Das Feuer Kabals
rothaarige Eishexe mit dem Gesicht eines Mädchens und den Augen einer weisen Frau antworte mit beißender Stimme. »Seid Ihr gekommen, um die Vollendung Eures Werkes zu betrachten?«
»Sei nicht töricht! Ich bin hier, um mit Jenara zu sprechen! Uskai ist mit mir gekommen. Helft mir gegen die Verräterinnen, dann ist genug Zeit zum Reden!«
Die beiden Tjolfin warfen sich einen Blick zu und nickten. Eine von ihnen hatte offenbar einen Unterarm verloren, doch die Wunde war kauterisiert.
»Kannst du kämpfen?«, fragte Charna mit einem Blick auf die Verstümmelung.
Die blonde Eishexe, deren Gesicht von blauen, pulsierenden Adern überzogen war, nickte schmerzverzerrt und zeigte grimmig ihre blutigen Zähne. »Bis zum Tod!«
»Dann los!«
Charna lugte um eine Ecke, gab Uskai und Seraphia ein Zeichen und entließ einen Feuerstrahl auf diejenige Eishexe, die ihr am nächsten war. Der rotleuchtende Strahl erfasste die zierliche Gestalt und warf sie mit Gewalt gegen Jenaras Schild. Sie prallte mit einem grellen Funkenschlag ab. Sofort war sie wieder auf den Beinen und schleuderte Charna zwei nadelfeine Eisstrahlen entgegen. Charna wich so schnell aus, dass sie zu einem verschwommenen Schemen wurde. Die Steinstatue, die Jenaras Vater in einer mehr als zehn Schritt hohen Form verkörperte, wurde von den Strahlen auf Höhe der Knie zerteilt. Nur eine Schrecksekunde hielt sie noch, dann kippte sie vornüber und fiel laut krachend auf den erbebenden Steinboden.
In dieser Sekunde reagierten auch die übrigen Tjolfin. Eine stürzte sich auf Seraphia und Uskai, zwei traten ihren ehemaligen Schwestern gegenüber und zu Charnas Gegnerin gesellten sich weitere der abtrünnigen Eishexen. Die Halle erbebte unter den Energien, die sie jetzt unfreiwillig beherbergte. Die Macht der Elemente wurde entfesselt, schlug mit Feuer und Eis auf die Mauern und Streben, die Jahrhunderte alten Skulpturen und Fresken ein, die das innerste Heiligtum Tojanturs schmückten. Seraphia entließ mächtige Feuerstrahlen glühender Vernichtung, die jedoch von den Tjolfin wirkungslos abprallten. Sie verließ sich allein auf ihre Fähigkeiten als Priesterin des Ordens. Die Macht der Dunklen Flamme ließ unangerührt und hatte damit keine Chance. Der Gegenangriff schleuderte sie durch die Halle und gegen eine Statue. Charna schrie entsetzt auf. Sie bezahlte sofort den Preis für die Ablenkung ihrer Konzentration und wurde von zwei mächtigen Tentakeln aus schneidenden Strängen tödlich kalter Kristalle gepackt. Die Magie war mächtig, verbiss sich mit rasiermesserscharfen Klingen in ihre Haut. Ihr Pentacut erglühte augenblicklich, bis es Funken schlug.
»GENUG!«
Die Halle erzitterte.
Ihre Stimme trug die Macht der Hohepriesterin des Ordens vom Brennenden Blut mit sich. Die Eistentakel zersprangen mit einem lauten Klirren in tausend Splitter und Charna schoss durch die Luft. Sie ergriff eine der Tjolfin und rammte sie mit Gewalt in den steinernen Boden. Fliesen zerbrachen, Bruchstücke wurden aufgeworfen. Ein paar gefährliche Risse bildeten sich und eine der Brücken zu der Plattform mit Jenara und dem Kristallbaum sackte ab. Ein Bersten und Krachen erschütterte die Halle.
Doch die mächtige Eishexe war noch am Leben!
Sie packte Charnas Arm und versuchte, die Hand der Hohepriesterin von ihrer Kehle zu entfernen.
Charna öffnete den Mund.
Sie entließ den Atem der Kraindrachen und verbrannte die Hexe. Ihre Kleidung verglühte auf der Stelle und Charnas Feueratem ließ die Haut der Tjolfin zuerst rot werden, dann warfen sich Blasen auf. Die Eishexe schlug scheinbar unbeeindruckt von ihrem nahenden Ende gegen Charnas Gesicht, ihre Fäuste hieben mit Macht auf den Kiefer der Hohepriesterin ein und der Feueratem wurde abgelenkt. Charna packte die Arme der Eishexe und schleuderte sie quer durch den Raum, wo sie in die Wand krachte und in dem entstandenen Loch steckenblieb. Immer noch lebendig und bei Bewusstsein, kämpfte sich die halbverkohlte Hexe schwer verletzt aus dem Loch hervor. Sie spuckte aus, intonierte krächzend eine Anrufung und ließ die Macht der Elemente in ihre geballten Fäuste preschen.
Zähes Biest!
Charna wandte sich besorgt um ihre Gefährten um, und sah im letzten Augenblick, wie sich Uskai auf eine Tjolfin stürzte, die den Bärenmann beinahe beiläufig zur Seite warf. Er wurde zurück in den Korridor geschleudert und war außer Sicht. Seraphia blieb bewusstlos, doch Charna blieb keine Sekunde länger, um sich um ihre
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