Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)
mich nicht falsch. Es gibt weiterhin keine Beweise, dass Ihr Mann einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Er war zum Zeitpunkt seines Todes stark alkoholisiert.«
»Er ist oft betrunken gefahren«, erwiderte sie lapidar und so schnell, dass Möhrs sich fragte, wie oft sie dieses oder zumindest ein sehr ähnliches Gespräch in ihrem Kopf bereits geführt hatte. »Das ist nichts, worauf man stolz sein sollte, ich weiß. Trotzdem. Er war ein sicherer Fahrer. Das habe ich Ihren Kollegen damals bereits gesagt.«
Möhrs blätterte in seinem Notizbuch. »Ihr Mann war auf einer Feier. Im ›Hirschhof‹, richtig?«
»Einer Verlobungsfeier, ja«, bestätigte sie. »Von einem jungen Mann von der freiwilligen Feuerwehr. Peter war da früher eine Weile aktiv.«
»Warum war er allein auf dieser Feier?«, fragte er. »Warum haben Sie ihn nicht begleitet?«
»Ich fühlte mich an dem Abend nicht wohl.« Ihr Busen hob und senkte sich in einem schweren Atemzug. Sie schaute in den Garten hinaus. »Das Wetter, wissen Sie. Ich hatte schlimme Migräne. Und da ist er allein gefahren. Er meinte noch, er würde nicht lange bleiben.« Sie stand plötzlich auf und eilte in die Küche hinaus. Möhrs hörte ein leises Rascheln und Schaben aus dem angrenzenden Raum. Eine halbe Minute später war Frigge zurück, setzte sich wieder an ihren Platz und begann, sich mit einem Taschentuch in den Augenwinkeln zu tupfen.
Möhrs rührte wieder in seinem Tee und betrachtete die aufsteigenden dünnen Dampfschwaden, weil ihm ihre Trauer unangenehm war. »Hat Ihr Mann Sie von dieser Feier aus noch einmal angerufen?«
»Nein.«
Es wurde langsam Zeit, zur Sache zu kommen. Auch aufdie Gefahr hin, dass Frigge womöglich in einen noch labileren Zustand geriet. »Warum glauben Sie, dass es kein Unfall war?«
Diesmal war sie es, die seinem Blick auswich, indem sie die Augen hinter ihrem Taschentuch verbarg.
Möhrs duldete ihr Schweigen. Der Tee sollte mittlerweile auf eine trinkbare Temperatur abgekühlt sein. Sein Zeigefinger war zu dick für den fragilen Henkel, und er sah sich gezwungen, das heiße Porzellan außen anzufassen. Er führte die Tasse zum Mund und blies zur Sicherheit noch einmal, ehe er den Tee kostete. Er nahm nur einen winzigen Schluck. Köstlich. Vorsichtig stellte er die Tasse wieder ab. »Könnte es sein, dass es irgendetwas gibt, was Sie mir nicht sagen wollen? Etwas aus der Zeit, als Ihr Mann zur See gefahren ist?«
Sie ließ die Hand mit dem Taschentuch sinken und sah ihn an, als wäre er ein Geisterbeschwörer, der mit den Verstorbenen in Kontakt stand. »Was wissen Sie darüber?«
Möhrs’ Freude, auf der richtigen Spur zu sein, hielt sich angesichts ihres leisen Entsetzens in engen Grenzen. »Vielleicht sagen Sie mir zuerst, was Sie darüber wissen, hm?«
Ansatzlos beugte sie sich vor, fasste zaghaft nach seiner Hand und drückte sie leicht. »Sie müssen mir etwas versprechen.«
Dank der unerwarteten Berührung ihrer kalten Fingerspitzen sträubten sich Möhrs zwar die Nackenhaare, doch er ließ seine Hand, wo sie war. Es war wichtig, dass sie Vertrauen zu ihm gewann, und wenn er nun vor ihr zurückgeschreckt wäre, würde sie vielleicht nicht den Mut finden, sich ihm zu öffnen.
Als ihr offenbar dämmerte, dass Möhrs darauf wartete, was sie von ihm verlangte, sagte sie leise: »Ich will nicht, dass Peters Andenken in den Dreck gezogen wird.«
Möhrs legte seine Hand auf ihre, obwohl er nicht vorhatte, sie anzulügen oder Erwartungen aufzubauen, die er unter Umständen nicht erfüllen konnte. »Ich kann Ihnen nurversprechen, dass wir die Sache äußerst diskret behandeln werden.«
Er spürte, dass sie sich mehr von ihm erhoffte. Sie senkte den Kopf und legte die Hände in den Schoß. »Es hat mit einer Frau zu tun«, sagte sie schließlich, nachdem sie lange nichts anderes getan hatte, als ihr Taschentuch zwischen den Handflächen hin und her zu reiben.
So gern er sie geschont hätte, es gab dennoch Dinge, die er ihr nicht ersparen konnte. Nicht, wenn er endlich einen entscheidenden Schritt in seinen Ermittlungen weiterkommen wollte. »Mit einer Prostituierten?«
»Ich weiß nicht, wer diese Frau genau war.« Sie nahm die Frage erstaunlich gefasst auf. »Ich weiß nur, dass Peter sich verändert hat. Ziemlich gegen Ende seiner Zeit auf See.«
»Wie sah diese Veränderung aus?«
»Er …« Erneut sah sie hinaus in den Garten, als schenkte ihr die Blütenpracht dort die nötige Kraft, dem Fremden, der an diesem
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