Das Feuer des Daemons
entschuldigte.
Therese warf einen hektischen Blick über die Schulter und wechselte in den telepathischen Modus.
Und du lässt ihn in die Nähe der Kinder? Bist du
WAHNSINNIG
?
Khalil war nicht der Einzige, der unter leichter Voreingenommenheit litt. Grace fauchte zurück:
Hör auf, über ihn zu sprechen, als wäre er ein wilder Hund oder eine Plage.
Thereses Augen blitzten auf.
Gut. Ich hätte dir mehr Vernunft zugetraut, aber wie du meinst. Es sind ja nicht meine Kinder.
Das war so gefühllos, das Grace’ Miene eisig wurde. Zwischen den Zähnen brachte sie hervor: »Ich streiche dich von der Liste. Komm nicht wieder.«
»Keine Sorge«, sagte Therese. »Das werde ich nicht.«
Als die Frau über die Auffahrt zu ihrem Wagen stolzierte, warf Grace einen Blick ins Haus. Max saß vor Khalils Füßen und betastete neugierig dessen schwarze Schuhe. Von den Spannungen zwischen den Erwachsenen hatte er nichts mitbekommen, ebenso wenig wie Chloe, die damit beschäftigt war, ihren Stapel neuer Büchereibücher im Wohnzimmerbücherschrank durchzusehen.
Khalils Augen loderten.
Ich habe diese Frau dabei erwischt, wie sie in deinen Sachen herumgewühlt hat.
Völlig überrumpelt blinzelte Grace.
Was?
Als ich herkam, hat diese Frau die Unterlagen auf deinem Schreibtisch durchwühlt,
wiederholte Khalil
In ihren Sachen gekramt? Was zum Geier?
Noch während er sprach und Grace versuchte, seine Worte zu verarbeiten, schnappte sich Chloe zwei der Bücher und lief damit zu Khalil. »Guck mal, was ich heute bekommen habe! Ich kann sie lesen, wenn du mir hilfst.«
Einmal mehr vollzog sich vor Grace’ Augen eine bemerkenswerte Verwandlung. Khalil sah zu den Kindern hinunter, und sein elegantes Gesicht nahm einen sanften Ausdruck an. Sein Zorn verschwand, als wäre er nie da gewesen. Mit todernster Stimme sagte er zu dem kleinen Mädchen: »Es wäre mir eine Ehre, dir zu assistieren.«
Chloe strahlte ihn an. »Heißt das, du hilfst mir?«
»Definitiv«, sagte Khalil. Er bückte sich, um Max auf den Arm zu nehmen. Im Umgang mit dem Baby waren seine gewaltigen Hände ausnehmend vorsichtig.
Hinter Grace fiel die Tür von Thereses Wagen krachend ins Schloss, und abermals wallten Wut und Empörung in ihr auf und schnürten ihr die Kehle zu.
Herumgekramt. In ihren Sachen.
Jenseits der Empörung lag ein Gefühl von Entwürdigung; ihr Vertrauen war missbraucht worden.
Sie vergewisserte sich, dass Chloe sie nicht beobachtete, dann legte sie eine Hand hinter ihren Rücken und streckte den Mittelfinger raus.
Ich scheiß auf dich, Therese.
Thereses Wagen setzte mit mehr Schwung als nötig auf die Straße, aber vielleicht kam es Grace auch nur so vor.
Sie betrachtete die Kinder und stellte sich vor, wie sie unschuldig spielten, während Therese herumschnüffelte. Was hatte diese Frau sonst noch getan? Grace ballte die Hände zu Fäusten, in ihrem Kiefer begann ein Muskel zu zucken.
Sie öffnete die Tür und ging ins Haus. Dabei versuchte sie, sich so vorsichtig wie möglich zu bewegen, weil es ihr vorkam, als würde ihr Körper Wellen von Zorn verströmen. Max streckte ihr zur Begrüßung fröhlich die Zunge heraus, und sie versuchte, den Kleinen anzulächeln. Es fühlte sich eher wie eine Grimasse an.
Khalil saß in einem Sessel und sah zu ihr herüber. Er setzte Max auf seinem Bein ab und hob dann Chloe mitsamt ihren Büchern ebenfalls auf seinen Schoß. Das kleine Mädchen rollte sich zusammen und machte es sich ganz selbstverständlich auf seinem anderen Bein gemütlich, als hätten es das schon tausend Mal zuvor getan.
Sie hätte ihnen etwas antun können,
sagte Grace zu Khalil.
Sie hätte alles tun können.
Khalil antwortete:
Aber das hat sie nicht. Es geht ihnen gut.
Eifrig schlug Chloe das erste Buch auf und zeigte auf die Seite. »Was steht hier?«
Khalil beugte sich über das Buch und begann vorzulesen.
Einen Moment lang sah Grace ihnen zu. Es war ein seltsamer und doch wunderschöner Anblick. Wenn sie sich überhaupt bei jemandem entschuldigen sollte, dann bei Khalil, weil sie vergessen hatte zu erwähnen, dass Therese zum Babysitten kommen würde. Aber wenn sie es nicht vergessen hätte und Khalil nicht unangekündigt aufgetaucht wäre, hätte sie nie erfahren, dass Therese herumgeschnüffelt hatte.
Die Frage ist nicht nur »Was zum Geier?«, dachte Grace, sondern auch »
Warum
zum Geier?«
Sie besaß kein Geld, das Therese hätte stehlen können, und das musste die Frau gewusst haben. Geheimnisse hatte Grace
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