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Das Filmbett

Das Filmbett

Titel: Das Filmbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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richtete die letzten Grüße an den Toten, die
Hauptdarsteller mit den vorgesehenen Sätzen, die Kleindarsteller und Statisten
mit unverständlichem Gemurmel. Auch Mathilde erwies dem Dahingegangenen die
letzte Ehre. So perfekt war sie in ihrer Rolle, daß man annehmen konnte, sie
wäre schon bei vielen Bestattungen Trauerzeuge gewesen. Sie war wohl die
Untröstlichste von allen und es machte ihr nichts aus, daß alle Einstellungen
immer und immer repetiert wurden. Im Gegenteil. Ihretwegen hätte es noch lange
so weitergehen können, und der Regisseur war ihr viel zu früh zufriedengestellt,
denn es war, wie sie immer wieder zu versichern wußte, der schönste Tag ihres
Lebens.
    Die Vorwarnung und der rasch
darauf folgende Alarm kam überraschend. Die Sirenen heulten mißtönend in die
fröhliche Blasmusik der Vereinskapellen hinein, die beim Abmarsch vom Friedhof
als lebensbejahender Abschied vom Tode bei allen ländlichen
Trauerfeierlichkeiten üblich ist.
7
    Nein, es geschah nicht das, was
jeden Drehbuchschreiber zu einem billigen Unhappyend verführt hätte. Das Leben
ist nicht immer ein skrupelloser Dramaturg, für den die gröbsten Effekte die
besten sind. Das ganze Filmteam kam unbeschadet in die Luftschutzräume — als
letzte Fräulein Mathilde Buchsbaum, die eigensinnig darauf beharrt hatte, daß
auch ihr Sarg in Sicherheit gebracht werden müsse. Was sportlich, intelligent
und mitfühlend zwei französische PG’s, (nicht Parteigenossen, sondern Prisonier
de Guerre, Kriegsgefangene) bewerkstelligten, die an diesem Tage, wie es damals
geschah, zu Abbau-Arbeiten auf dem Filmgelände abkommandiert waren. Sie zeigten
sich an Haltung und Gelassenheit den kostümierten peußischen Junkern überlegen
und an jener Disinvoltura, die Ernst Jünger so sehr schätzte.
    Nein, nichts Spektakuläres
ereignete sich mit Fräulein Buchsbaum und ihrem Kleinod, es sei denn, daß sie
eine Gage für ihre Mitwirkung an dem schönen Tag beleidigt und energisch
ablehnte.
    Der Sarg fand wieder seinen Platz
in der Auslage von Strempels Beerdigungsinstitut in Potsdam. Und Fräulein
Buchsbaum kam täglich zweimal an ihm vorbei und betrachtete ihn still und, wenn
möglich, noch inniger als vorher — mal länger, mal kürzer, wie die Zeitumstände
und die im Volksempfänger gemeldeten Feindeinflüge auf deutsches Reichsgebiet
es gestatteten.
    Bis eben, eines Tages, kurz bevor
die Russen einmarschierten, kein Fräulein Buchsbaum mehr vorbeikam und auch die
Anwesenheit eines prächtigen Sarkophags in einem leeren Bestattungsinstitut
nicht mehr feststellbar war, weil sich selbiges in Schutt und Asche verwandelt
hatte.
    Eine Nachfrage bei der
Friedhofsverwaltung in Potsdam ergab, daß man um diese Zeit die Bombenopfer
ganz allgemein in Papiersärgen beerdigt hatte.

Der Kinderstar
    Wissen Sie, was das ist, ein
Kinderstar? Nö, Doktorchen, das wissen Sie nich! Aber ich weeß das... Ich war
nämlich einer... Viele sagen ein Scheißleben... Ja und nein... Jedenfalls nicht
so, wie man’s in den Illustrierten liest... ›Die armen ausgebeuteten Kinder,
die dressierten Affen, die altklugen Kindergreise, denen man die Jugend geklaut
hat, die selige Kinderzeit...‹ — Nö, so is es partout nicht... jedenfalls weeß
ich nischt davon... Nicht, daß ich damals nicht auch gerne mal mit Jungs
Fußball gespielt hätte und Räuber und Schandarm. Ich war gerne Kinderstar...
Gibt es ‘nen schöneren Abenteuerspielplatz als die Filmstudios — und was das
Spielen mit Altersgenossen betrifft — ehrlich — , mir waren eigentlich die
Erwachsenen als Spielzeug immer lieber...
    Sagen Sie mal, Seelendoktor, Ihre
Ledercouch ist aber ziemlich kühl unter meinem Hintern. Muß das so sein und
dient es der Seelenerforschung? Ich hab’ nämlich drunter wenig an... Nun sei’n
Sie nicht so streng, ich komm ja schon zur Sache!
    Eltern wollen immer, daß die
Kinder ihr Leben fortsetzen. Kann ich verstehen. Aber wenn ich so höre: Mein
Sohn oder meine Tochter soll es mal besser haben als ich... da werd’ ich ganz
krank... Ehrlich, Doktorchen. Da solln doch die Kinder nur das leben,
was die Alten als besseres Leben empfinden... und das ist doch meistens ein
verstunkener Käse...
    Und was die Eltern von Kinderstars
betrifft... Der Vater will meist nur Geld herausschlagen. Und die Mutter
wünscht sich für ihr Kind den Erfolg, den sie selbst nie hatte. Kinderstars
sind meist die Sprößlinge von Nieten und Versagern der Branche, von
Nie-zum-Zug-Gekommenen — und nu

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