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Das Feuer der Wüste

Titel: Das Feuer der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Winter
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geträumt, die Feinschmeckerlokale, Hotels und Lodges im ganzen Land mit ihren Waren zu beliefern – und niemand hatte daran gezweifelt, dass sie es schaffen würde. Tatsächlich schien alles so zu funktionieren, wie es sollte. Die Karakullämmer hatten auf der Frühjahrsauktion in Gobabis mehr Geld eingebracht als erhofft, und die Wollpreise waren in die Höhe geklettert, da in Europa nach dem Krieg die Nachfrage nach ein wenig Luxus gestiegen war. Doch dann hatte einer der Farmarbeiter bemerkt, dass sich ein paar Schafe so heftig am Gatter und an den Weidezäunen scheuerten, dass die Wollvliese in Fetzen daran hängen blieben. Sofort hatte Ruth nach dem Tierarzt gerufen. Der aber hatte sie beruhigt und erklärt, es könne an dem neuen Kraftfutter liegen, mit dem Ruth die Schafe wegen der Trockenzeit zugefüttert hatte. Die Tiere müssten sich an die Futterumstellung erst gewöhnen.
    Als wenig später Farmarbeiter berichteten, dass einige der Tiere zitterten und mit den Zähnen knirschten und auch der Rest der Herde ruhelos sei, erstarrte Ruth. Sie hatte in der Landwirtschaftsschule von der Traberkrankheit gehört und kannte die Symptome. Aber dass die tückische Krankheit ausgerechnet ihre Herde befallen könnte? Niemals! So etwas passierte anderen, aber nicht ihr, nicht ihrer Herde!
    Wieder erschien der Tierarzt, und wieder gelang es ihm, Ruth zu beruhigen. Scrapie sei seit einem Jahrzehnt in dieser Gegend nicht mehr ausgebrochen, erklärte er.
    Dennoch nahm er das erste verendete Schaf mit und ließ es im tiermedizinischen Institut von Windhoek untersuchen. Der Befund war ein schwerer Schlag für Ruth und ganz Salden’s Hill. Die Herde war von der Traberkrankheit befallen und musste getötet werden. Und damit nicht genug, denn die Scrapie-Erreger waren so widerstandsfähig, dass sie über Jahre auf den Weiden und in den Ställen überleben konnten. Dass sich eine neue Herde wieder infizieren würde, war daher wahrscheinlich. Zudem mussten die getöteten Tiere in einer Kadaverbeseitigungsanstalt verbrannt werden, was nicht gerade billig war. Mit den Schafen sah Ruth auch ihre Zukunft in Rauch aufgehen. Eine neue Herde, neue Ställe, neue Weiden, ein kompletter Neuanfang – das war finanziell nicht zu schaffen!
    Sie konnte sich nicht mehr erinnern, welcher der Nachbarn vorgeschlagen hatte, sie könne einen Kredit bei der Farmersbank in Windhoek aufnehmen, doch sie wusste noch genau, dass schon wenige Tage später ein gut gekleideter Herr mittleren Alters auf Salden’s Hill eingetroffen war, der Rose mit Komplimenten überschüttete und ihr sogar die Hand küsste. Wie ein Retter in der Not war er gekommen, hatte ihre Sorgen mit einer Handbewegung zur Seite gewischt und die Zukunft der Farm in den rosigsten Farben gemalt. Ein kleiner Kredit zu besten Bedingungen, mehr brauche es nicht zum Glück, hatte er behauptet und dabei so verständnisvoll und väterlich gewirkt, dass Ruth ihm vertraute und zugestimmt hatte, dass ihre Mutter die Verhandlungen übernahm. Rose besaß einfach mehr Geschick in diesen Dingen und verfügte überdies über eine beträchtliche Menge Charme, wenn sie wollte. Der Herr von der Farmersbank jedenfalls war ganz beflügelt, wenn er in Roses Nähe war.
    Kurze Zeit später verfügte Salden’s Hill über die stolze Summe von dreißigtausend Pfund, die über drei Jahre hinweg in monatlichen Raten zurückgezahlt werden sollte. Geld genug also, um eine junge, gesunde neue Herde zu kaufen. Geld genug auch, um neues Weideland an den Greenhills zu erwerben. Die Nachbarn halfen beim Bau der Ställe, und im Sommer 1957 konnte Ruth erstmals wieder von der Zukunft träumen.
    Jetzt aber waren die drei Jahre vorüber, und eine Restsumme von rund fünfzehntausend Pfund stand noch offen. Über deren Rückzahlung hatte sich Ruth bisher keine Gedanken gemacht, da ihre Mutter damals mit dem Bankangestellten – recht bald ein hartnäckiger Verehrer – vereinbart hatte, dass nach den drei Jahren ein neuer Kredit ausgemacht werden sollte, der den neuen Zinsbedingungen angepasst wäre. »Reine Formsache«, hatte es damals geheißen. Eine schriftliche Vereinbarung gab es zwar nicht, aber das war auch nicht nötig. Schließlich waren Farmer ehrliche Leute. Ein Nicken, ein Handschlag – und das Geschäft war besiegelt.
    Ruth seufzte und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Wer weiß , was Tom da gehört und in den falschen Hals bekommen hat , versuchte sie sich zu beruhigen. Salden’s Hill ging es

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