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Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Kristiansen
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konzentrierte sich ganz auf diese eine Empfindung. Verlor sich in ihr. Ging in ihr auf. Eine Schwingung. Ohne Schmerz. Ohne Gedächtnis.

88
    Bernd und Katja schliefen am nächsten Morgen lange. Bernd wäre der Letzte gewesen, der sich darüber beschwert hätte. Er hatte früher zwar immer gedacht, ältere Herrschaften brauchten weniger Schlaf, aber bei ihm war das genaue Gegenteil der Fall. Vor allem nach der ganzen Aufregung mit der Person, die sich mit ihnen ins Haus geschlichen hatte.
    Bernd brauchte nicht nachzufragen, ob Katja genauso schlecht geschlafen hatte wie er. Er war mindestens drei- oder viermal aufgewacht, weil sie sich entweder stöhnend hin und her wälzte oder er plötzlich eine Hand im Gesicht oder einen Ellbogen im Rücken hatte.
    »Wovon hast du geträumt?«, fragte er, als sie aus der Dusche kam und er rauchend in Boxershorts und T-Shirt in der Terrassentür lehnte.
    Sie schüttelte ihr feuchtes Haar aus. »Keine Ahnung. Kann mich nicht erinnern.«
    Er kannte jeden ihrer Tonfälle, und das war der »Ich möchte jetzt nicht darüber reden, und mach dir auch bitte nicht allzu große Hoffnungen, dass ich überhaupt jemals mit dir darüber reden will«-Tonfall. Er akzeptierte ihre mürrische Verschlossenheit. Es war beileibe nicht so, dass er ihr jeden seiner Träume gebeichtet hätte, die ihn innerlich aufwühlten. Allein schon deshalb, weil sich der Großteil dieserTräume um ihren Vater drehte. Genauer gesagt, um die Art und Weise, wie Thomas Jakobs aus dem Leben geschieden war, und darum, wem er die Schuld dafür gab.
    Er schaute auf die Uhr. »Fürs Frühstück hier ist es ein bisschen spät. Wir könnten in den ›Postillion‹ fahren.«
    »Ich habe keinen Hunger«, sagte sie. »Ich möchte gleich los zu Lüdersen. Hast du die Liste fertig?«
    »Liegt neben dem Laptop.« Er aschte über die Schulter ab. »Bei keinem der Namen gibt es was Interessantes im Netz.«
    »Schade.« Sie schlüpfte in ihre Jeans. »Aber das wäre auch zu schön gewesen.«
    »Du erwartest aber nicht, dass ich zu diesem Affen mitkomme, oder?«
    »Nö. Ich hab’s kapiert. Du willst lieber kindisch sein und nicht mit ihm spielen, weil ihr beide das gleiche Mädchen süß findet.«
    Er musste grinsen. »Ich bin nur zu alt, um mir noch Dinge anzutun, von denen ich von vornherein weiß, dass sie mir keinen Spaß machen.«
    Sie betrachtete griesgrämig die Leiche ihres Smartphones auf dem Nachttisch. »Mit der Einstellung kannst du echt froh sein, dass du im Lotto gewonnen hast.«
    »Das Glück ist mit den Tüchtigen«, erwiderte er. »Brauchst du Geld für ein Taxi?«
    »Nein.« Sie ging zu dem Stuhl, über dessen Lehne er seine Hose gehängt hatte. »Ich nehme den Jaguar.«
    »Wie bitte?«
    Sie ließ den Schlüssel um ihren Finger kreisen. »Das ist nur fair. Du bist auf mein Telefon getreten.«
    »Okay. Aber nur, weil ich zu müde bin, um mich zu streiten.«
    »Sehr gut.« Sie streifte ihre Jacke über. »Bis später.«
    »Und keine Kratzer, ja?«
    »Und keine Kratzer, ja?«, äffte sie ihn nach und war fort.
    Nachdem er seine Zigarette ausgedrückt hatte, taperte er zurück ins Zimmer und blieb vor dem hohen Bücherstapel auf dem Schreibtisch stehen. Das Buch, das er im Café durchzublättern begonnen hatte, lag ganz zuunterst. Er zog es vorsichtig heraus und setzte sich damit aufs Bett. Er ging das Register durch und suchte nach einem Eintrag über Runen. »Schaubild Futhark, S.  223« klang vielversprechend. Auf dem Weg dorthin blieb er einige Male hängen, wenn eines der Symbole, auf die er stieß, ihn klar an einen Phallus oder eine Vulva erinnerte. Schwester Walburga rotierte sicher in ihrem Grab, weil sie es trotz ihres beherzten Rohrstockeinsatzes letztlich doch nicht geschafft hatte, ihn von den Schrecken der Todsünde der Lust zu überzeugen. Er freute sich über das wohlige Kribbeln in der Leistengegend, da es ihm zeigte, dass die Maschinerie dort unten nach wie vor ganz gut geölt war.
    Das Schaubild selbst fand er zunächst ziemlich langweilig. Kantige Schriftzeichen, die man bestimmt ohne Weiteres an einem Haus oder dem Leichnam eines besiegten Feindes anbringen konnte, wenn einem danach war. Jedenfalls nichts, was dem Auge schmeichelte. Seine morgendliche Unbefangenheit verflog binnen eines Sekundenbruchteils, als er die oberste Reihe der Runen näher betrachtete. Eine davon sah ein bisschen aus wie ein auf dem Kopf stehendes U. Oder wie ein Hufabdruck. Wie das Zeichen, das laut der verstorbenen

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