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Das Festmahl des John Saturnall

Das Festmahl des John Saturnall

Titel: Das Festmahl des John Saturnall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Norfolk
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auf dem Arbeitstisch.
    »Welcher ist besser gelungen?«
    Wie in Trance zeigte John auf die Hülle mit dem klareren bernsteingelben Gelee.
    »Gut genug für Seine Majestät?«

    »Aber Master Scovell«, wendete Vanian ein. »Saturnall ist nur ein Hilfskoch!«
    »John ist der Aufgabe gewachsen«, sagte Scovell. »Habe ich recht, John?«
    John zwang sich zu einem Nicken. Scovell schlug mit der Kelle gegen seine Handfläche.
    »Bringt es hinauf.«
    Die Servierdiener warteten bereits, die Nachspeisen waren auf allen Tischen und Arbeitsflächen angerichtet. Als die letzten Platten hinaufgetragen wurden, dämpfte sich der Lärm aus dem großen Saal zu einem beifälligen Gemurmel und steigerte sich dann zu aufgeregtem Geschnatter. Scovell deutete auf die zweite Tantalus-Form, die auf dem Tisch stand.
    »Willst du deinen Küchenmeister ebenso verköstigen wie den König, John Saturnall?«
    John ergriff ein Messer und durchstach die Oberfläche; er spürte, wie das Gelee sich an der Klinge festsetzte. Es war tadellos geliert. Er schnitt eine Scheibe heraus und reichte sie Scovell. Der Meisterkoch nahm einen bibbernden Geleewürfel in den Mund und kostete mit genüsslicher Miene. Dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Er nahm einen Löffel und tunkte ihn an anderer Stelle in die Süßspeise. Entsetzen malte sich auf seinen Zügen. Er drehte sich um und rief die Treppe hinauf:
    »Bringt es zurück!«
    Doch der letzte Servierdiener war schon verschwunden. Scovell wendete sich John zu. Das Lächeln war aus seiner Miene gewichen. An seine Stelle war blankes Grauen getreten.
    »Was hast du getan?«
    »Master Scovell?«
    »Salz!«, rief Scovell. »Du hast es mit Salz vergiftet!«
    John drehte sich der Magen um in einer Mischung aus Verwirrung und Furcht. Die Männer und Jungen in der Küche starrten ihn an, ungläubig und ratlos. Alle mit einer Ausnahme. Als John sich verzweifelt
umsah, fiel sein Blick auf Coake. Und plötzlich wusste er Bescheid. Coake, der die Vögel mit Seesalz gewürzt hatte. Der sich mit dem Eimer voller Sahne in die Kühlkammer zurückgezogen hatte. Seine Miene gekränkter Unschuld und seine unerklärliche Fröhlichkeit. Oh, hat sich aber gelohnt. Hab’s eingetränkt. Verstehst du? ... Das waren Coakes Worte gewesen nach seiner Rückversetzung in die Küche. Die Androhung seiner Rache. Und nun hatte er sich gerächt. Mit einem wütenden Schrei stürzte John sich auf den älteren Jungen. Doch kaum umklammerte er Coakes Kehle, wurde er weggerissen.
    »Er ist wahnsinnig geworden!«, rief Coake, während ein erschrockener Mister Underley John festhielt.
    »Zuerst verdirbst du die Nachspeise des Königs. Und jetzt willst du dich in der Küche schlagen?«
    John drehte sich zu Scovell um. Die Miene des Küchenmeisters war steinern.
    »Master Scovell ...«, setzte John an.
    Bevor er weitersprechen konnte, zeigte sich Mister Pouncey am Fuß der Treppe. Hinter ihm stand ein prunkvoll gewandeter Höfling.
    »Seine Majestät hat ausgespuckt!«, rief der Haushofmeister. »Seine Majestät hat es ausgespuckt!«
    Mister Pouncey bedachte Scovell mit einem vernichtenden Blick, als wäre er zu zornig, um noch ein Wort zu sagen. Der Höfling neben ihm, der eine Kette trug wie er und einen kostbaren Pelzumhang, blickte grimmig drein. John sah, dass eine lange Narbe sich von seinem Mund bis zum Ohr zog.
    »Seine Majestät hat befohlen, den Urheber dieser Speise zu ihm zu bringen«, sagte Sir Philemon.
    Scovell warf mit unergründlicher Miene einen schnellen Blick zu John. Auf einmal hatte John den Eindruck, dass er diesen Mann nicht kannte. Ihn nie gekannt hatte. Der Meisterkoch nickte Sir Philemon zu.
    »Nehmt ihn mit.«

     
    Eine Fläche aus graublauem Pelz ließ alles andere vor Johns Augen verschwimmen. Sein Herz pochte laut. Der Mann mit der Narbe ging voran die Treppe hinauf, gefolgt von Mister Pounceys leisen Schritten. Oben angekommen, wendete Sir Philemon sich um.
    »Du hast das Missfallen des Königs erregt«, sagte er schroff. »Und dieses Missfallen fällt auf mich zurück. Diesen Fehler wirst du nicht wiederholen. Hast du mich verstanden, Küchenjunge?«
    John nickte.
    »Du wirst vor dem König knien. Du wirst den Blick nur heben, wenn er dich dazu auffordert. Du wirst nur sprechen, wenn er dich dazu auffordert. Du wirst ihn als ›Eure Majestät‹ anreden. Und im geeigneten Augenblick wirst du um Vergebung bitten.«
    Die Narbe war eine zornigrote Linie geworden. John spürte den Atem des Mannes auf seinem

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