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Das Feuer der Wüste

Titel: Das Feuer der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Winter
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Wir können ja doch im Moment nichts tun.«
    Als die Viehtreiber ihnen nach einer Weile das Zeichen dazu gaben, fuhren sie langsam weiter. Horatio pfiff vor sich hin. Er hatte das Fenster auf seiner Seite heruntergekurbelt und hielt sein Gesicht in den Wind. »Ich wusste gar nicht, dass es im Veld so frisch sein kann«, erklärte er und pfiff weiter.
    »Seien Sie mal ruhig«, fuhr Ruth ihn an.
    »Was ist denn?«
    »Der Motor klappert. Er läuft nicht rund. Hören Sie das etwa nicht?«
    »Und was heißt das?« Horatio sah Ruth fragend an.
    Der Wagen begann zu ruckeln, dann hüpfte er noch einmal und blieb stehen.
    »Mist!« Ruth zog den Zündschlüssel ab und sprang aus dem Wagen. Sie riss die Motorhaube hoch, prüfte die Zündkerzen, den Ölstand und die Kühlerflüssigkeit. Alles in Ordnung. »Los, zeig mir schon, was mit dir los ist.« Hilflos sah Ruth auf den Motor ihres Bakkies.
    Horatio war neben sie getreten. »Vielleicht der Keilriemen?«, schlug er vor.
    »Pfft! Was verstehen Sie denn davon?«
    »Nichts. Aber ich habe einmal im Kino einen Film gesehen, da war der Keilriemen bei einem Auto gerissen. Die junge schöne Heldin musste ihre Strumpfhosen ausziehen.«
    »Aha. Kann ich mir denken, dass Sie sich das gemerkt haben. Nur dass ich keine Strumpfhosen trage.« Sie beugte sich wieder über den Motor, stocherte darin herum wie ein Kind im Spinat und zerrte schließlich einen schmalen Riemen hervor. Sie starrte darauf, als könne sie ihren Augen nicht trauen.
    »Ist das etwa ein Keilriemen?«, fragte Horatio. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Kommen Sie!«, knurrte Ruth. »Nehmen Sie Ihr Herrenhandtäschchen und Ihre Zahnbürste, und kommen Sie endlich. Ich weiß nicht, wie lange das Wetter noch hält.« Sie war ärgerlich und dachte überhaupt nicht daran, ihre Stimmung zu verbergen. Im Fahrerhaus angelte sie nach einem Gürtel, an dem links und rechts Ledertaschen befestigt waren, füllte die Taschen mit Geldbörse und Zahnbürste, schnallte den Gürtel um und verschloss das Auto.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Horatio.
    »Was schon? Wir laufen zur nächsten Farm und versuchen dort, einen Keilriemen aufzutreiben.«
    »Oder eine Strumpfhose?«
    Ruth blieb stehen und funkelte ihren Reisegefährten wütend an. »Es wäre besser gewesen, im Kino genau hinzugucken, wie der Mann den Keilriemen austauscht, anstatt auf die nackten Schenkel der Frau zu glotzen.«
    Mit einem Ruck wandte sie sich ab und schritt mit energischen Schritten die Pad entlang. Horatio folgte ihr mit schlendernden Armen.
    Nach zwei Stunden waren sie endlich an einer kleinen Farm angelangt. Das Schild am Eingang wies sie als »Norman’s Green« aus, obwohl rings umher kein Grün zu sehen war. Das Land war vielmehr so trocken und karg, dass die wenigen Pflanzen eine graue Farbe hatten und sich nur schlecht von ihrem Untergrund abhoben.
    Sie gelangten vor das flache, einstöckige Farmhaus, dessen weiße Fenster durch das graue Licht leuchteten.
    »Hallo«, rief Ruth. »Ist hier jemand?«
    Niemand antwortete. Sie lief um das Gebäude herum und kam so zu den Stallungen. Eine Tür stand offen, und durch diese Tür dröhnte Lärm. Schafe blökten, Männer unterhielten sich, elektrische Gerätschaften waren eingeschaltet. Ruth spähte durch die offene Tür. »Hey!«, rief sie wieder, und sogleich verstummten die Geräte. Ein junger und ein alter Mann sahen hoch. Jeder von ihnen hatte ein Schaf zwischen die Knie geklemmt und hielt in der rechten Hand einen Scherapparat.
    »Was wollen Sie, Miss?«
    »Oh, mein Wagen ist liegengeblieben. Es ist der Keilriemen. Zwei Stunden von hier in Richtung Mariental. Sie haben nicht zufällig einen … ähem … Damenstrumpf oder so etwas im Haus?«
    Der junge Mann kicherte. Der Ältere fragte: »Was ist das für ein Wagen?«
    »Ein Dodge 100 Sweptside.«
    »Kann sein, dass ich genau dafür noch einen Keilriemen habe, wenn Sie sich nicht unbedingt mit Halbheiten zufriedengeben wollen. Aber ich kann hier jetzt nicht weg. Sie sehen ja, die Schafe. Morgen Früh kommt der Truck. Bis dahin müssen alle Biester geschoren sein. Die Schafscherer sind nicht gekommen, wahrscheinlich wegen des Sturms. Weiß der Kuckuck, wo die Kerle jetzt stecken.«
    »Vielleicht können Sie mir den Riemen schnell geben, ich repariere das Auto auch allein.«
    »Würde ich gern, Miss, aber ich müsste ihn suchen. Dafür fehlt mir die Zeit.« Der Mann schaltete den Scherapparat wieder an und machte sich über das Schaf her.
    Ruth

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