Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)
ihre Tasse ab, denn ihre Hände hatten zu zittern begonnen, und sie befürchtete, sich den heißen Kaffee in den Schoß zu kippen. »Sie sind erstaunlich gut informiert, Herr Johnsen. Normalerweise hält sich die Kripo mit solchen Informationen außerordentlich bedeckt.«
»Kann schon sein.« Er nippte an seinem Bier. »Aber dieKripo war ja nicht als Erstes am Tatort. Es gab einen Brand zu löschen. So was übernimmt immer noch die Feuerwehr, und einige der Jungs reden gern und viel, wenn man weiß, was sie am liebsten trinken.«
»Haben Sie denen heute zufällig auch schon einen ausgegeben?«, fragte Bernd bissig.
»Warum?«
»Ihr Kollege erwähnte vorhin die Namen von drei Männern, denen etwas Schreckliches zugestoßen ist«, erklärte Bernd. »Zwei davon sind uns bekannt. Peter und Frieder. Aber er hat auch von einem Erich gesprochen. Für mich klang es, als wäre das der Tote, den man heute Morgen in der Asche des Osterfeuers gefunden hat.«
»Erich?« Johnsens Unterkiefer klappte herunter. »Erich Lippert? Entschuldigen Sie mich einen Moment.« Johnsen stand auf und wollte ein tragbares Telefon vom Wohnzimmertisch nehmen. Es rutschte ihm aus der Hand, landete auf dem Boden. Er bückte sich hastig danach. »Ich bin gleich wieder da.« Er ging hinaus auf den Flur, dann waren Schritte auf der Treppe ins Obergeschoss zu hören.
»Alles okay bei dir?« Bernd beugte sich vor, um Katja eine Strähne aus dem Gesicht zu streichen. »Tut mir leid, dass du das über Frieder so erfahren musstest, Kleines.«
Sie wusste nicht, ob er die Nutten oder die Misshandlungen meinte. Wahrscheinlich beides. Sie lehnte sich gegen seine Schulter. »Was ändert es schon? Er ist tot. So oder so. Wie die anderen auch. Wie Frigge. Und Lippert.«
»Du kennst ihn?«
»Auch ein Kollege von Frieder. Der Kräftige mit den großen Händen. Aus der Kantine im Kraftwerk.« Sie blickte durch das große Wohnzimmerfenster, wo keinen halben Kilometer entfernt die Elbe durch ihr Bett strömte. Ausflugsbarkassen, Sportmotorboote und Frachtschiffe tummelten sich in solcher Zahl auf dem Fluss, als müssten die Menschen den Beweis dafür antreten, dass sie ihn und das Element,aus dem er bestand, ein für alle Mal gezähmt hatten. An den Rändern von Katjas Denken huschte ein Einfall entlang. Sie versuchte, ihn zu erhaschen, doch er entwischte ihr. »Schiffe …«, murmelte sie und packte ein zweites Mal zu. »Bernd«, sagte sie leise.
»Hm?«
»Was, wenn es diesem Mörder gar nicht darum geht, wo seine Opfer arbeiten?«
»Sondern?«
»Sondern darum, wo sie einmal gearbeitet haben.«
»Auf dem Atomschiff? Auf der ›Straßmann‹?«
»Genau.«
Er lehnte sich zurück und rieb mit einer flachen Hand über das Leder der Couchlehne. »Ich weiß nicht. Das ist doch ewig her.«
Johnsen stand unvermittelt in der Tür, als wäre er die Treppe regelrecht heruntergeschlichen. Sein Gesicht war blass und ausdruckslos. »Nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich würde Sie jetzt bitten, zu gehen. Ich wäre gern allein.«
»Natürlich.« Bernd erhob sich und half Katja, die von den weichen Polstern beinahe verschlungen worden war, beim Aufstehen. »Mein Beileid.«
Johnsen nickte.
»Herr Johnsen.« Katja stellte sich neben ihn in den Türrahmen und sah entschlossen zu ihm hoch. »Eine dringende Frage hätte ich noch. Kann es sein, dass auf dem Schiff, auf dem Sie alle zur See gefahren sind, irgendetwas vorgefallen ist, das mit dem, was jetzt gerade passiert, in Verbindung steht?«
Johnsens Antwort war ein heiseres Wispern. »Was sollte damals vorgegangen sein, das rechtfertigen würde, zwanzig Jahre später drei Männer zu ermorden?«
Es waren die letzten Worte, die er an Katja richtete, ehe er Bernd und sie ohne weitere Umschweife aus seinem Haus entließ.
48
»Herzlichen Glückwunsch, du Idiot!« Johnsen hätte am liebsten seinen ganzen Zorn hemmungslos in den Hörer hineingebrüllt, doch er wollte unbedingt, dass Ritter genau verstand, was er angerichtet hatte. »Es ist genauso gekommen, wie ich es prophezeit habe. Wegen dir und deinen beschissenen Spielchen hat sie Lunte gerochen.«
»Reg dich bitte ab«, winselte Ritter dünn. »Ich habe doch schon gesagt, dass es mir leidtut.«
»Davon können wir uns beide nichts kaufen.« Johnsen atmete dreimal tief durch. »Hast du das von Erich gehört?«
»Was?«
»Er ist tot. Verbrannt. Im Osterfeuer.«
»Scheiße. Oh Scheiße.«
Johnsen hörte Glas klirren, dann heftiges Schlucken und ein
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