo in der Küche wurde schneller. Adam schlug mit einem Schaumbesen aus Birkenreisern in einem großen Eimer Sahne, die steif werden sollte, während er gleichzeitig für Vanian einen Topf überwachte. Philip schüttelte einen Beutel mit warmem Mandelmus, um es abzukühlen, bevor er es in kleine Darioleformen auf einem Servierbrett geben konnte. Am anderen Ende der Küche schlug Adam die Sahne, die nicht fest werden wollte, während Coake auf dem Arbeitstisch dahinter zu Pulver gemörsertes Seesalz in kleine Vögel einmassierte, die in einer Röstpfanne lagen. Vanian und Underley füllten einen ausgenommenen Schwan mit gespickten gebratenen Wachteln, jede in ein Netz aus
Spinatstengeln gepackt. Scovell, der am Herd mit zwei Pfannen jonglierte, erteilte seine Befehle, ohne sich umzusehen. Und dann wandte Coake sich zu Johns und Philips Erstaunen fürsorglich an Adam.
»Brauchst du Hilfe, Lockyer?«
Adam starrte ihn ungläubig an.
»Zu heiß hier drin für das da«, sagte Coake mit einer Kopfbewegung, die der dünnflüssigen Sahne galt. »Lass mich mal.«
Verblüfft reichte Adam ihm den Schaumbesen; Coake trug den Eimer durch den Durchgang in die Kühlkammer. Während Adam, John und Philip noch ratlose Blicke tauschten, erschien ein Servierdiener am Fuß der Treppe.
»Sie sind im Saal!«
»Posten!«, rief Scovell vom Herd aus. Von überall wurde dem Küchenmeister mit Nicken oder Handzeichen geantwortet.
John beauftragte Simeon, auf den Zuckersirup aufzupassen; er ergriff ein Brenneisen und legte es ins Feuer. Dann eilte er zur Kühlkammer. An der Tür der Kammer stieß er beinahe mit Coake zusammen. Coake schwitzte; er hatte Adams Eimer über den Arm gehängt, und die Sahne bildete steife Häubchen. Die beiden beäugten einander misstrauisch.
»Was tust du hier?«, fragte John.
Coakes Miene war das Inbild gekränkter Unschuld. »Siehst du das nicht?« Er senkte den Blick auf die Sahne.
»War wohl anstrengend«, sagte John,
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