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Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Kristiansen
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Morgen unangekündigt in ihr Haus gekommen war, intimste Details aus ihrem Leben zu beichten. »Eine Frau spürt so etwas. Wir haben immer seltener miteinander geschlafen.« Sie schwieg ein, zwei Sekunden. »Nicht, weil ich nicht wollte. Er wollte nicht. Ich dachte erst, es liegt trotzdem an mir. Ich habe mich bemüht. Mir schöne Unterwäsche gekauft. Mich anders geschminkt. Ihm hat das alles nicht gefallen. Er wurde einmal richtig zornig. Ich wäre doch keine Nutte.«
    Möhrs dachte daran, wie abfällig Johnsen über Frauen geredet hatte, die sich prostituierten. Wie über lebende Spielzeuge oder Triebabfuhrroboter. Etwas, das man unterwegs benutzte und anschließend sofort wieder vergaß. Anscheinend hatte auch Peter Frigge diese Einschätzung geteilt.
    »Ich habe nicht verstanden, was los war. Bis ich mal samstags früher vom Einkaufen zurück war als geplant. Er saß da drüben.« Sie deutete auf die offene Tür zum Wohnzimmer. »Es war im Winter und so kalt, dass einem das Gesicht unddie Hände prickelten, wenn man ins Warme kam. Im Kamin brannte ein Feuer. Er … er weinte. Und er hatte etwas in der Hand. Ich ging zu ihm. Er sprang aus dem Sessel und warf das, was er in der Hand hatte, in den Kamin. Es war ein Foto. So viel habe ich noch gesehen. Ich bin furchtbar eifersüchtig geworden.«
    »Eifersüchtig?«
    »Ich dachte, er weint jemandem nach«, erklärte sie. »Einer anderen Frau von irgendwoher, wo er früher öfter war. Sie wissen doch: eine Braut in jedem Hafen.«
    »Okay.« Möhrs nippte an seinem Tee und ärgerte sich über sich selbst. Als ob er noch einen Beweis gebraucht hätte, dass er in Beziehungsfragen völlig aus der Übung war. Anscheinend waren diese Dinge doch nicht wie Fahrradfahren, und man konnte sie sehr wohl mit der Zeit verlernen.
    »Ich habe ihm eine Szene gemacht.« Sie lachte bitter auf. »Das heißt, ich hatte es vor.«
    »Aber?«
    »Dann hat er es mir gesagt. Dass er auf dem Schiff einen schrecklichen Fehler begangen hat.« Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. Ihre Schultern zitterten, und Tränen rollten über ihre Wangen, doch ihre Stimme blieb klar und das Gesicht sonderbar starr. Möhrs musste an einen Fernsehbericht denken, den er vor einiger Zeit gesehen hatte. Über Heiligenstatuen, die angeblich regelmäßig blutige Tränen vergossen. »Ich hätte recht, dass es um eine Frau ging. Doch nicht so, wie ich vermutete. Es täte ihm leid, und er wüsste, dass es in letzter Zeit nicht leicht mit ihm gewesen wäre. Und dass er sich furchtbar schämen würde.« Sie schien ihre Tränen erst jetzt zu bemerken und wischte sich mit beiden Handrücken einmal grob über das Gesicht. »Er ist vor mir auf die Knie gegangen und hat mich angefleht, ich müsse ihm verzeihen, und ich dürfte nie zu jemandem auch nur ein Wort darüber verlieren, dass es diese Frau gab. Dass unser Leben vorbei wäre, wenn jemand etwas herausfinden würde.Können Sie sich das vorstellen? Ein erwachsener Mann auf den Knien, der bettelt wie ein kleines Kind.«
    Es fiel Möhrs schwer, trotz dieser Schilderungen Mitleid mit Peter Frigge zu empfinden. Er verspürte auch keine Genugtuung über die gerade erhaltene Gewissheit, dass es an Bord der ›Fritz Straßmann‹ tatsächlich zu einem Verbrechen gekommen war, das Peter Frigge und seine Kollegen über Jahrzehnte hinweg vertuscht hatten. Er fühlte stattdessen eher lähmende Wut angesichts dieses ungesühnten Vergehens. Zwar kannte er die Einzelheiten nicht, doch das war auch nicht nötig. Was die Kerle dieser Frau angetan hatten, war allem Anschein nach grausam genug gewesen, dass es in einem Menschen, der davon wusste, einen unstillbaren Durst nach Vergeltung geweckt hatte. »Ich nehme an, Sie haben ihm verziehen.«
    »Er war mein Mann«, sagte sie nur.
    »Haben Sie später jemals wieder darüber geredet?«, fragte Möhrs.
    »Nein. Und das wollte ich auch nicht. Für mich war die Sache erledigt. Es war danach alles wieder wie früher zwischen uns. Ihm war eine Last von der Seele gefallen. Er hat mich auf Händen getragen.« Ihre Blicke bettelten um Möhrs’ Verständnis, doch er wich ihnen aus. »Er hat getrunken, ja, aber er ist immer arbeiten gegangen, und er ist mir gegenüber kein einziges Mal ausfällig geworden. Es ging ihm besser, wenn er getrunken hatte. Wenn Männer saufen, werden manche bösartig, und andere werden sanft wie Lämmer. Mein Mann gehörte zu den Lämmern.« Ihre großen hellen Augen schimmerten noch immer feucht, auch wenn der

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