Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)
das?«
»Eine Verlobungsfeier. Echt romantisch. Wie im Film.« Die Kellnerin geriet regelrecht ins Schwärmen. »Mit Tauben in den Himmel steigen lassen und so, und jemand hatte eine Karaokemaschine mitgebracht. Der Bräutigam hat ein Lied für seine Braut gesungen. ›Mandy‹. Nur, dass er statt Mandy immer Tina gesungen hat. Voll schön.«
»Haben Sie Peter Frigge dort gesehen?«, fragte Katja.
»Ja, aber ich hab nicht mit ihm geredet oder so«, plapperte Rieke. »Er saß an einem Tisch mit lauter anderen alten Männern.«
Bernd räusperte sich laut und stand auf. »Ein schönes Stichwort.« Er trat an der Kellnerin vorbei und ging auf die Toilettentür zu. »Alte Männer«, murmelte er.
Riekes Wangen färbten sich fast so rot wie ihr Haar. »War nicht so gemeint. Ehrlich.« Sie sah Katja betroffen in die Augen. »Ich hoffe, Ihr Vater ist jetzt nicht sauer.«
Katja grinste. »Er ist nicht mein Vater.«
Rieke wurde noch röter. »Oh, sorry, das … also …«
»Macht nichts«, versicherte ihr Katja. »Ich bin das gewöhnt. Aber verraten Sie mir noch was. Ihre Kollegin hat auch gemeint, sie hätte einen Streit zwischen Frieder aus der Skatrunde und einer Frau belauscht. Sie wissen nicht, wer das war oder worum es da ging?«
»Nein.« Rieke senkte die Stimme. »Sandra und ich, wir verstehen uns nicht so besonders.«
»Verstehe.« Katja versuchte, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Die Option, bei Sandra selbst noch einmal nachzuhorchen, war ihr zu riskant. Sie wollte nicht mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen als unbedingt nötig.Bestimmt war Möhrs ebenfalls einer der Stammgäste in diesem Laden und würde früher oder später von dem sonderbaren Pärchen erzählt bekommen, das die Bedienungen mit komischen Fragen behelligt hatte. »Aber eine Sache wäre da noch. Diese Verlobungsfeier, wo war die?«
Riekes Antwort war eine echte Überraschung. »In der Scheune von diesem neuen Gasthaus an der Straße nach Wittenbek. Dem ›Hirschhof‹.«
42
Sie war splitternackt, doch das schien keinen der Männer in der schummrigen Bar zu stören. Sie warfen ihr verstohlene, aber umso gierigere Blicke zu, wie sie da am Tresen saß, den Kopf in die Hände gestützt. Vor ihr stapelten sich leere Gläser, die ihre blutigen Fingerabdrücke trugen.
Sie weinte nicht. Sie hatte verlernt, wie man weinte. Ihre Gedanken kreisten darum, wann sie endlich den Mut finden würde, allem ein Ende zu setzen. Es war so leicht. Es gab so viele Wege. Wenn man es darauf anlegte, konnte man sich mit einem Gürtel an einem Bettpfosten erhängen. Sie wusste nicht, weshalb sie sich verzweifelt an etwas festklammerte, anstatt einfach loszulassen.
Von der Seite fiel ein gewaltiger Schatten auf sie, tauchte sie in ein warmes Dunkel.
»Bist du allein hier?«, fragte er.
Es war die Hitze, die von ihm ausging, die sie dazu bewegte, den Kopf zu drehen und ihn anzusehen. Sie lächelte verhalten. »Du bist auch nackt?«
»Sieht man das nicht?« Er erwiderte ihr Lächeln. »Jemand hat dich verletzt.« Sein Finger strich zärtlich über eine Schramme an ihrer Schulter. Als er die Hand wieder zurückzog,war die Haut an der Stelle, an der er sie berührt hatte, glatt und makellos. »Jemand muss dir helfen.«
Sie schaute ihn an. Ungläubig, staunend. »Wer bist du?«, flüsterte sie.
»Der Teufel.« Seine Stirn platzte auf, und blutige Knochen stülpten sich zu kurzen stumpfen Hörnern aus. »Der Teufel.«
Er beugte sich zu ihr herab, presste seine Lippen auf ihre. Sein Mund war wie Feuer, und sie ließ bereitwillig zu, dass er sie verschlang.
Ihre Zunge brannte noch, als sie den Kopf vom Kissen hob und sich den Schlaf aus den Augen wischte. Den Schlaf und Tränen, die sie längst vergossen geglaubt hatte.
43
Schon als Brigitte Lippert ihm die Tür zu ihrem Haus öffnete – einem gepflegten Bungalow im selben Viertel, in dem Horst Johnsen wohnte –, war sich Möhrs hundertprozentig sicher, einer Witwe gegenüberzustehen. Es war ihre gesamte Erscheinung: Sie trug ungeachtet der freundlichen Temperaturen hochgeschlossene Kleidung in gedämpften, dunklen Farben – einen braunen Rollkragenpullover über einem tiefblauen Rock. Ihr schwarzes Haar hatte sie zu einem strengen Dutt hochgesteckt. Ihre Haut, so bleich und makellos wie Porzellan, straffte sich über hohen Wangenknochen. Die blassgrauen Augen hinter der randlosen Brille ließen nicht die leiseste Spur eines Gefühls erkennen. Kühl blickte Brigitte Lippert Möhrs an.
Er
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