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Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Kristiansen
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ersparte es sich und ihr, sie darauf hinzuweisen, dass es eine ganze Reihe von Untaten gab, die das Leben eines Menschen vernichten konnten, ohne es ihm zu rauben.

72
    Gernot Burmester packte alles, was er für seine Flucht brauchte, in eine einfache Sporttasche. Ein Koffer wäre zu auffällig gewesen. Er wollte auf keinen Fall den Anschein erwecken, eine längere Reise anzutreten, auch wenn nicht abzuschätzen war, wann und ob Güstrin für ihn je wieder sicherer Boden sein würde.
    Er hatte bereits das Tor zum Hof aufgeschlossen und den Wagen vor dem Haus geparkt. Trotzdem ging er noch einmal alles durch, worauf er unbedingt achten musste. Die Sporttasche durfte nicht in den Kofferraum, denn das hätte zu sehr nach dem Verstauen von Reisegepäck ausgesehen. Er würde sie neben sich auf den Beifahrersitz stellen. Das war wesentlich unverdächtiger.
    Er vergewisserte sich, dass er sein Handy auch wirklich auf den Küchentisch gelegt und nicht gewohnheitsmäßig in die Jackentasche gesteckt hatte. Handys waren zu leicht zuorten. Das Gerät war kein Verlust. Er hatte sowieso nur eins, damit ihn die Firma im Notfall überall und jederzeit erreichen konnte.
    Er ging ins Arbeitszimmer im ersten Stock und fuhr seinen Rechner noch einmal hoch. Ja, er hatte alles richtig gemacht. Die Festplatte war komplett neu formatiert. Es gab für Fremde keine Möglichkeit mehr, herauszufinden, welche Seiten im Internet er zuletzt besucht hatte. Oder? Er war kein Informatiker. Manche der Fähigkeiten, die er bei jungen Kollegen gesehen hatte, grenzten für ihn an Zauberei. Ihm blieb keine Wahl. Er holte seinen Werkzeugkasten, schraubte den Computer auf und baute die Festplatte aus. Er trug sie ins Badezimmer, wickelte sie in ein Handtuch und zertrümmerte sie mit einem halben Dutzend Hammerschlägen. Die Bruchstücke spülte er die Toilette hinunter. Danach fühlte er sich ein bisschen beruhigt.
    Er beugte sich über den Rand der Badewanne, um nachzusehen, ob er sie gründlich genug gescheuert hatte. Hatte er. Niemand würde je erfahren, dass er den kleinen Karton und seinen verräterischen Inhalt darin verbrannt und die Asche den Abfluss hinuntergespült hatte.
    Das Telefon klingelte.
    Er würde nicht abheben. Er war schon so gut wie weg. Er ging hinunter ins Erdgeschoss, hängte sich die Sporttasche über die Schulter und schlüpfte in seine Schuhe. Aber was, wenn es jemand Wichtiges war? Jemand von der Fluggesellschaft, der ihm mitteilen wollte, dass es ein Problem mit seiner Buchung gegeben hatte? Oder dieser Kommissar, dieser Möhrs? Würde es nicht verdächtig wirken, wenn er den Anruf nicht entgegennahm? Was, wenn sein Haus von der Polizei observiert wurde und einer der verdeckten Ermittler sich wunderte, warum er seinen Wagen so lange draußen stehen ließ?
    Er hastete zum Telefon und riss es förmlich von der Ladestation. »Ja?«
    »Hallo, Gernot. Hier ist Horst.«
    »Oh.«
    »Ich wollte mal hören, wie es bei dir mit diesem Bullen so gelaufen ist.«
    Burmester rieb sich nervös die Glatze. Irgendetwas stimmte mit der Verbindung nicht. Johnsen klang, als käme seine Stimme aus einem tiefen Loch, und die Silben am Ende seiner Worte wurden von der Störung verschluckt. Was war das? Wurde sein Telefon etwa abgehört? »Ich habe ihm nichts gesagt.«
    »Ach was? Ehrlich? Zu uns hat er nämlich gemeint, du hättest was über ein verjährtes Verbrechen auf der ›Straßmann‹ erzählt.«
    Burmester begriff, dass es keine Störung gab. Johnsens Stimme hörte sich ohne jeden technischen Einfluss so verwaschen und abgehackt an. War er betrunken? So früh am Morgen? Darüber durfte er jetzt nicht nachdenken. Es spielte keine Rolle, wie Johnsen sich anhörte. Es war viel wichtiger, was er gerade gesagt hatte. »Was meinst du mit uns? Bist du nicht allein?«
    »Mike sitzt neben mir.«
    Fast hätte Burmester aufgeatmet. Es war nur Ritter. Aber sie hatten miteinander geredet. Über ihn. »Möhrs könnt ihr vergessen. Der setzt mich nicht mehr unter Druck.«
    »Was? Was soll das heißen? Er setzt dich nicht mehr unter Druck?«
    Burmester war drauf und dran, aufzulegen. Hatte er einen Fehler gemacht? Nein. Horst war sein Freund. Oder nicht? »Ich gehe weg.«
    »Red keinen Scheiß.«
    »Das ist kein Scheiß. Ich gehe weg. Hier ist es zu gefährlich. Mich braucht hier ja auch keiner mehr.« Burmester schaffte es nicht, seine Zunge im Zaum zu halten. Er wollte unbedingt, dass Johnsen ihn verstand. Er hatte seine Gründe für das, was er vorhatte.

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