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Das Feuer des Daemons

Das Feuer des Daemons

Titel: Das Feuer des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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mir gekommen ist? Was eigentlich mir gehören sollte? Das klingt für mich nicht sehr nach einem Geschenk.
Sie wurde ganz ruhig, als sie dem Geist erklärte:
Es ist noch nicht zu spät. Es tut mir leid, dass du gestorben bist. Vielleicht hast du das alles nicht gewollt, aber du kannst das Geschenk, das du meiner Vorfahrin machen wolltest, immer noch nachholen.
    Die Schlangenfrau hörte auf, sich zu ringeln, und ihr wildes, schönes Gesicht nahm einen wehmütigen Ausdruck an.
Was könnte eine Sterbliche schon mit einer unsterblichen Kraft anfangen?,
fragte der Geist.
    Meinst du nicht, es ist an der Zeit, das herauszufinden?,
entgegnete Grace. Wenn sie den Geist nicht zum Loslassen überreden konnte, würde sie das Risiko eingehen müssen und ihn austreiben, selbst wenn sie Schwierigkeiten hatte, mit der Kraft umzugehen.
    Mit zunehmender Wehmut streckte die Schlangenfrau die Hand aus, als wollte sie Grace über die Wange streichen.
Du bist nicht nur stark. Du bist auch unverschämter als die anderen vor dir.
    Grace wusste nicht, was sie tun sollte. Sie wollte weinen oder lachen oder schreien. Sie sagte:
Vielleicht wächst sich das noch aus. Ich bin noch recht jung. Gib mir diese Chance. Wenn ich wirklich dein Kind bin, dann lass mich dich beerben.
    Die Hand des Geistes fiel herab und verblasste. Grace spürte, dass der Geist losließ.
    Instinktiv sammelte sie ihre Kräfte. Im Nachhinein wurde ihr klar, dass ihr das vermutlich den Verstand und vielleicht sogar das Leben rettete, als der dunkle Ozean in einer Flutwelle auf sie zubrauste. Mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, rang sie darum, durchzuhalten. Alles Denken wurde von einem gigantischen, formlosen Tosen hinweggerissen.
    Nach und nach ließ das Tosen nach, und die Flutwelle zog sich zurück. Die Dunkelheit wich aus ihrem Kopf, und Grace konnte die Sonne wieder sehen.
    Sie sah sich hektisch um und sog den Anblick der in Licht getauchten Wiese in sich auf. Dann beugte sie sich vornüber und atmete zitternd und in großen, gierigen Zügen; sie war so außer Puste, als wäre sie gerade einen Kilometer gerannt.
    Dann wurde ihr bewusst, dass sie Stimmen hörte. Direkt hinter der Tür zum Tunnel sprachen Don und Margie noch immer miteinander. Die ganze Unterredung mit dem Geist einschließlich ihres Ringens um die Beherrschung der Kraft schien sich innerhalb weniger Augenblicke abgespielt zu haben.
    Gottverdammt!
Sie fuhr sich mit der Hand über das verschwitzte Gesicht. Sie hätte nicht sagen können, ob sie euphorisch war oder sich leer und voller Abscheu fühlte. Einfach nur gottverdammt.
    »Miss Andreas?«, sagte Margie hinter ihr. »Geht es Ihnen gut?«
    »Nennen Sie mich Grace«, sagte sie heiser. Sie richtete sich auf und wandte sich um.
    Margie und Don sahen sie mit beinahe identisch unbehaglichen und besorgten Mienen an.
    »Es geht mir gut«, sagte Grace. »Mir ist nur ein bisschen warm, mehr nicht. Haben Sie sich entschieden?«
    Margie sagte: »Das haben wir, und es tut mir leid, dass wir Ihre Zeit verschwendet haben. Mir ist einfach nicht wohl bei dieser Sache.«
    »Machen Sie sich deshalb bitte keine Sorgen«, sagte Grace so sanft sie konnte, während sie die beiden genauer betrachtete. Don schien mit seiner Enttäuschung zu ringen, und Margie hatte offensichtlich geweint. Ihr wurde bewusst, dass sie Don und Margie versprochen hatte, ihnen zu helfen. Und dieses Versprechen hatte wiederum ihr geholfen, an der Kraft festzuhalten.
    Inzwischen schien in ihrem Kopf alles zur Ruhe gekommen zu sein, und auch ihr Herzschlag nahm wieder ein normales Tempo an. Vorsichtig fühlte sie in sich hinein. Bildete sie sich das nur ein, oder war die Kraft ihr jetzt näher? Nein, sie war definitiv näher. Grace nahm Kontakt zu dem dunklen Ozean auf, und er kam bereitwillig zu ihr.
    Hier draußen, im hellen Tageslicht. Er kam zu ihr, weil er ihr gehörte.
    Ihr.
    Gott
verdammt
!
    Jetzt gab es keinen Zweifel mehr an ihrer Euphorie. Sie hielt an dieser Emotion fest, als sie fragte: »Wenn ich Sie das fragen darf, was genau bereitet Ihnen das meiste Unbehagen? Mit Ihrem Vater zu sprechen, oder die unterirdische Höhle?«
    Margie sah ihren Bruder an, ehe sie sagte: »Sie dürfen fragen. Es ist beides zusammen. Ich … Sie hatten recht, es ist zu früh für mich. Und die Vorstellung, dazu in eine dunkle Höhle zu müssen … Es ist fast, als würden wir in sein Grab hinabsteigen.«
    Diese Metaphorik und der Schmerz, der so offenkundig damit verbunden war, ließen Grace

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