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Das Feuer das am Nächsten liegt

Das Feuer das am Nächsten liegt

Titel: Das Feuer das am Nächsten liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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den Wettflug des Vogel-Clans gewonnen – aber wird er den Klauen des Großen Ältesten entrinnen? Tiath Gargan wird ihn, wenn möglich, ergreifen lassen, wenn dieser andere, der große Zauberer, sich nicht einmischt!“
    „Habt Ihr denn keine Angst vor diesen Kreaturen?“ rief ich aus. „Wie könnt Ihr so gelassen über sie reden – wenn es wahr ist und kein Clan-Klatsch?“
    „Ich habe Angst“, sagte er, „aber das sind vernünftige Kreaturen, denkende Wesen. Jemand, der als Moruianer beim Wettflug des Vogel-Clans durchgeht, ist kein Monstrum!“
    „Würdet Ihr mit ihm sprechen?“
    „Ich würde mit ihnen sprechen!“ sagte er entschlossen. „Wenn welche auf dieser Insel sind, so schwöre ich, daß ich mit ihnen sprechen werde, auch wenn ich über Tsabeggan kreuz und quer kriechen müßte.“
    Seine Entschlossenheit war merkwürdigerweise tröstlich; meine Angst nahm ab, Tsorl betrachtete mich genauer.
    „Wie alt bist du, Yolo Horn?“
    „Siebzehn nach meinem Erscheinen.“
    „Bring mir Wasser“, sagte er. „Laßt uns miteinander reden. Wie wird die Sache bewerkstelligt?“
    Ich kroch unter dem Stroh in unseren Tunnel und holte Wasser. Mir war es seltsam zumute, ich fühlte mich durch die Flucht leichtsinnig, befreit und doch niedergeschlagen. Es war mein eigener Fehler, sagte ich mir, nicht weiter vorauszusehen. Gewiß hatte ich diesen barschen alten Machthaber nicht gerettet, damit er mein Freund würde; ich hatte es für den Alten Horn und für die Herausforderung des Schicksals getan – aber ich hatte nicht damit gerechnet, auf einem Floß allein mit einem beherrschenden Geist zu sein.
    Tsorl trank und lächelte mich an.
    „Ich habe mich an Horn erinnert“, sagte er. „Drath Horn, er arbeitete bei der Kanalisation und brachte es zum Vorarbeiter. War sehr geschätzt für seine Ausdauer. Irgendwie verkümmerte seine linke Hand.“
    „Ja, das war der Alte Horn.“
    „Arbeitete er nicht gelegentlich im Rathaus?“
    Mir war es wohler, nachdem er sich daran erinnert hatte. Ich streckte mich der Länge nach auf dem Deck im Sonnenschein aus und erzählte vom Alten Horn. Es wurde zur Geschichte meines eigenen Lebens und meines Mißgeschicks und wie ich nach Itsik kam. Die ganze Zeit drängte mich Tsorl fortzufahren und lächelte mich an, aber nicht falsch, so daß ich das Gefühl hatte, als sähe er mich zum ersten Mal. Endlich konnte ich mir ein Bild von dem Abgesandten machen, der vom Balkon über dem Marktrondell aus zu den Bürgern von Tsagul redete. Ich konnte mir ihn davor vorstellen, als er seine getreuen Arbeiter anspornte, während sie die Kanäle im brachen Nordwesten von Tsagul gruben. Tsorl-U-Tsorl. Einer der Besten?
    „Das ist meine Geschichte von Horn“, sagte ich, „und meine eigene Geschichte. Jetzt seid Ihr an der Reihe. Erzählt mir, wie Ihr von Tsagul in die Hände von Tiath Pentroy geraten seid und wie Ihr erfahren habt, daß Fremde auf der Insel Tsabeggan sind.“
    Das vermochte er nur schwer zu schlucken. Er besaß alle Eigenschaften als Führer und erwartete keine Rückfragen von denen, mit denen er arbeitete. Immerhin bemühte er sich: ich war für seine Pläne nötig. Er lächelte und schüttelte den Kopf.
    „Yolo Horn“, sagte er, „darauf kann ich mich nicht einlassen. Zuviel davon ist wie ein böser Traum … laßt es mich ein andermal erzählen. Fragt mich etwas anderes.“
    „Wie verlief denn Eure Kindheit? Ich habe Euch von der meinigen erzählt.“
    Ich war nicht besonders neugierig darauf, denn ich glaubte, seine Geschichte zu kennen; er machte seiner Stimme und seinem Benehmen nach den Eindruck eines Kindes von reichen Städtern oder Kaufleuten aus Tsagul. Ich ermutigte ihn zum Sprechen.
    „Mein Vater war ein Lehrer und ein Gelehrter“, sagte er. „Er verstand viel von Pflanzen und Kräutern und dem Verhalten von Metall und den Sternenbahnen. Er war privat bei einer reichen Familie in Tsagul angestellt, die ihr Vermögen verlor. Es war eine Alltagsgeschichte. Dann kam der Tag, an dem nichts mehr übrigblieb; die Ältesten des Hauses waren tot oder abwesend, die Dienerschaft rannte mit allem davon, was sie tragen konnten.
    Mein Vater blieb zurück, um sich um zwei Kinder des Hauses zu kümmern, ein junges weibliches Wesen und ihren jüngeren männlichen Verwandten. Er nahm sie aufs Land mit. Er rettete sie vor ihren Gläubigern und zog sie in der Farm am Datse auf, die Zitterfall hieß.
    Er gründete mit dem jungen weiblichen Wesen, meiner Mutter, eine

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