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Das Feuer der Wüste

Titel: Das Feuer der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Winter
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    »Und Hinweise auf die Namas, gibt es die auch? Hören Sie, ich habe keine Ahnung, was das soll, aber warum wollen Sie mich nach Keetmanshoop locken?«
    Horatio seufzte. »Ihr Misstrauen schmeichelt mir nicht gerade.«
    »Es ist auch nicht meine Aufgabe, Ihr Selbstwertgefühl zu stärken«, entgegnete Ruth, obwohl sie vor ein paar Minuten genau das hatte tun wollen.
    »Ob Sie es glauben oder nicht, ich wollte Ihnen einen Gefallen tun. Ich kann nichts von dem, was Sie brauchen können, aber ich denke wissenschaftlich. Wenn es Zeugnisse aus der Generation Ihrer Großeltern gibt, die noch dazu mit Diamanten zu tun haben, dann doch wohl dort.«
    »Sie meinen Zeugnisse über das ›Feuer der Wüste‹? Jetzt weiß ich endlich, worauf Sie hinauswollen.« Ruth gab so abrupt Gas, dass Horatio in den Sitz gepresst wurde.
    »Hey«, hörte sie Horatio leise sagen. »Ich bin nicht Ihr Feind, Ruth.«
    Sie hatte gerade eine deftige Erwiderung auf der Zunge, als vor ihr das Ortsschild von Mariental auftauchte und dahinter gleich ein Truckstop. Sie hielt, tankte den Dodge, füllte zwei Benzin- und drei Wasserkanister auf.
    Das Innere des Truckstops war menschenleer. Ein paar Plastikstühle standen wie verlorene Verwandte an drei Tischen. Hinter der Theke lehnte ein älterer Mann in einem vergrauten Shirt und spähte zwischen den Süßigkeiten hindurch.
    »Den Dodge, vollgetankt, dazu drei Kanister«, sagte Ruth. Der Mann nickte stumm, beugte sich zum Fenster und las die Anzeige an der Tanksäule ab. »Noch etwas?«
    »Vier Sandwiches, zwei Schokoriegel und zwei Kaffee.«
    »Wohin wollt ihr?«
    »In Richtung Keetmanshoop«, antwortete Ruth, »an der Abzweigung der B1 dann weiter nach Lüderitz.«
    »Keine gute Idee.«
    »Warum?«
    »Die B1 ist gesperrt. Die Polizei hat schon in der Nacht mit den Aufräumarbeiten begonnen. Die halbe Pad ist unterspült. Hinter Marienthal gibt es weder Strom noch Telefon.«
    »Der Sturm?«
    Der Mann nickte. »Hab ich noch nicht erlebt, so was. Die Victoriafälle sind ein Scheiß dagegen.«
    Ruth nickte. »Wie sieht es östlich der B1 aus?«
    Der Mann zuckte mit den Schultern. »Heute morgen kam ein Trucker. Er ist westlich gefahren, durch die Kalahari. Von Gibeon bis zur Spielmans Logde und dann hierher.«
    Ruth schüttelte den Kopf. »Der Sand wird sich inzwischen vollgesaugt haben. Der Dodge wird steckenbleiben.«
    »Gut möglich. Dann östlich oder warten.«
    Ruth deutete auf eine Karte, die an der Wand hing. »Östlich also? Aber wie? Auf der C19 in Richtung Maltahöhe?«
    »Wäre möglich«, erwiderte der Tankwart. »Zehn Meilen hinter Mariental gibt es eine Farm. Wenn mich nicht alles täuscht, führt von dort ein unbefestigter Weg zurück nach Gibeon.«
    Ruth nickte, kramte in ihrer Geldbörse und gab dem Mann, was sie zu zahlen hatte.
    »Viel Glück«, rief er ihr nach.
    »Danke, werde ich brauchen.«
    Horatio hatte unterdessen die Scheiben gereinigt. Ruth reichte ihm ein Sandwich und einen Kaffee. Schweigend aßen und tranken sie.
    »Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte Horatio schließlich und klopfte sich einige Brotkrümel vom Hemd.
    »Richtung Maltahöhe auf der C19. Die Hauptstraße, die B1, ist hinter Mariental gesperrt.« Sie öffnete die Wagentür und schwang sich auf den Sitz. »Sollen wir dann los?«
    »Warten Sie!«, rief Horatio und verschwand im Truckstop. Wenige Augenblicke später kam er mit vier belegten Sandwiches wieder.
    »Was haben Sie vor?«, fragte Ruth.
    »Nichts«, erwiderte er. »Ich wollte einfach Vorsorge treffen.«
    »Tsss«, machte Ruth und schüttelte den Kopf. »Stadtmensch.«
    Dann fuhren sie los.
    Die Landschaft rechts und links der Straße unterschied sich gründlich von der gestrigen. Das vormals harte graue Wüstengras hatte eine grünliche Farbe angenommen und säumte die Pad, die hier nur teilweise mit Schotter bestreut war und ansonsten aus festgestampftem Sand bestand. Hin und wieder lagen Äste auf dem Weg, doch keine umgestürzten Bäume. Einmal mussten sie dennoch halten, weil eine Rinderherde vor ihnen her lief. Zwei Reiter trieben die Tiere mit lauten Rufen auf die Weide zurück: »Ho! Ho! Bewegt euch!«
    »Gut im Futter«, stellte Ruth fachmännisch fest. »Zweijährige, nehme ich an. Auf einer Viehauktion bringen sie jetzt schon gutes Geld. Ich würde trotzdem noch warten, würde sie ein- bis zweimal kalben lassen und erst dann verkaufen.«
    »Hmm«, machte Horatio und reichte Ruth ein Sandwich. »Hier, nehmen Sie.

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