Das Feuer des Daemons
eingestehen, dass es so war. Wenn sie ehrlich war, wollte sie sich in diesem Gefühl wälzen, als wäre es Katzenminze.
Stattdessen seufzte sie, zupfte an ihrer Lippe und drehte sich auf dem Stuhl im Kreis. Sie sagte: »Deshalb warst du Mister Unausstehlich, als du hier aufgetaucht bist.«
»Mister …?« Schnaubend schüttelte er den Kopf. »Hör auf damit.«
»Womit? Mich auf dem Stuhl zu drehen?« Mit kindischer Freude setzte sie ihren nackten Zeh auf den Boden und stieß sich mit voller Absicht noch einmal ab.
»Hör auf, an deiner Lippe zu ziehen«, befahl er. »Es ist Zeit für die nächste Fragerunde, und ich bin an der Reihe.«
Seufzend hörte sie auf, an ihrer Lippe zu zupfen. Im Stillen war sie recht zufrieden damit, wie dieses Frage-Antwort-Spiel bisher lief. Sie lernte etwas, und außerdem war Khalil überraschend unterhaltsam … natürlich auf völlig unhöfliche und unausstehliche Art. Es war nicht so, dass sie ihn mochte, aber eine Unterhaltung mit ihm war besser, als schlaflos auf dem Bett zu liegen und sich bei jedem verirrten nächtlichen Geräusch verrückt zu machen. Und offen gestanden konnte sie sich nicht mehr daran erinnern, wann sie sich zuletzt so lange mit einem Erwachsenen unterhalten hatte. Am nächsten Morgen würde sie dafür bezahlen, wenn die Kinder sie bei Tagesanbruch weckten, aber eine schlaflose Nacht hätte sie so oder so verbracht.
»Dann frag«, sagte sie.
Khalil sah sie unter schweren Augenlidern an. Er ließ sich so viel Zeit, dass sie ihren Stuhl anhielt und ihn ärgerlich ansah. Da bemerkte sie, dass er mit neugieriger Miene ihre Knieschiene betrachtete. Er fragte: »Warum trägst du diesen komischen schwarzen Apparat an deinem Bein?«
Ihr Magen zog sich zusammen. Die Frage war arglos wie die eines Kindes, und doch tat sie weh. Sie presste die Nasenflügel zusammen und versuchte, gleichmäßig zu atmen, bis sie sich genug entspannt hatte, um antworten zu können. Dann sagte sie knapp: »Ich hatte einen Autounfall, bei dem meine Schwester und ihr Mann ums Leben gekommen sind. Mein Knie wurde verletzt, deshalb muss ich manchmal eine Schiene tragen.«
Er runzelte die Stirn. »Deshalb gehst du auch am Stock.«
Sie hielt den Blick gesenkt und betrachtete ihr Bein, während sie nickte. Plötzlich hockte er vor ihrem Stuhl; vor Schreck wäre Grace fast aus der Haut gefahren. »Lass das!«
Aber seine Aufmerksamkeit galt ihrem Bein. Noch immer hatte er die Stirn in Falten gelegt. »Zeig es mir, ich möchte es sehen.«
Beinahe hätte sie ihm eine verpasst, sowohl körperlich als auch verbal, aber seine Faszination war so fremdartig, so fernab von allen üblichen menschlichen Verhaltensregeln, dass sie ihre Aufmerksamkeit fesselte. Langsam öffnete sie den Verschluss der Schiene und legte sie ab. Vom ausgefransten Rand ihrer abgeschnittenen Shorts bis zu ihrem bloßen Fuß war ihr schlankes Bein nun nackt.
Khalil griff danach, eine seiner riesigen Hände legte er auf ihren Knöchel, die andere schob er sacht unter ihr Knie, um ihr Bein auszustrecken. Seine Hände waren behutsam und unmenschlich heiß, als würde seine körperliche Gestalt ein Inferno an Energie umschließen. Während er eingehend die unzähligen roten Narben untersuchte, betrachtete Grace ihn im indirekten Licht des Computerbildschirms. Als er ihr Knie mit einem zarten Strang Magie sondierte, zog sich ihr Magen erneut zusammen, aber sie schwieg und ließ zu, dass er die Verletzung untersuchte.
Er zeigte überhaupt kein Mitleid. Und das war gut so, denn sonst hätte sie ihn weggestoßen. Seine objektive Haltung hingegen hatte einen merkwürdigen Effekt auf sie. Sie merkte, wie sie sich entspannte und ihr Knie ebenfalls sachlich betrachtete, als würde es jemand anderem gehören. Zum ersten Mal seit dem Unfall brachte sie das fertig.
»Es wurde aufgeschnitten.« Er klang entsetzt.
»Ich musste ein paar Mal operiert werden«, sagte sie. Für einen Moment hob er den Blick und sah sie mit seinen Diamantaugen an. Grace zuckte die Schultern. »Ich habe Glück, dass ich noch lebe, aber das hält mich nicht davon ab, mich zu beschweren.«
»Dein Körper ist so schwach«, murmelte er. »Und obwohl der Heilungsprozess noch andauert, ist es zu spät, um dein Knie mit magischen Mitteln zu heilen.«
»Selbst im Reich der Hexen sind Ärzte mit dieser Art von magischen Fähigkeiten selten. Ich hatte weder eine Krankenversicherung noch das Geld, um eine solche Behandlung zu bezahlen. Bleibende körperliche Schäden
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