Das Feuer des Daemons
Schultern. »Ich weiß es nicht genau. Ich habe einige Blickwechsel und hochgezogene Brauen gesehen, als würden sie sich ohne Worte verständigen. Ich dachte, die Leute verhielten sich meinetwegen so reserviert. Heute früh bekam ich einen Anruf von Brandon, in dem er mir mitteilte, dass heute mehr als genug Leute kämen und ich daher nicht gebraucht würde. Das erinnerte mich ein bisschen zu sehr an Highschool-Zeiten, es war, als würde ich von einer Party ausgeladen werden. Also habe ich beschlossen, trotzdem zu kommen, schließlich wollte ich mal wieder Hallo sagen und sehen, wie es dir geht.«
Langsam sagte Grace: »Das ergibt keinen Sinn. Zuerst rief am Donnerstag Jaydon bei mir an, um mir für heute achtzehn Personen anzukündigen. Und als Brandon heute Morgen ankam, sagte er … zumindest dachte ich, dass er das gesagt hätte …« Ihre Stimme verlor sich, während Olivia sie aus ihren intelligenten, grauen Augen aufmerksam ansah. Mit düsterem Blick versuchte Grace sich zu erinnern. »Okay, vielleicht hat er in Wirklichkeit gar nicht das gesagt, was ich verstanden habe. Er sagte, dass nicht achtzehn, sondern zwölf Personen kommen würden. Und dann fragte er nach dem Gerücht, dass sich hier ein Dschinn herumtreiben soll. Ich habe nur geglaubt, dass die beiden Dinge zusammenhingen und die Leute den Arbeitstag wegen Khalil abgesagt hätten.«
Olivia hob die Brauen. »Bei dir treibt sich ein Dschinn rum?«
»Ja.« Grace versteifte sich. »Was ist schon dabei?«
Olivia grinste. »Nichts, es ist toll. Ich bin in meinem Leben genau einem Dschinn begegnet, und das war eine abgefahrene, beeindruckende Frau.«
Grace sah sie von der Seite an. Ihr Gesicht brannte. »Wir haben morgen ein Date.«
»Du gehst mit einem Dschinn aus? Das ist ja noch besser.« Die Frau lachte. »Ich habe Geschichten gehört … ach, vergiss es.«
»Ich muss sagen, deine Einstellung ist erfrischend«, murmelte Grace. »Die meisten, mit denen ich darüber gesprochen habe, waren ziemlich ablehnend.«
»Du hast mit den falschen Leuten gesprochen«, erklärte Olivia. »Achte nicht darauf, was Brandon sagt oder anzudeuten versucht. Er ist einer der voreingenommensten Menschen, die ich kenne. Dass er einer von Jaydons stärksten Unterstützern war, als dieser bei den Reichswahlen gegen Isalynn LeFevre angetreten ist, weißt du doch, oder?«
»Nein, diese Verbindung hatte ich nicht gezogen«, sagte Grace. Leicht ungeduldig hob sie die Schultern. »Politik interessiert mich nicht so.«
Olivia setzte sich wieder in Bewegung, und Grace folgte ihr. »Isalynn ist in mancher Hinsicht konservativ eingestellt«, sagte Olivia. »Das macht einen Teil ihrer langjährigen Beliebtheit aus. Sie setzt sich für weniger Staat ein. Aber im Verhältnis zu den sieben Reichen der Alten Völker vertritt sie eine moderate Einstellung. Jaydon hatte sich für eine stärkere Bundesregierung und weniger Souveränität der Alten Reiche ausgesprochen. Er hat eine große Anhängerschaft von Menschen, die ganz gegen die Alten Völker sind, egal, welcher Art – Vampyre, Wyr, Dschinn, Helle oder Dunkle Fae, was auch immer. Die Gruppe will die Alten Völker aus Kentucky und der Bundesregierung vertreiben.«
»Aber wir gehören zu den Alten Völkern«, sagte Grace.
»Das sehen manche anders«, gab Olivia zurück. »Ja, wir sind Hexen, aber wir sind menschlich. Viele verlangen, dass die nicht menschlichen Alten Völker ihre Regierungen in Anderländer verlagern und als eigenständige Staaten behandelt werden.«
»Das ist nicht realisierbar«, sagte Grace, die Stirn noch immer in Falten gelegt. »Sie gehören genauso zu unserer Gesellschaft wie die fünfzig Staaten. Keines der Reiche wird sich entwurzeln und umziehen.«
Olivia zuckte die Schultern. »Das hält die Leute nicht davon ab, es zu versuchen. Bei der letzten Wahl jedenfalls haben sich die Gemüter ziemlich erhitzt, es gab viele Demonstranten und hässliche Wörter. Das solltest du einfach nur im Hinterkopf behalten, wenn du es mit Brandon zu tun hast.«
Grace schüttelte den Kopf. Sie sah noch immer nicht, was das alles mit ihr zu tun haben sollte. Als Orakel war es ihre Aufgabe, neutral zu bleiben und alle Ratsuchenden gleich zu behandeln. Natürlich hieß das nicht, dass sie keine persönlichen Meinungen haben durfte, aber sie konnte sich nicht vorstellen, warum sich irgendjemand für ihre politische Einstellung interessieren sollte. »Nun, ich weiß, dass die Gerüchteküche bei den Hexen sehr aktiv ist.
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