Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)
Artikel ist doch nur erfunden. Sie sind hier, weil Frieder nicht dichtgehalten hat. Weil er Angst hatte. Und weil er gehofft hat, Sie würden ihn in einem guten Licht dastehen lassen, wenn alles rauskommt.«
»Wenn was rauskommt?«, wollte Katja wissen.
»Wer ist Erich?«, fragte Bernd dazwischen.
Die Gegensprechanlage gab keinen Mucks von sich.
»Herr Burmester.« Katja hob die rechte Hand. »Ich schwöre Ihnen hoch und heilig, dass ich nur nach Güstrin gekommen bin, um meinen Artikel zu schreiben. Und glauben Sie mir bitte: Ich wünsche mir nichts mehr, als dass es dabei geblieben wäre. Mein Onkel hat mir nichts über Sie verraten. Wovor Sie sich auch immer fürchten, ich habe nichts damit zu tun. Ich will nur, dass derjenige zur Rechenschaft gezogen wird, der meinen Onkel umgebracht hat.«
Bernd drängelte sich neben sie. »Ist Erich der Tote aus dem Osterfeuer?«
Stille, bis auf ein helles Kinderlachen aus einem der Nachbargärten, das genauso gut aus einem Paralleluniversum hätte stammen können.
»Toll. Du hast ihn verscheucht«, warf Katja Bernd vor.Kalte Enttäuschung machte sich in ihr breit. »Vielen Dank. Auch in Frieders Namen.«
Bernd sah sie ernst an. »Das ist unfair, und das weißt du auch. Tu nicht so, als wäre mir das alles egal.«
Sie fuhren beide zusammen, als der Lautsprecher kurz knackte. »Reden Sie mit Johnsen«, flüsterte Burmester gehetzt. »Aber sagen Sie hinterher nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt. Es wird Ihnen nicht gefallen, was Sie über Ihren Onkel zu hören kriegen. Frauen verstehen das nicht.«
Katja überwand ihre Überraschung noch vor Bernd und ging mit dem Kopf so dicht an die Gegensprechanlage, dass ihre Nasenspitze gegen die dünnen Plastikstreben vor dem Mikrofon stieß. »Was verstehen Frauen nicht, Herr Burmester? Hallo? Herr Burmester?«
Er antwortete ihr nicht mehr.
46
Gernot Burmester rang um Atem. Er hatte es immer gewusst. Die anderen hatten ihm gesagt, er sei ein Spinner. Ein Schisser. Aber das war er nicht. Er war der einzig Vernünftige in dieser ganzen Bande. Das, was sie angerichtet hatten, ließ sich nicht totschweigen, und wie sich jetzt zeigte, konnte man auch nicht davor fliehen.
Er ging ins Bad und wusch sich die Hände. Zwei Minuten kalt, zwei Minuten warm, zwei Minuten kalt. Ihm war übel. Er ahnte, dass Frieders Nichte mehr herausgefunden hatte, als sie ihm gegenüber jemals zugegeben hätte. Sie war schlau. Zu schlau. Wie Frieder. Er trocknete sich die Hände ab und holte sein Telefon vom Flur. Er hörte sich das Freizeichen an und wartete auf ein verdächtiges Knacken oder Knistern. Nichts. Doch das hatte nichts zu heißen.
Ihm war klar, dass er die anderen warnen musste. Vor allem Johnsen. Sie waren auf dem Weg zu ihm. Er hatte sie dort hingeschickt. Aber war die Leitung sicher? Egal, er musste es riskieren.
Das Gespräch mit Johnsen verlief nicht gut. Minutenlang stand Burmester danach reglos da, bebend vor Angst und Wut. Johnsen wollte ihm nicht glauben! Dachte, er würde sich das alles nur einbilden.
Als er sich wieder rühren konnte, lief er in sein Arbeitszimmer. Der kleine Karton war gut versteckt, hinter den Ordnern mit seinen Steuerunterlagen für 2002 bis 2005. Er wagte es nicht, ihn zu öffnen. Er kannte seinen Inhalt nur zu gut, all die Dinge, die ihn daran erinnerten, dass es wirklich passiert war. Dass er nicht krank im Kopf war. Er brauchte diese Sachen. Oder? Vielleicht hatte er sich geirrt. Vielleicht ging es ihm besser, wenn es diese Sachen nicht mehr gab. Er wusste doch, dass er sich nichts einbildete. Was scherte er sich überhaupt darum, was die anderen sagten?
Ja, der Karton musste weg. Aber wohin? Ihn einfach in die Mülltonne zu werfen kam nicht infrage. Sollte er ihn im Garten vergraben? Nein. Man konnte ihn dabei beobachten.
Er atmete auf, als er wusste, was zu tun war. Er trug den Karton ins Bad und stellte ihn in die Wanne. Dann ging er los, Benzin aus der Garage holen.
47
Katja und Bernd beherzigten Burmesters Ratschlag: Sie setzten sich in den Jaguar, Katja googelte die Adresse von Horst Johnsen, und fünf Minuten später klingelten sie an dessen Tür. Er öffnete bereits nach dem ersten Läuten.
Seine Begrüßung fiel höflich und kühl, aber nicht wirklichunfreundlich aus. Er bat sie ins Haus. Während Bernd sein Jackett an der Garderobe aufhängte, betrachtete Katja die gerahmten Fotos im Flur. Es waren ausnahmslos Aufnahmen von Hochseeschiffen, von denen eines mehrfach auftauchte – ein
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