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Das Festmahl des John Saturnall

Das Festmahl des John Saturnall

Titel: Das Festmahl des John Saturnall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Norfolk
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Fell oder Lord Firbrough oder mit dem Marquis von Hertford erörterte.
    »Aber der König wird seinen Segen erteilen?«, wagte Mister Pouncey zu fragen.
    »Wie vereinbart.«
    Eine Welle der Erleichterung durchlief Mister Pouncey. Vor seinem inneren Auge machten die Messinggewichte auf seinen Papieren letzte Sprünge, die leichtesten nach links, die schwersten nach rechts. Doch als er sich abwendete, um zu gehen, ertönte nochmals Sir Philemons Stimme.
    »Eine Sache noch. Ihre Majestät hat einen Wunsch geäußert.«
    »Was für einen Wunsch, Sir Philemon?«
    »Sie will das Mädchen empfangen.«

    Lucretia war zumute, als würde in ihrem Inneren ein Seil von einer Winde aufgespult. Jeder neue Tag bedeutete eine weitere Drehung, bis sie an dem Morgen des schicksalhaften Tages, als sie mit ihrem Vater vor dem gesamten Haushalt stand, das Gefühl hatte, das straffgespannte Seil werde reißen oder sie selbst innerlich zerreißen. Die Haare waren zu einer Tolle aufgesteckt, das Gesicht war wundgeschrubbt
und danach gepudert worden, und nun heftete Lucretia den Blick auf das Torhaus, während hinter ihr die Reihen der höheren, niederen und niedrigen Bediensteten des Gutshauses den Innenhof bis zu der Freitreppe vor dem großen Saal füllten. Lange Reihen in Grün bezeichneten das Gesinde des Haushalts neben den Männern der Ländereien unter Sir Jocelyn in ihrer violetten Livree und den Küchenbediensteten in Rot. Das Gemurmel der Dienerschaft summte in Lucretias Ohren, als Mister Pouncey und Sir Sacherevell die Reihen entlangschritten.
    »Ruhe da hinten!«, befahl der Haushofmeister mit zornigem Blick in Richtung einer roten Reihe.
    »Warum stehen die von den Ländereien vor uns?«, flüsterte Adam Lockyer John empört zu, als die Inspektoren weitergingen.
    »Weiß ich nicht.«
    Die Köche hatten den Morgen damit zugebracht, ihre Wämser von Flecken zu reinigen. Johns Gedanken wanderten zwischen der Zuckerkrone und den Juwelen in Henry Palewicks trockenster Speisekammer und den Münzen aus Biskuit in einem nur mäßig warmen Ofen in Vanians Küche hin und her. Als die Sonne höher stieg, memorierte er noch einmal die Aufgaben, die ihn in der Küche erwarteten, während die anderen mit den Füßen scharrten und sich kratzten.
    »Schaut!«, rief Jed Scantlebury schließlich.
    Blaue und goldene Standarten wurden auf dem Bergkamm sichtbar. Als die ersten Reiter zwischen den hohen Buchen hinuntertrabten, sah John Mister Pouncey schnell vortreten. Sir Sacherevell hielt ihn am Arm fest.
    »Seid unbesorgt, Master Pouncey. Dies sind lediglich Hofchargen, die Obergewandkämmerer. Gefolgt von den Kammerjunkern. Niedere Hofchargen.« Die Reiter näherten sich und nahmen Formation an. »Hier kommen die höheren Chargen«, fuhr Sir Sacherevell fort. »Dies sind die Kammerherren. Und nach ihnen die Zeremonienmeister. Der Mann mit dem Stab ist der Oberstallmeister.«
    »Und wer ist der Edelmann neben ihm?«

    John blickte die Zufahrt entlang und sah neben dem Mann mit dem Stab einen Reiter, der einen ganzen Kopf größer war als alle um ihn herum.
    »Das ist Sir Kenelm Digby«, sagte Sir Sacherevell. »Er war Oberzeremonienmeister, als Seine Majestät Prinz war. Er gehört zu den besagten Digbys.«
    Er warf Mister Pouncey einen vielsagenden Blick zu, der jedoch auf blankes Unverständnis traf.
    »Sein Vater«, erklärte Sir Sacherevell, »hat den seligen König in die Luft zu sprengen versucht.«
    »Ah, ja.«
    Hinter Sir Sacherevell starrten John und Philip gebannt auf Sir Kenelm, der über seinem Wams einen Harnisch trug. Das Metall funkelte, als er sich auf seinem Braunen bewegte. Hinter ihm ritten zwei Männer auf passend ausgewählten weißen Pferden.
    »Die Eskorte des Oberkammerherrn.« Sir Sacherevell stieß Mister Pouncey in die Seite. »Die königliche Kutsche ist nicht mehr weit. Kommt. Lasst uns unsere Plätze einnehmen.«
    Sie drängten sich durch die Reihen der Bediensteten. Unter der Freitreppe hatten die Reiter in einem weiten Bogen Aufstellung genommen. Die letzten Ankömmlinge nahmen ihre Plätze ein; ihre Gewänder waren mit Ketten geschmückt und mit Dienstabzeichen versehen. Plötzlich verstummten alle. In der Stille hörte John Räderrollen.
    »Alle niederknien vor dem König!«
    Wie ein Mann rissen die Reiter ihre Hüte herunter und beugten den Kopf. Eine Welle ging durch den Haushalt von Buckland, als seine Mitglieder auf die Knie sanken. In dem Augenblick, bevor er niederkniete, erhaschte John einen Blick auf eine

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